Hamburg. Der große Kostencheck für Kurzreisen nach Berlin, Köln, Frankfurt: Diesen großen Nachteil haben billige Verbindungen.
Auch, wenn es heißt, dass jetzt erst mal doch noch richtig Sommer ist – es muss am Wochenende ja nicht unbedingt Ost- oder Nordsee sein. Die Strände dürften ohnehin überfüllt sein mit Sonnenhungrigen.
Ein Städtetrip kann ja auch im August reizvoll sein. Umso mehr, wenn am Zielort noch Ferien und die Einheimischen auswärts sind. Dann muss man vor den Sehenswürdigkeiten womöglich kürzer anstehen.
Für Hamburger gehören das hippe Berlin, das feierfreudig-frohsinnige Köln und das kulturbeflissene Frankfurt zu den beliebtesten deutschen Zielen für einen schnellen Städtetrip zwischen Freitagmorgen und Sonntagabend. Die erste zentrale Frage bei der Reiseplanung heißt: Wie kommen wir hin?
Bahn, Flixbus oder Auto? Der große Reisekostencheck für Städtetrips ab Hamburg
Auf vielen Wegen, die Auswahl ist groß: eigenes Auto, im ICE der Bahn oder im Flixtrain des Günstigrivalen, im Flixbus, nach Köln und Frankfurt auch mit dem Flieger. Und Sparfüchse mit Sitzfleisch, die ohnehin schon ein Deutschlandticket haben, kommen per Nahverkehr der Bahn und ihrer Konkurrenten ans Ziel.
Für den Regionalverkehr ist damit auch schon die zweite wichtige Fragen beantwortet: Wie teuer sind Hin- und Rückreise insgesamt? Wie stark gehen dagegen Bus, Fernzug, Flieger, Privatwagen ins Geld? Welches Verkehrsmittel belastet das Reisebudget wie stark?
Das hat das Abendblatt für die drei deutschen Großstadtziele und einen am Freitag, den 18. August, beginnenden dreitägigen Kurztrip ermittelt (siehe Grafik).
Weil Geld nicht alles ist, wurde zudem gecheckt: Wie flexibel kann man reisen? Wie gut sind die Verbindungen zwischen Hamburg und den drei Städten? Auf welche Details bei der Planung sollte man achten? Und nicht zuletzt: Wie schnell ist man da und wieder zurück an der Elbe? Manche der Antworten sind durchaus überraschend.
Von Hamburg nach Berlin und zurück: Flixbus ist eine echte Alternative
Wer auf der Berlin-Autobahn A24 unterwegs ist, sieht ziemlich häufig grün, die markante Flixbusfarbe. Die Fernbusfirma ist zwischen der Hanse- und der Hauptstadt in jede Richtung und auch am Wochenende gut 20-mal pro Tag und zeitweise im Halbstundentakt unterwegs.
Der erste Bus des Tages startet am Hamburger ZOB um 0.30, der letzte gegen 23.30. Andersrum ist es ebenso.
Doch bei der Buchung sollte man genau hinschauen: Nicht bei jeder Fahrt hält der Bus in der Berliner City am Alexanderplatz oder am innerstädtischen ZOB. Es gibt auch Direktverbindungen zum Flughafen BER. Von dort ist es weit ins Herz der Hauptstadt.
Die Tickets sind mit 20 bis 25 Euro pro Fahrt (hin und zurück also 40 bis 50 Euro) überschaubar. Je nachdem, wo in der Hauptstadt man aussteigt, dauert die Fahrt zwischen drei Stunden und 15 Minuten sowie vier Stunden und zehn Minuten.
Für Autofahrer ist die Hauptstadt ein teures Pflaster
Gut drei Stunden muss man auch für die Anreise mit dem eigenen Auto einplanen. Doch die Kosten sind ungleich höher.
Nach Berechnungen des ADAC für das Abendblatt betragen die über den bloßen Spritverbrauch hinausgehenden „wahren Autokosten“ für jeden der etwa 280 Straßenkilometer zwischen den beiden Innenstädten 50 Cent. Für Hin- und Rückfahrt zusammen sind das 280 Euro.
Da müssen schon fünf Personen im Auto sitzen, damit es pro Nase in etwa so viel kostet wie im Fernbus. Und selbst mit den wahren Kosten ist es nicht getan. Weite Teile Berlins sind Anwohnerparkgebiete. Für alle anderen sind die Parkgebühren happig und werden nicht selten bis auf Sonntag rund um die Uhr erhoben.
Mit einer – fahrplanmäßigen – Reisedauer von etwas mehr als 100 Minuten bewältigen die Fernzüge der Bahn die Strecke am schnellsten. Und so weit weg vom Flixbus ist der Fahrpreis nun auch wieder nicht.
Wer eine Hinfahrt am frühen Freitagmorgen geschickt mit einer Rückfahrt am späten Sonntagnachmittag kombiniert, zahlt in der zweiten Klasse knapp 62 Euro. Und auch die Fernzüge der Bahn sind sehr, sehr häufig unterwegs.
Flixtrain fährt dreimal täglich zwischen Hamburg und Berlin
Trotzdem kann der Billigrivale Flixtrain eine Alternative sein: Er verkehrt zwar nur dreimal pro Tag, doch die Abfahrtzeiten liegen jeweils am Morgen, am Mittag und am frühen Abend.
Mit knapp über zwei Stunden ist der Flixtrain zwar etwas länger unterwegs als die Fernzüge der Bahn. Doch der Preis ist mit im besten Fall gerade mal knapp 20 Euro für Hin- und Rückfahrt geradezu sensationell niedrig. Dann muss man allerdings in Kauf nehmen, dass es bereits am frühen Sonntagmorgen wieder Richtung Heimat geht. Mit einer Rückfahrt am Sonntagabend ist es teurer.
Genauso überraschend wie die billigste Flixtrainfahrt: An- und Abreise mit dem Deutschlandticket dauern lediglich 45 Minuten bis eine Stunde länger als mit Flixbus und Auto. Die Internetseite der Bahn weist Regionalzugverbindungen mit einem (Schwerin) oder drei Umstiegen (Uelzen, Stendal, Rathenow) aus. Der Hauptbahnhof der Hauptstadt wird mit dem Deutschlandticket nach etwas mehr als vier Stunden erreicht.
Hamburg – Köln und zurück: Viel spricht für die Bahn
Anders als Berlin ist die Rheinmetropole für Menschen ohne Flugscham auch per Flieger zu erreichen: Eurowings fliegt freitags von Hamburg zweimal hin (6.45 und 15.45 Uhr), sonntags (16.55) einmal zurück.
Die Verbindung kostet 340 Euro und dauert eine Stunde. Weil der Kölner Flughafen außerhalb der Stadt liegt, bleibt am Sonntag nach Ausschlafen und ausgiebigem Frühstück aber wohl nur noch Zeit für eine Sehenswürdigkeit.
Die knapp 430 Kilometer von Innenstadt zu Innenstadt zweimal mit dem Auto zu bewältigen, ist für Alleinfahrer sogar noch teurer und dauert bei freier Fahrt 4 Stunden und 45 Minuten.
Der Flixbus ist mit Preisen zwischen 23 und 29 Euro pro Strecke zwar günstig, hat aber einen gravierenden Nachteil. Die nur wenigen Fahrten pro Tag zwischen Hamburg und der Stadt der Kölsch-Trinker enden oder starten am Flughafen Köln/Bonn. Bis in die City rund um den Dom sind es von dort etliche Kilometer.
Flixtrain billiger als Fernzug der Bahn – aber die Abfahrtszeiten sind ungünstig
Der Flixtrain fährt zweimal täglich zwischen beiden Städten zum Preis ab etwa 40 Euro hin und zurück. Doch die Abfahrtszeiten sind für ein verlängertes Wochenende nicht optimal. Mit etwa 4 Stunden und 20 Minuten ist der Flixtrain nur etwas langsamer als die Fernzüge der Bahn.
In einem der sehr viel häufiger verkehrenden ICE, IC oder EC ist man im besten Fall etwas mehr als vier Stunden unterwegs, wenn es so läuft, wie der Fahrplan verspricht. Die Preise für Hin- und Rückfahrt in der zweiten Klasse beginnen bei knapp 80 Euro.
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Und per Deutschlandticket? Dauert es in der schnellsten Regionalzugverbindung von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof mindestens 6 Stunden und 40 Minuten. Voraussetzung: Die Bahn wickelt die Fahrten zwischen den mindestens drei Umsteigebahnhöfen plangemäß ab.
Hamburg – Frankfurt und retour: Flexibilität hat einen hohen Preis
Zweifellos ist das Auto das Verkehrsmittel mit der höchsten Flexibilität. Nur ist es bei einmal Frankfurt und zurück eben auch das teuerste, wenn nur eine Person während der gut fünfstündigen Fahrt im Wagen sitzt. Dann ist selbst der einstündige Flug von Hamburg in die Mainmetropole günstiger.
Lufthansa fliegt zwölfmal täglich hin und her, die Auswahl der Termine ist groß. Doch wenn man zum niedrigsten Preis fliegen will, hat das einen gravierenden Nachteil: Der Rückflug startet bereits früh am Sonntagmorgen, der Städtetrip ist de facto einen Tag kürzer. Bei Rückflügen am Nachmittag oder Abend kostet das Flugticket mindestens 350 Euro.
Der Flixbus ist sehr, sehr lange unterwegs
Mit dem Flixbus gibt es täglich sieben Verbindungen. Die Fahrten finden auf unterschiedlichen Strecken statt, teils nimmt der Bus den Umweg über das Ruhrgebiet. Schon die schnellste Verbindung dauert 7 Stunden und 20 Minuten. Manche andere Fahrt sogar knapp 10 Stunden.
Auch die gut fünfstündige Fahrt mit dem einmal täglich verkehrenden Flixtrain hat einen gravierenden Nachteil: Die Rückreise aus der Stadt des Äppelwoi startet bereits am Sonntagvormittag und verkürzt den Städtetrip erheblich.
Mit dem Deutschlandticket zum Äppelwoi? Das ist kompliziert
Fernzüge der Bahn sind täglich in großer Zahl zwischen den Städten unterwegs. In der Regel vergehen zwischen Ein- und Ausstieg etwa 4 Stunden und 30 Minuten. Der Fahrpreis (siehe Grafik) bezieht sich auf die günstigste Direktverbindung mit Abfahrt in Hamburg am frühen Freitagmorgen und Rückkehr am Sonntag kurz vor Mitternacht. Verbindungen mit Umstieg sind auch für weniger als 100 Euro zu haben.
Einmal Frankfurt und zurück per Deutschlandticket geht auch, hat aber den Charakter einer Durchschlageübung und ist eher was für Reisende mit dem Motto „Der Weg ist das Ziel“. Mindestens drei, bisweilen sogar sechs Umstiege werden notwendig. Trotzdem ist man im günstigsten Fall nach knapp acht Stunden am Ziel, meistens aber dauert es länger.
Mal kurz weg – so haben wir recherchiert und gerechnet
Die Angaben zu Verbindungen, Reisedauer, Abfahrts- und Abflugzeiten sind den Internetseiten der Verkehrsunternehmen entnommen. Die Preise wurden dort am vergangenen Mittwoch recherchiert. Insbesondere sie können sich seitdem verändert haben.
Die wahren Kosten einer Autofahrt hat der ADAC für das Abendblatt errechnet. Als Beispiel diente ein als Neuwagen gekaufter VW Golf-Diesel jüngeren Baujahrs, der pro Jahr 18.000 Kilometer fährt.
In die Berechnung gingen neben den Kosten für Treibstoff und andere Verbrauchsstoffe, Versicherung (Vollkasko), und Kfz-Steuer auch Wertverlust, Wartung sowie Reparaturen ein. Daraus ergeben sich die tatsächlichen Kosten von 50 Cent für jeden gefahrenen Kilometer.