Hamburg. Sparen für Fahrerlaubnis oder Studium. Welche Anlagen sich eignen und worauf Eltern getrost verzichten können.
Spätestens zur Schuleinführung kommen Verwandte mit Geldgeschenken. Manche stecken auch noch ein Sparbuch in die Schultüte. Wenn Ende August die Schule in Hamburg auch für die 17.599 Erstklässler beginnt, hilft ein Überblick, wie sich die Finanzen für die Jüngsten am besten aufstellen lassen, wo das Geld sicher und verzinst aufgehoben ist und welche Alternativen es zu Zinsanlagen gibt.
Lohnt das Sparen für Kinder?
Angesichts ihrer Wünsche auf alle Fälle. Der Führerschein kostet in Hamburg bis zu 3800 Euro. Nach dem Abitur erst mal chillen? Drei Monate Australien schlagen mit 6000 Euro zu Buche. Und auch ein Studium oder eine duale Ausbildung kosten Geld. Studenten benötigen, wenn sie nicht mehr zu Hause wohnen, je nach Fach und Studienort zwischen 750 und 1850 Euro im Monat. Das liegt schon an den unterschiedlichen Wohnkosten, die zwischen 250 und 720 Euro schwanken.
Zur Schuleinführung geht es zunächst um kleinere Beträge. „Unabhängig von Geldgeschenken macht es spätestens mit Schulbeginn Sinn, die Kinder näher an das Thema Geld heranzubringen“, sagt Doris Kappes von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Wenn sie noch kein Taschengeld bekommen, sollte auch das mit dem Schulbeginn erfolgen. Es ist wichtig, dass die Kinder selbst Erfahrungen mit Geld sammeln können, auch wenn die Eltern manchen Kauf eher skeptisch sehen“, sagt die Verbraucherschützerin.
Wohin mit den Geldgeschenken?
Wer jetzt an das Sparbuch denkt, ist auf dem Holzweg. Notfalls müssen Großeltern überzeugt werden, dass das keine gute Anlage mehr ist. Zwar gibt es diese Anlageform noch, aber aus dem Sparbuch ist jetzt eine Sparcard im Format einer Bankkarte geworden. Die Verzinsung liegt bei den meisten Banken deutlich unter einem Prozent, bei der Commerzbank etwa bei 0,25 Prozent, bei der Postbank bei 0,65 Prozent. Der Anstieg der Zinsen wird wohl die Sparbücher nicht mehr erreichen und die Inflationsrate liegt aktuell bei 6,20 Prozent.
Welche Alternativen gibt es?
Um früh Kunden an sich zu binden, bieten viele Banken spezielle Sparprodukte für Kinder. Bis zu einem Betrag von 500 Euro kann das erste Geld gut auf dem Mäusekonto der Hamburger Sparkasse angesammelt werden, denn es wird mit fünf Prozent verzinst. Das Schüler-Sparkonto der Commerzbank geht zwar bis 10.000 Euro, aber der Zins beträgt nur 0,55 Prozent (siehe Grafik). Mit einer Altersbegrenzung von fünf bis neun Jahren eignet es sich auch nur für einen kurzen Lebensabschnitt.
Brauchen Kinder schon ein Girokonto?
Nicht unbedingt, sagen Verbraucherschützer. Aber einige Banken bieten kostenlose und verzinste Girokonten an. In Hamburg sind das die Hamburger Volksbank und die Sparda Bank Hamburg. Der mögliche Zinsertrag ist bei der Hamburger Volksbank (drei Prozent bis 500 Euro) allerdings zehnmal so hoch wie bei der Sparda Bank Hamburg. Dafür handelt es sich um ein klimaneutrales Konto. Zum Ausgleich des CO2-Verbrauchs bei der Kontoführung wird ein Laubbaum in Norddeutschland gepflanzt.
Welche Alternativen gibt es, um Geld verzinst anzusammeln?
Wenn man bei der Hausbank kein geeignetes Konto findet, bietet sich ein Tagesgeldkonto an. Die Übersicht in der Grafik zeigt gut verzinste Angebote mit deutscher Einlagensicherung, bei denen ab einem Euro eingezahlt werden kann. Die Anbieter Santander, ING, Comdirect, Targobank und VW-Bank garantieren außerdem den Zinssatz für sechs Monate. Alle Banken verzinsen die täglich fällige Einlage mit mehr als drei Prozent, die Santander Bank an der Spitze mit 3,70 Prozent. Hier kann Geld erst einmal angesammelt werden, bevor man sich für andere Anlagen entscheidet.
Wie lassen sich größere Beträge anlegen?
Früher gaben sich viele Banken noch mit 500 Euro Mindestanlage für ein Festgeld zufrieden. Heute verlangen sie meist 1000 oder gar 2500 Euro. Das erschwert kleinere Beträge für Kinder gut verzinst anzulegen. Noch sind sie auch auf dem Tagesgeldkonto gut aufgehoben. Aber wenn die Europäische Zentralbank das Zinshoch bei ihren Leitzinsen erreicht haben wird, werden die Konditionen auf dem Tagesgeldkonto zuerst sinken.
Die Auswahl der Banken in der Grafik für ein Festgeld beschränkt sich auf Institute mit möglichst geringer Mindestanlage und guten Konditionen. So zahlt die Bank 11 mit nur 1000 Euro Mindestanlage je nach Anlagezeitraum von einem bis drei Jahren zwischen 3,70 und 3,80 Prozent. In der Spitze gibt es bei der Oyak Anker Bank (Mindestanlage 2500 Euro) zwischen 3,80 und 4,10 Prozent Zinsen. Alle Institute unterliegen der deutschen Einlagensicherung. Die Einlagen sind mit mindestens 100.000 Euro pro Kunde abgesichert.
Welche Möglichkeiten gibt es, wenn regelmäßig Beträge angespart werden sollen?
50 oder 100 Euro monatlich von den Eltern oder Großeltern können natürlich per Dauerauftrag auch auf ein Tagesgeldkonto fließen. Klassische Banksparpläne gibt es nur noch wenige, etwa bei der Deniz Bank oder Cosmos Direkt. Die Verzinsung ist aber gering. Ohnehin lässt sich mit einer verzinslichen Anlage die Inflationsrate nicht schlagen. „Aber man kann auch sichere Zinsanlagen mit renditeträchtigeren Anlagen kombinieren“, sagt Verbraucherschützerin Kappes.
Welche Sparformen bringen deutlich höhere Rendite?
Im langfristigen Vergleich sind Aktien die ertragsstärkste Anlageklasse. Mit einem ETF- oder Fondssparplan können auch schon Kinder davon profitieren. „Monatliche Einzahlungen sind ab 25 Euro möglich. ETF steht für Exchange Traded Funds und bedeutet börsengehandelter Indexfonds. Sie zeichnen sich durch deutlich niedrigere Kosten als aktiv gemanagte Aktienfonds aus.
- Postbank nervt Kunden mit verwirrenden Abbuchungen
- Jetzt Aktien kaufen? Das sagt der Haspa-Stratege
- HHLA bricht der Gewinn weg – wie geht es nun weiter?
Die Stiftung Warentest rät zu ETF, die einen breit gefassten Aktienindex abbilden, etwa den MSCI World mit 1600 Aktien aus 23 Industrieländern. Solche ETF gibt es von Anbietern wie Comstage, Invesco oder iShares. Entsprechende Sparpläne können bei den meisten Banken abgeschlossen werden, die auch ein kostenloses Depot bieten. Besonders kostengünstig sind dafür Direktbanken wie die Comdirect, DKB oder ING.
Mit welchen Ergebnissen kann man rechnen?
Der MSCI World Index hat seit 1970 eine durchschnittliche Rendite von 7,2 Prozent erreicht, ermittelte der Börsenexperte Christian W. Röhl. Dabei sind die Kosten der Anlage schon berücksichtigt, nicht aber mögliche Kapitalertragsteuern. Ob die Ölkrise in den 1970er-Jahren, der Schwarze Freitag 1987, die Lehman-Pleite 2008 und die Corona-Pandemie – all diese Ereignisse sind in diesem Durchschnittswert enthalten.
Geht man von einer monatlichen Einzahlung von 100 Euro aus, so werden aus eingezahlten 13.200 Euro innerhalb von elf Jahren 19.881 Euro. In den vergangenen elf Jahren lag die Rendite sogar bei 9,4 Prozent. Das Depot erreichte 22.611 Euro. Zum Vergleich: Ein Banksparplan mit einer Verzinsung von zwei Prozent führt nur zu einem Ergebnis von 14.760 Euro.
Welche Risiken gibt es?
Aber man kann diese Ergebnisse einer Modellrechnung wegen der Kursschwankungen nicht genau zum 18. Geburtstag erwarten. Wenn es etwa schon nach sieben oder neun Jahren gut gelaufen ist, sollte man das Ersparte in eine sichere Anlageform wie ein Festgeld oder Tagesgeld umschichten. „Ein Aktien-ETF kann auch mit einem ETF auf sichere, europäische Staatsanleihen kombiniert werden, denn solche Anlagen sich nicht so schwankungsanfällig“, sagt Kappes.
Was ist, wenn ich mir diese Geldanlage selbst nicht zutraue?
Es gibt digitale Vermögensverwaltungen wie Oskar, Growney oder Quirion, die diese Dienstleistung auch bei kleinem Geld übernehmen. Nach einer Mindestanlage von 1000 Euro reichen monatliche Einzahlungen von 25 Euro aus. Sie arbeiten bei der Anlage auch mit ETF. Allerdings hat die Dienstleistung auch einen Preis: rund ein Prozent vom Depotwert. Bei einer angenommenen Rendite von 7,2 Prozent fällt dann das Ergebnis rund 1200 Euro geringer aus: Nach elf Jahren mit monatlich 100 Euro stehen in der Modellrechnung 18.694 statt 19.881 Euro zur Verfügung.
Wem gehört das Geld?
Geld, das auf den Namen des Kindes angelegt ist, gehört dem Kind. Die Eltern verwalten es zwar, für sich selbst nutzen dürfen sie es jedoch nicht. Sobald das Kind 18 wird, kann es mit dem Geld machen, was es will. Die Eltern oder Großeltern haben dann keinen Zugriff mehr, auch wenn sie die Einzahlungen geleistet haben. Die Anlagen können aber auch auf den Namen des Einzahlers lauten. „Dann hat man die Hand noch auf dem Geld, was ich persönlich bevorzuge“, sagt Kappes. Ohnehin dürften nicht alle Banken Konten oder Depots für Minderjährige anbieten. Der Vorteil der Anlage im Namen des Kindes ist aber ein eigener Sparerfreibetrag in Höhe von 1000 Euro.