Hamburg. Die Tarifverhandlungen stecken in der Sackgasse. Gewerkschaft will die Aktionen nun ausweiten. Was das für die Kunden bedeutet.

Und sie bewegen sich nicht: die Tarifparteien im Hamburger Handel. Auch in der jüngsten Verhandlungsrunde für die rund 90.000 Beschäftigten im Einzel-, Versand- und Buchhandel gab es keinen Abschluss. Die offizielle, schriftliche Mitteilung der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di fiel direkt im Anschluss an das Gespräch denkbar knapp aus: „Die heutige Verhandlungsrunde (...) endete erneut ohne eine Einigung. Die Arbeitgeber haben kein neues Angebot unterbreitet.“ Wie das Abendblatt erfuhr, wird es nun kurzfristig zu neuen Warnstreiks in Hamburg kommen.

„Noch in dieser Woche werden wir mit unseren Warnstreiks starten“, sagte die Verhandlungsführerin der Gewerkschaft, Heike Lattekamp, dem Abendblatt. Und Ver.di werde die Aktionen diesmal deutlich ausweiten. „Ich gehe davon aus, dass die Kunden unsere Warnstreiks spüren werden“, sagte Lattekamp weiter. Denn die Streikbereitschaft sei groß. Wo genau die Ausstände stattfinden werden, verriet die Gewerkschafterin nicht. So will Ver.di den Arbeitgebern keine Möglichkeit geben, sich auf die Aktionen vorzubereiten.

Einzelhandel Hamburg: Streiks noch in dieser Woche

Zum Angebot der Arbeitgeber sagte Lattekamp: „Sie haben weiterhin 8,5 Prozent für zwei Jahre angeboten. Das wäre ein Reallohnverlust und ist für uns nicht akzeptabel.“ Zudem stellen die Arbeitgeber eine einmalige Inflationsausgleichsprämie in Aussicht, auf die keine Steuern und Sozialabgaben entrichtet werden müsste.

Die Arbeitgeber zeigten sich nach den Gesprächen fast schon resigniert: „Wir sind ehrlicherweise etwas ratlos, wie wir die Ziellinie erreichen können“, sagte Sandra Widmaier-Gebauer, Verhandlungsführerin der Arbeitgeberseite. Man habe das eigene Angebot bereits zweimal verbessert, so Widmaier-Gebauer weiter. „Unser aktuelles Angebot liegt auf dem Niveau, auf dem in anderen Branchen Abschlüsse erfolgt sind. In einigen dieser Branchen ist die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit dabei sogar noch höher einzuschätzen als im Einzelhandel. Dennoch reicht es für eine Annäherung in unserer Branche nicht.“

Einzelhandel Hamburg: Arbeitgeber halten Lohnforderungen für zu hoch

Ver.di verlangt eine Erhöhung der Löhne um 2,50 Euro pro Stunde, einen Mindestlohn von 13,50 Euro, die Anhebung der Ausbildungsvergütungen um 250 Euro pro Monat – und das alles bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von lediglich zwölf Monaten. Die Arbeitgeber beharren auf 24 Monaten. „Die Laufzeit ist schon einer der Knackpunkte“, sagte Dierk Böckenholt, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Nord, dem Abendblatt. Die Forderung nach 2,50 Euro mehr in der Stunde nannte er überzogen. Dies würde im Schnitt ein Lohnplus von mehr als 15 Prozent bedeuten. In der Spitze seien es sogar 20 Prozent.

Am 8. September soll es nun zu einem erneuten Sondierungsgespräch kommen.