Hamburg. Reiseveranstalter melden freie Kapazitäten. Das Abendblatt fragte nach den attraktivsten Offerten – und gibt wichtige Spartipps.
Der Rückblick auf den Reisesommer 2022 dürfte bei vielen Menschen Erinnerungen an eine längst vergessene Zeit wecken. Vielerorts waren Masken noch Pflicht oder wurden freiwillig getragen. Das dürfte sich in diesem Sommer ändern. Das Coronavirus hat seinen Schrecken verloren.
Was bedeutet dies für die Tourismusbranche? Reisen die Norddeutschen wieder? Wie haben sich die Preise entwickelt? Gibt es noch Last-Minute-Angebote? Unsere Redaktion gibt einen Überblick über die Lage in den Sommerferien, die an diesem Donnerstag in Hamburg starten. Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ziehen nächsten Montag nach, in Niedersachsen laufen die Schulferien schon.
Sommerurlaub 2023: Wie ist die Buchungslage ab Hamburg?
„Die Nachfrage nach Sommerurlaub der Hamburger ist höher als 2022“, sagt Aage Dünhaupt, Sprecher von Europas größtem Reisekonzern Tui. Dies hänge vor allem mit Frühbuchern zusammen. Erstmals hätten diese wie im Vor-Corona-Jahr 2019 im großen Stil im Januar und Februar günstige Preise mitgenommen.
Konkurrent Alltours verweist hingegen vor allem auf ein derzeit starkes Last-Minute-Geschäft. Die generelle Aussage von Sprecher Jens Völmicke klingt aber ähnlich: „Die Nachfrage ist deutlich höher als im vergangenen Jahr.“
Das Vergleichsportal Check24 spricht von einer ungebrochen Nachfrage nach Pauschalreisen. Nach Corona wollten Verbraucher wieder vermehrt Urlaub im Ausland machen.
Flughafen Hamburg; Stärkster Reisetag am 14. Juli?
Bei Eurowings – der größten Fluggesellschaft am Hamburger Flughafen – sei die Nachfrage nach Urlaubsflügen „bereits über dem Stand vor der Pandemie“, sagt Sprecher Florian Gränzdörffer: „Wir spüren sehr deutlich, dass die Menschen wieder reisen wollen, der Nachholbedarf ist enorm.“
Dem Hamburger Flughafen fehlen bei den Passagierzahlen noch rund 20 Prozentpunkte zu den Vor-Pandemie-Werten. Zum Ferienstart werden pro Woche bis zu 350.000 an- und abreisende Passagiere erwartet.
Der nächste Freitag könnte einer der stärksten Tage werden. Voraussichtlich mehr als 50.000 Fluggäste werden erwartet, jeweils bis zu 175 Abflüge und Ankünfte sind geplant. Zum Vergleich: 2019 lag der Topwert bei 229 Abflügen am 1. Juli.
Sommerferien 2023: Was sind die beliebtesten Ziele?
Das Angebot am Hamburger Flughafen hinkt noch hinterher. 2019 flogen rund 70 Airlines 140 Ziele direkt an. In diesem Sommer operieren 55 Fluglinien von Fuhlsbüttel aus und starten zu gut 115 Destinationen.
Am beliebtesten seien Spanien mit Mallorca, die griechischen Inseln und die Türkei, heißt es vom Airport. Alltours packt noch die Kanaren auf die Liste. Laut Check24 sind Side/Alanya sowie Antalya/Belek (beide Türkei), Mallorca, Kreta (Griechenland) und Hurghada/Safaga (Ägypten) besonders beliebt.
„Fast jede fünfte Reise der Hamburger Tui-Kunden führt nach Griechenland. Größter Gewinner ist hier die Insel Kreta“, sagt Dünhaupt. Kräftige Zuwächse gebe es für die Türkei, die von 15 Prozent der Gäste gewählt werde. Im Sommer lieferten sich Antalya und Mallorca stets ein Kopf-an-Rennen um den Spitzenplatz in der Gästegunst – generell bleibe die spanische Insel aber die klare Nummer eins.
Auch bei Eurowings ist Palma das am meisten angeflogene Ziel. 60 Destinationen in 22 Ländern steuert die Lufthansa-Tochter in diesem Sommer von Hamburg aus an. Die Top Fünf komplettieren Kreta, Kos, Split und Faro. Bei den Städtezielen rangiert London vor Wien, Mailand, Barcelona und Oslo.
Flüge ab Hamburg: Wie stark sind die Preise gestiegen?
Check24 hat die Preise 2022 und 2023 für die 30 am meisten gebuchten Destinationen verglichen. Demnach müssten Pauschalreisende für die Kombination Flug-Hotel dieses Jahr im Schnitt rund acht Prozent mehr zahlen. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Regionen beträchtlich.
Die bulgarische Schwarz-Meer-Küste sei um 17 Prozent teurer geworden, Mallorca rund zwölf Prozent. Grund: „Die gestiegenen Betriebskosten von Fluggesellschaften und Hotels werden an die Reisenden weitergegeben“, sagt Martin Zier, Geschäftsführer Pauschalreisen bei Check24.
Eurowings verweist auf den Dreiklang von höheren Kerosin-, Personal- und Flughafenkosten. Airline-Chef Jens Bischof war im Januar von bis zu 20 Prozent teureren Tickets in den Ferien ausgegangen.
Teureres Kerosin und höhere Kosten für Hoteliers sind auch laut Alltours die Treiber. Die Preissteigerungen lägen „auf dem Niveau der gegenwärtigen Inflationsrate“, sagt Völmicke.
Laut des Statistischen Bundesamtes lag die vorläufige Inflationsrate in Deutschland im Juni bei 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Bei Pauschalreisen wurde für Mai – neuere Zahlen liegen nicht vor – eine Verteuerung von 13,6 Prozent festgestellt.
Tui spricht von Preiserhöhungen, die im Schnitt unterhalb der Inflation lägen. In der Türkei und Tunesien seien die Preise geringer gestiegen, in Griechenland und Mallorca etwas mehr, so Dünhaupt. Dort stünden aber auch höherwertigere Anlagen zur Verfügung oder es seien aufwändige Renovierungen erfolgt. Im Vorjahr hatte Tui die Preise bereits um 18 Prozent angezogen.
Wie sieht es bei Last-Minute-Angeboten aus?
„Es gibt auf jeden Fall noch gute Angebote für die Hamburger Ferien“, sagt Völmicke. Die hohen Flugpreise der vergangenen Wochen seien inzwischen rückläufig. Daher könne man im Lastminute-Bereich attraktive Konditionen für Pauschalreisen anbieten. Das gelte insbesondere für Mallorca, die Kanaren und die Türkei.
„Wir haben gerade für den bestehenden Sommer nachverhandelt, um ad-hoc noch mal Kontingente vergleichbar mit Frühbucherpreisen anzubieten“, sagt Dünhaupt. Aber billiger als für Frühbucher werde es nicht. Zudem sei die Auswahl natürlich geringer. Groß sei das Angebot allerdings in der Türkei.
„Wer sich von vornherein nicht auf eine bestimmte Destination festlegt, kann durch den Vergleich verschiedener Reiseangebote noch günstigen Urlaub finden“, sagt Zier. Die Preisunterschiede zwischen den Reisezielen und Veranstaltern seien groß. Einige böten Rabatte von bis zu 60 Prozent zum Normalpreis, um kurzfristig verbliebende Restplätze zu verkaufen.
Last Minute: Was empfehlen die Unternehmen?
Unsere Redaktion fragte bei den Touristikunternehmen nach Last-Minute-Beispielen für eine vierköpfige Familie, die in den Hamburger Sommerferien in einer Sonnenregion eine Woche Urlaub machen möchte.
Check24 empfiehlt auf Mallorca das Vier-Sterne-Hotel Allsun Eden Alcudia. Die Preise starteten am Montag auf der Check24-Seite mit Allinklusiv-Verpflegung ab rund 4200 Euro. In der Türkei sei das Fünf-Sterne-Hotel Ramada Plaza by Wyndham in Antalya mit Frühstück für rund 2500 Euro erhältlich. In Tunesien wurde der Club Marmara Palm Beach Djerba ins Spiel gebracht. Der Allinklusiv-Preis für die Vier-Sterne-Anlage lag bei rund 3100 Euro.
Alltours nannte das Hotel HSM Canarios Park in Cales de Mallorca. Allinklusiv in dem 3,5-Sterne-Haus kosten auf der Alltours-Seite rund 2900 Euro. Das Fünf-Sterne-Hotel LRS Lake & River in Side kostet rund 2500 Euro mit Allinklusiv-Verpflegung. In Marsa Alam (Ägypten) ist das Vier-Sterne-Hotel Pensee Beach Resort mit Allinklusiv-Verpflegung ab etwa 3300 Euro zu haben.
- Tipps vor den Sommerferien- Was Urlauber wissen sollten
- Internet im Flugzeug- So klappt Surfen und Streamen an Bord
- Fliegen mit Handgepäck – das kann teuer werden
Diese Pauschalreisen beinhalten alle Flüge von und nach Hamburg. Wer Geld sparen will, kann von anderen Flughäfen starten. So gibt es die Reise ins LRS Lake & River Hotel in Side ab Bremen und Hannover schon für jeweils rund 2100 Euro, in das Pensee Beach Resort ab Hannover für 2600 Euro.
Ab 44,99 Euro von Hamburg nach Faro fliegen
Auf diesen Vorteil verweist auch Konkurrent Tui, der in Hannover seinen Heimatflughafen hat. Mit rund 4000 Euro schlägt der Tui Kids Club Cala Mandia auf Mallorca mit All Inclusive ab Hamburg zu Buche – ab Hannover sind es knapp 2700 Euro. Das Tui Suneo Chrissi Amoudia auf Kreta kostet Allinklusiv rund 3200 Euro ab Hamburg, etwa 400 Euro weniger sind es ab Hannover. Der Tui Kids Club Turan Prince Residence an der türkischen Riviera gibt es Allinklusive ab 3500 Euro ab Hamburg, ab Hannover sind es rund 3100 Euro.
Wer Unterkunft und Flug separat buchen will, findet bei Eurowings zum Teil noch freie Plätze und günstige Tickets, so Sprecher Gränzdörffer. Hamburg-Amsterdam ist die einfache Strecke für 39,99 Euro auf der Webseite zu haben, nach Faro (Portugal) geht es ab 44,99 Euro, nach Olbia (Sardinien) ab 54,99 Euro.
Günstiger ist Ryanair. Die Iren fliegen für 29 Euro nach Mailand (Italien), 23 Euro nach Zadar (Kroatien) oder sogar nur 16 Euro nach Danzig (Polen). Allerdings schwanken die Preise stark. Wer günstig reisen will, braucht Flexibilität bei der An- und Abreise.