Harburg. Ob “Großstadtrevier“ oder “Morden im Norden“: Die ARD-Krimiserien wissen, was sie an Hamburg haben – und wie man effektvoll trickst.

Erst eine Woche ist es her, als das Filmteam vom "Großstadtrevier" ihre Produktionsfahrzeuge auf dem Gelände des Wassersport-Vereines Süderelbe unweit der alten Harburger Elbbrücke abstellte.

Am Freitagabend vor einer Woche jagten, die Zivilfahnder „Harry“ Hariklia Möller, bürgerlich Maria Ketikidou und ihr Kollege Nils Sanchez, der Schauspieler Enrique Fiß, einen flüchtigen Motorradfahrer. Ihm gelang die Flucht. Hamburger Polizeifahrzeuge und eine Motorradstreife säumten die Brücke zwischen Harburg und Wilhelmsburg.

Schauspielerin Maria Ketikidou postest Foto vom Harburger Hafen

Ein paar Tage später postete Maria Ketikidou ein Foto vom malerischen Sonnenuntergang über dem Harburger Hafen. Das Team der Hamburger Kultserie "Großstadtrevier" im ARD-Vorabendprogramm drehte für die mittlerweile 35. Staffel. Ausgestrahlt werden die Szenen aus Harburg vermutlich im Frühjahr 2023. Auf der anderen Elbseite waren die Kollegen vom "Großstadtrevier" schon häufiger. Zum Beispiel ermittelten sie im Binnenhafen.

Am Freitagabend bezog erneut ein Team ihr Filmdorf am Wassersport-Centrum. Das Kuriose: Obwohl in Harburg auf und unter der alten Elbbrücke gedreht wurde, werden die Szenen später eine Brücke in Lübeck darstellen – die Filmfabrik macht's möglich. Denn die Szenen, die am Freitag bis in die Nacht gedreht wurden, sind für die NDR-Erfolgsserie "Morden im Norden" entstanden.

„Keine Seltenheit, die meisten Szenen der beliebten Krimiserie entstehen in Hamburg und nicht in Lübeck“, erklärt Serienexperte Matthias Röhe, der 2021 ein Buch über die Serie veröffentlicht hat. „Bei unseren Recherchen kam heraus, dass aus Kostengründen meist in Hamburg gedreht wird. Produktionsfirma, Schauspieler und Filmteam sind in Hamburg ansässig. Nur für wenige Tage im Jahr zieht das Team ans Holstentor nach Lübeck“, weiß Röhe zu berichten.

Die Lübecker Mordermittler Sven Martinek alias Kommissar Finn Kiesewetter und Ingo Naujoks als Kriminaldirektor Lars Englen ermitteln im Umfeld der Elbbrücke.
Die Lübecker Mordermittler Sven Martinek alias Kommissar Finn Kiesewetter und Ingo Naujoks als Kriminaldirektor Lars Englen ermitteln im Umfeld der Elbbrücke. © Andre Lenthe Fotografie

Diesmal fanden die Ermittler unter der alten Harburger Elbbrücke die Kleidung eines mutmaßlichen Mordopfers. Ein Team der Spurensicherung arbeitete unter und auf der historischen Elbbrücke, sicherte Spuren in weißen Anzügen. Dann kam das prominente Ermittlerduo, Sven Martinek alias Kommissar Finn Kiesewetter und Ingo Naujoks als Kriminaldirektor Lars Englen, hinzu und schaut sich um.

Harburger Elbbrücke voraussichtlich 2023 in der ARD zu sehen

Mit viel Routine wurde die Szene am Tatort zügig abgedreht, weiter ging es vor dem Wilhelmsburger Portal der Brücke über die Süderelbe. Zwei Polizeiwagen mit Kennzeichen aus Schleswig-Holstein versperren den Zugang zum Tatort. Dazwischen der zivile Wagen von Ermittler Lars Englen und das Motorrad von Finn Kiesewetter. Beide informierten sich bei den Streifenpolizisten über den Fundort der Kleidung und sichteten erste Spuren. Gegen 23 Uhr endete ein langer Tag für die Schauspieler und das Team. Zuvor hatten sie bereits in Hamm gedreht.

Das Produktionsteam von "Morden im Norden" kam bereits 2020 auf die alte Harburger Elbbrücke. Am 23. November 2020 wurde die Folge 97 mit dem Titel „Kein Geld der Welt“ ausgestrahlt. Damals ermittelte das Duo ebenfalls unter und neben der alten Harburger Elbbrücke. Die Ermittler stießen auf ein Obdachlosen-Lager, in dem ein Verdächtiger untergekommen war, der nach einem Bankraub ermordet aufgefunden wurde. Beim abschließenden Drohnenflug ist das Wilhelmsburger Stadtwappen nicht mehr zu erkennen, aber auf Grund ihrer Charakteristik die Brücke gut erkennbar. Wie die Filmcrew diesmal mit den Wilhelmsburger-Insignien umgeht, wird der geneigte ARD-Zuschauer erst 2023 erfahren.