Hamburg. Zahl der Übernachtungen in der Stadt erreicht Höchstwert. Imagefilm mit einem Star aus dem „Großstadtrevier“ soll Gäste locken.
Die Tourismuszahlen des ersten Halbjahrs 2022 toppen – das ist wohl kaum eine große Sache. Doch besser abzuschneiden als im Rekordjahr 2019 ist schon etwas anderes. Genau das ist Hamburg gelungen: Von Januar bis Juni 2023 zählte man hier 7.575.494 Übernachtungen, was einem Plus von 19,1 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des vorigen Jahres und einer Steigerung von 5,7 Prozent im Vergleich zum bisherigen Höchstwert im ersten Halbjahr 2019 entspricht.
„Wir stehen extrem gut da“, sagt Michael Otremba, Geschäftsführer von Hamburg Tourismus (HHT). „Hamburg hat sich zu einem absoluten Sehnsuchtsort entwickelt und hat als Reiseziel auch nach der Pandemie nichts an Anziehungskraft verloren.“ Nur sehr wenige Metropolen in Europa könnten in diesem Jahr ein neues Tourismus-Allzeithoch vorweisen.
Grundlage der guten Hamburger Bilanz ist die starke Nachfrage der Gäste aus Deutschland, die knapp über sechs Millionen Übernachtungen buchten. Bei den ausländischen Gästen erreichte Hamburg zwar ein kräftiges Plus von mehr als einem Drittel gegenüber dem ersten Halbjahr 2022, aber gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 lag man noch um 7,6 Prozent zurück.
Tourismus Hamburg: „Hamburg hat sich zu einem Sehnsuchtsort entwickelt“
Unter den internationalen Touristen standen die Gäste aus der Schweiz (153.400 Übernachtungen) an der Spitze, gefolgt von Dänemark (143.600), Österreich (134.800), Großbritannien (132.100) und den USA (108.100). Insgesamt kamen nach Angaben von Otremba 44 Prozent der Reisenden mit der Bahn nach Hamburg, 10 Prozent mit dem Flugzeug.
Allerdings steht der Tourismus weltweit nach Auffassung von Experten vor großen Herausforderungen, unter anderem aufgrund der hohen Inflationsraten und steigender Flugpreise. Erwartet werden, dass die Menschen zunehmend nach einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis suchten und näher an ihrem Heimatland blieben, heißt es von HHT. „Die größte Herausforderung für den Tourismus und die Gastronomie liegt aber im Fachkräftemangel“, so Otremba.
Veranstaltungen leisten einen wichtigen Beitrag
Für die nähere Zukunft bleibt er dennoch zuversichtlich: „Die Investitionen in die touristische Infrastruktur, zum Beispiel in das Überseequartier, kreative Hotelprojekte und auch Freizeitattraktionen werden Hamburg im Gespräch halten und damit eine große Zugkraft entwickeln.“
Dabei würden Veranstaltungen wie die Hamburg Cruise Days (8. bis 10. September) oder das Open Mouth Hamburg Food Festival (14. bis 18. September) einen wichtigen Beitrag leisten. Gerade im Hinblick auf die Kulinarik darf sich Hamburg nach Auffassung von Otremba durchaus selbstbewusst zeigen: „Es gibt keinen Grund, dass wir hinter Städten wie Kopenhagen oder Kapstadt stehen müssen.“
Gäste geben in Hamburg 9,6 Milliarden Euro aus
Ganz oben auf der Liste der Gründe, in die Hansestadt zu kommen, rangieren dem HHT-Chef zufolge aber das Wasser und das „Gefühl der Freiheit“, das Hamburg vermittele. Beides transportiere auch der neue Image-Film „Weil wir Hamburg sind“, der ab Ende August im In- und Ausland eingesetzt werde. Hauptdarsteller ist Enrique Fiß, der vielen Zuschauern als „Nils Sanchez“ aus der Serie „Großstadtrevier“ bekannt ist. „Es sind die Kontraste der Stadt, die Energie des Wassers und es sind vor allen Dingen die Menschen, die Hamburg ausmachen“, heißt es zu dem Film, der den Elbphilharmonie-Konzertsaal ebenso zeigt wie die Kiezkneipe „Holsten-Schwemme“.
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Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) wies zur Halbjahresbilanz auf die wirtschaftliche Bedeutung des Hamburg-Tourismus hin. „Eine florierende Tourismuswirtschaft trägt maßgeblich zur Wertschöpfung und zu einem lebenswerten Hamburg bei“, sagte sie. Einer neuen Untersuchung (mit Zahlen aus 2019) zufolge geben Besucherinnen und Besucher in Hamburg rund 9,6 Milliarden Euro aus, davon 2,2 Milliarden Euro im Einzelhandel und 1,9 Milliarden Euro in der Gastronomie.
Im Tourismus arbeiten in Hamburg so viele Menschen wie im öffentlichen Dienst
Damit werde direkt und indirekt ein Beitrag zur Wirtschaftsleistung (Bruttowertschöpfung) von 5,5 Milliarden Euro geleistet, das sind knapp fünf Prozent an der gesamten Wirtschaftsleistung Hamburgs und 20 Prozent mehr als im Vergleichsjahr 2015. „Im langfristigen Trend und auch im Vergleich zur letzten Erhebung sind die Kennzahlen deutlich gestiegen“, so Leonhard.
Außerdem habe die Branche eine „hohe Beschäftigungsintensität“, erklärte die Senatorin. Einschließlich Zulieferern und Dienstleistern arbeiteten 98.800 Menschen für den Tourismus, etwa 7,3 Prozent aller erwerbstätigen Personen in der Stadt. „Das entspricht in der Größenordnung dem gesamten öffentlichen Dienst“, so Leonhard, „und es sind keine Arbeitsplätze, die sich verlagern lassen.“ Das gesamte mit dem Tourismus zusammenhängende Steueraufkommen für Hamburg betrage 363 Millionen Euro.