Hamburg. Polizei arbeitet eng mit der Hamburger Sparkasse zusammen. Wie die kriminelle Abzocke funktioniert und was die Ermittler dazu sagen.
Noch fünf Jahre bis zum 250. Geburtstag der Sparkassen in Deutschland. Grund genug für Haspa-Chef Harald Vogelsang und Sparkassenpräsident Helmut Schleweis vor geladenen Journalisten in Hamburg, ein Loblied auf die Sparkasse anzustimmen. Als eine Institution, die Bankgeschäfte für alle anbieten wollte, sei die sogenannte Ersparungsclasse 1778 in Hamburg gegründet worden, sagte Vogelsang.
Es war die erste Sparkasse der Welt. Und noch heute verstehe man sich als eine „große Gemeinschaft“ von Bankern und Kunden. „Wir kennen uns eben persönlich“, so der Haspa-Chef. Und bei einer sehr perfiden Masche, mit der Kriminelle an das Geld älterer Bankkunden kommen wollen, sei dies aus seiner Sicht besonders hilfreich: dem sogenannten Enkeltrick.
Haspa: Enkeltrick bei vielen Kunden verhindert
Vogelsang selbst spricht von „vielen Betrugsfällen“, die von Haspa-Mitarbeitern verhindert worden seien. Man arbeite hier sehr eng und kooperativ mit der Polizei zusammen. „Fast jede Woche fällt so ein Enkeltrick bei uns auf, und wir verhindern ihn“, sagt der Haspa-Chef. Die Beschäftigten in den Filialen würden in Eigeninitiative aktiv werden, zudem häufiger die Polizei informieren, wenn ihnen bei den Kundinnen und Kunden ein verdächtiges Verhalten auffalle.
Man arbeite sehr eng mit der Haspa bei diesem Thema zusammen, schule sogar Beschäftigte der Sparkasse, damit diese den Enkeltrick erkennen könnten, heißt es von der Polizei in Hamburg. „Der Sparkassen-Beschäftigte ist oft die Person, die kurz vor Vollzug des Enkeltricks diesen noch verhindern kann durch sein beherztes Eingreifen in der Filiale“, sagt Polizeisprecher Florian Abbenseth. Mit der Haspa versuche man ein „Bollwerk gegen die Täter“ zu errichten. Offensichtlich mit ersten Erfolgen, denn die Zahlen sind rückläufig.
Polizei und Haspa warnen vor Enkeltrick
So gab es 2021 laut offizieller Polizeistatistik in Hamburg noch 314 Enkeltricks, von denen 14 vollendet wurden. Im vergangenen Jahr waren es 117 Enkeltricks mit acht finanziell Geschädigten. Insgesamt belief sich der Schaden 2021 auf 294.000 Euro und ein Jahr später auf 155.000 Euro. Im ersten Quartal 2023 wurden der Polizei bisher neun versuchte Enkeltricks bekannt, einer führte zum Ziel und kostete das Opfer 11.500 Euro. Allerdings ist die Dunkelziffer bei diesem Delikt offensichtlich groß. Denn die vor allem älteren Opfer schämen sich zumeist, dass sie in die Falle getappt sind, möchten nicht, dass dies publik oder offiziell gemeldet wird.
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„Rate mal, wer hier am anderen Ende der Leitung ist?“ So oder ähnlich melden sich Betrüger bei älteren Personen und behaupten, ein Enkel oder ein anderer Verwandter zu sein. Sie erzählen, dass sie sich in einer finanziellen Notlage befinden und dringend Geld benötigen. Hat der Angerufene nicht genug Geld im Haus, bitten sie ihn, den Betrag bei der Bank abzuholen. Später geben sich die Betrüger dann als Freunde des vermeintlichen Enkels aus und holen das Geld beim Opfer zu Hause ab. Laut Polizei nutzen die Kriminellen statt des Telefons aktuell immer häufiger Messenger-Dienste wie WhatsApp für ihre Aktionen.
Haspa: Beschäftigte bekommen Schulung der Polizei
Auch bei anderen Banken ist der Enkeltrick ein Thema. So heißt es unter anderem von der Sparda-Bank Hamburg. „In der letzten Zeit kommt es zu einer Häufung von betrügerischen Kontaktaufnahmen mittels des Messengerdienstes WhatsApp. Hierbei geben sich die Betrüger in der Regel als Enkel oder Kinder aus und behaupten, eine neue Telefonnummer zu haben, da das alte Smartphone defekt oder verloren gegangen sei.“
Es werde Vertrauen aufgebaut „durch eine belanglose Unterhaltung“, und der Angeschriebene werde dazu aufgefordert, eine Rechnung über mehrere Tausend Euro zu bezahlen, da der vermeintliche Verwandte wegen eines neuen Smartphones nicht auf das eigene Onlinebanking zugreifen könne. Der Ratschlag der Sparda-Bank: misstrauisch sein und die Person, die man angeblich kennen soll, über andere Wege kontaktieren, um sicherzustellen, dass es sich um eine wirkliche Notlage eines Verwandten handelt.
Die Polizei vermutet die Drahtzieher der Enkeltricks vor allem in Callcentern in Polen. „Vereinzelt befinden sich nach Erkenntnissen des Landeskriminalamts Hamburg auch Callcenter in Deutschland, England und Tschechien“ heißt es zudem. Wie man sich schützen kann, dazu gibt die Polizei zahlreiche Tipps auf ihrer Internetseite. „Ein Blick auf diese Tipps lohnt sich“, sagt Polizeisprecher Abbenseth.