Hamburg. Dürre in Mittelamerika belastet die weltweite Schifffahrt noch auf Monate. Erste Reedereien erwägen, einen weiten Umweg zu fahren.

Hamburgs Reeder und Außenhändler schauen mit wachsender Sorge nach Mittelamerika. Seit Wochen gibt es für die Schifffahrt Einschränkungen im Panamakanal, weil dieser wegen großer Trockenheit in der Region zu wenig Wasser führt.

Jetzt erklärten die Behörden, dass die Durchfahrtsbeschränkungen wohl noch zehn weitere Monate gelten werden. Vor den Schleusen auf beiden Seiten wächst die Zahl der wartenden Schiffe. Am Wochenende waren es bereits knapp 130. Der Welthandel droht wieder außer Takt zu geraten.

„Wir spüren die Auswirkungen aufgrund der Ladungsbegrenzungen für unsere größeren Schiffe auf unseren EC1 und EC2 Diensten“, sagte eine Sprecherin von Hamburgs Traditionsreederei Hapag-Lloyd. Die beiden Linien führen von Asien über die Westküste der USA durch den Kanal an die Ostküste Nordamerikas und werden von Schiffen mit einer Ladekapazität von 10.000 bis 13.000 Standardcontainern bedient.

Panamakanal: Der Schiffsstau wächst – Hamburger Außenhändler besorgt

Eigentlich ist der Panamakanal eine Abkürzung von Tausenden Kilometern für Warenlieferungen zwischen Asien und den USA. Doch seit Mai gibt es Beschränkungen bei der Befahrung. Zwar verbindet der Kanal den Atlantik mit dem Pazifik. Gespeist wird er aber durch Süßwasser aus zwei Seen – und die fallen derzeit trocken. Da es kein Pumpsystem gibt, geht bei jedem Schleusenvorgang Wasser verloren. Deshalb wird die Schifffahrt beschränkt.

In den kleineren Schleusen des Kanals sind derzeit 22 Durchfahrten am Tag erlaubt. Vor der Beschränkung waren es durchschnittlich 25. In den neugebauten großen Schleusen für Schiffe der Neopanamax-Größe (bis zu 50 Meter breit, 366 Meter lang) gilt eine Tiefgangbeschränkung: Konnten bisher Schiffe mit einem Tiefgang von 15,2 Metern die Schleuse passieren, gelten jetzt 13,4 Meter. Das bedeutet, dass die Schiffe weniger Fracht mitnehmen können.

Hapag-Lloyd erwägt, Panamakanal weiträumig zu umfahren

Hapag-Lloyd versucht die Auswirkungen der neuen Verordnung zu begrenzen, indem das Unternehmen Fracht aus Asien für Mexiko schon vor der Kanalquerung in einem Hafen löscht. „Sollten die Beschränkungen weiter andauern, werden wir die derzeitigen Maßnahmen zur Abmilderung der Auswirkungen fortsetzen müssen.

Der Schiffszulauf unserer größten Schiffe wird weiterhin reduziert werden, und wir werden uns nach Alternativen umsehen müssen, wie wir es heute tun, indem wir Fracht nach Mexiko bringen. Wir werden auch prüfen, ob wir andere Häfen anlaufen können, um die Auswirkungen abzumildern“, sagt eine Unternehmenssprecherin.

Der Präsident des Verbands der Groß- und Außenhändler, Hans Fabian Kruse, befürchtet Einschränkungen der globalen Lieferketten wegen der Beschränkung der Schifffahrt im Panamakanal. Zudem rechnet er mit steigenden Kosten.
Der Präsident des Verbands der Groß- und Außenhändler, Hans Fabian Kruse, befürchtet Einschränkungen der globalen Lieferketten wegen der Beschränkung der Schifffahrt im Panamakanal. Zudem rechnet er mit steigenden Kosten. © Michael Rauhe

Zudem erwägt die Reederei jetzt sogar, Ladung aus Asien auf dem langen Weg durch den Suezkanal, das Mittelmeer und über den Atlantik zu transportieren: „Letztlich könnte dies bedeuten, dass wir Schiffe stattdessen über den Suezkanal leiten, was allerdings eine mittel- bis langfristige Lösung ist, wenn sich die Situation nicht verbessert“, so die Sprecherin.

Stau vor Panamakanal belastet Lieferketten und führt zu höheren Preisen

Die Hamburger Außenhändler befürchten dadurch Staus bei den Warenströmen und höhere Kosten. So sagte der Präsident des Groß- und Außenhandels, Hans Fabian Kruse: „Viele Schiffe, die den Hamburger Hafen passieren, kommen aus oder fahren in Richtung des amerikanischen Kontinents. Die aktuellen Einschränkungen und Staus sind eine Belastung für die globalen Lieferketten, die sich in den letzten Monaten wieder ganz gut erholt hatten. Die Probleme im Panamakanal bekommen die Außenhändler durch längere Lieferzeiten und höhere Frachten zu spüren.“

Den Reedereien, so Kruse, würden Einnahmeverluste entstehen, wenn sie weniger Container laden dürfen, um den Tiefgang zu verringern. „Diese Kosten geben sie über Zuschläge an ihre Kunden weiter.“

Hapag-Lloyd verspricht indes, das Unternehmen habe keine Pläne eine Sondergebühr für die Kanalbefahrung zu erheben.