Hamburg. Kräftiger Aufschlag für Altaktionäre. Weltgrößte Reederei MSC steigt groß ein. Mehrheit bleibt bei der Stadt.
Zeitenwende im Hamburger Hafen: Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) bekommt eine neue Gesellschafterstruktur: Die weltweit größte Containerreederei Mediterranean Shipping Company (MSC) mit Sitz in Genf (Schweiz) wird in Zukunft über eine Tochter 49,9 Prozent der Anteile halten, die Stadt verringert ihren Anteil auf 50,1 Prozent.
Heute morgen um 7.30 informierte die HHLA vor Öffnung der Börsen darüber, dass die Port of Hamburg Beteiligungsgesellschaft ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot abgibt. Demnach wird die Port of Hamburg Beteiligungsgesellschaft SE, eine 100%-ige mittelbare Tochtergesellschaft der MSC Mediterranean Shipping Company S.A., den Aktionären ein Barangebot zum Erwerb sämtlicher Stückaktien gegen Zahlung von 16,75 Euro machen. Das ist ein Aufschlag von 44 Prozent zum Schlusskurs vom Dienstag.
Kräftiger Aufschlag für HHLA-Aktionäre
Der Kurs der Aktie dümpelte zuletzt bei gut zehn Euro. Nachdem der Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne im Abendblatt über ein Angebot an die HHLA nachgedacht hatte, kletterte der Kurs bis Dienstagabend auf 11,60 Euro. Emittiert wurde das Papier 2007 indes für 53 Euro.
In der Ad-hoc-Meldung der HHLA hieß es weiter, „vorbehaltlich weiterer Abstimmung mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht wird das Übernahmeangebot insbesondere unter dem Vorbehalt der Erteilung der erforderlichen wettbewerbsrechtlichen und sonstigen regulatorischen Freigaben sowie der Zustimmung der Hamburgischen Bürgerschaft stehen“.
MSC-Deutschlandzentrale kommt in die HafenCity
Auf einer Pressekonferenz um 8.15 Uhr wurde klar, dass dies eher eine Formsache sein dürfte. Ein sichtlich gut gelaunter Bürgermeister Tschentscher sprach von einer „wegweisenden Transaktion“. Der Senat habe in der Vergangenheit gezielte Aktivitäten unternommen, die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens zu erhöhen, betonte er. Er verwies auf die gescheiterten Verhandlungen über eine Fusion von HHLA und Konkurrent Eurogate. Es habe auch Gespräche mit anderen Interessenten gegeben. „Wir können nicht ewig warten.“ Dieser Deal könne der „maritimen Wirtschaft die notwendige Schubkraft“ bringen und soll schnell umgesetzt werden.
„Hamburg wird ein Knotenpunkt im internationalen Netzwerk von MSC“, versprach der CEO von MSC, Søren Toft: „Wir werden uns in Zukunft stärker auf Deutschland und Hamburg konzentrieren.“ MSC werde eine Deutschlandzentrale mit 12.000 Quadratmetern in der Hansestadt bauen und die Mitarbeiterzahl auf 700 mehr als verdoppeln.
MSC verpflichtet sich, eine Million Standardcontainer nach Hamburg zu bringen.
Diese wird in der Hafencity entstehen. Das Unternehmen werde auch langfristig in Hamburg investieren. Toft erzählte, er habe ein paar Jahre in Hamburg gelebt und freue sich, zurückzukommen. MSC hat eine Mengenverpflichtung von einer Millionen Standardcontainern (TEU) pro Jahr abgegeben. „Wir sind stark gewachsen und wachsen weiter. Wir machen das, um Hamburg zu entwickeln, nicht um es abzuwickeln.“
Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) nannte die Einigung „ein herausragendes Versprechen an die Zukunft“, MSC werde die HHLA zusammen mit der Stadt führen. Sie verwies darauf, dass die bisherige Gesellschafterstruktur, bei der die Stadt 69 Prozent an der HHLA hält, und 31 Prozent an der Börse gehandelt werden, unglücklich sei: „Die Stadt kann dabei nicht den strategischen Einfluss geltend machen, den sie eigentlich haben müsste. Das wird sich in der neuen Gesellschaftsform ändern. Der strategische Einfluss wird nicht weniger, sondern mehr.“
Die Sorge, dass andere Reedereien wie Hapag-Lloyd, sich zurückgesetzt fühlen könnten und Hamburg in der Folge den Rücken kehren, hat die Wirtschaftssenatorin nicht. „Alle bestehenden Verträge mit anderen Partnern laufen weiter.“ MSC beteilige sich an der Holding nicht an bestimmten Terminal..
Immobilien der HHLA bleiben allein bei der Stadt
Demnach wird die stadteigene HGV Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement, in der die städtischen Betriebe und Anteile gebündelt sind, ihre A-Aktien nach Vollzug des Übernahmeangebots im Rahmen einer Sachkapitalerhöhung auf die Bieterin übertragen. Im Gegenzug wird die Stadt Aktien der Bieterin erwerben. Hinter der neuen Beteiligungsgesellschaft stehen dann zwei Anteilseigner: Nach der Übernahme soll die HGV mit 50,1 Prozent und MSC mit 49,9 Prozent am Grundkapital der Bieterin beteiligt sein. Bislang hält die Stadt 69,25 Prozent der HHLA. Die so genannnten S-Aktien, in denen die HHLA ihre Immobilien in der Speicherstadt bündelt, sind nicht Gegenstand des Verkaufs. Sie werden in der Hand der Stadt Hamburg bleiben.
„Wir müssen die Mehrheit behalten und die Mitbestimmung hinbekommen“, betonte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Es werde keinen Abbau von Mitarbeiterrechten geben. Es gehe um eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Auch der derzeitige HHLA-Vorstand bleibe unverändert und werde auch in Zukunft von der Stadt Hamburg ernannt.
Mehrheit des Gemeinschaftsunternehmen verbleibt bei der Stadt
So wird die HGV einen Teil der Aktien auf MSC oder eine Tochtergesellschaft von MSC übertragen. Sollte die Bieterin nach Vollzug des Übernahmeangebots weniger als 100 Prozent der Aktien halten, wird das Beteiligungsverhältnisse so ausgerichtet, dass die HGV indirekt 50,1 Prozent der Aktien hält. Die Stadt will die Mehrheit also nicht abgeben.
- Wie sich Rot-Grün an Klaus-Michael Kühne abarbeitet
- Kühnes Hafenplan- Der Senat sollte ihn ernst nehmen
- Containerumschlag in Hamburg bricht um fast 12 Prozent ein
„Im engen Austausch mit dem Aufsichtsrat der HHLA wird der Vorstand das angekündigte Angebot im besten Unternehmensinteresse und unter Wahrung der Interessen aller Stakeholder prüfen und bewerten“, hieß es in der Ad-hoc. Das dürfte nur noch Formsache sein. Am Morgen sprang die Aktie über 16 Euro.