Hamburg. 1,9 Milliarden Euro fließen bis 2030 in die „Wärmewende“. Welche Stadtteile in den kommenden Jahren profitieren sollen.
Mehr als 1,9 Milliarden Euro wollen die Hamburger Energiewerke im Zeitraum von 2022 bis 2030 in die „Wärmewende“ investieren. Dieser enorme Betrag fließt nicht nur in Technologien zum Kohleausstieg wie zum Beispiel in Deutschlands größte Flusswasserwärmepumpen. Geplant ist auch, die Fernwärme massiv auszubauen. Ihr Anteil am gesamten Hamburger Wärmemarkt solle bis 2030 von aktuell 25 Prozent auf 35 Prozent steigen, wie Umwelt- und Energiesenator Jens Kerstan (Grüne), der auch Aufsichtsratschef der Hamburger Energiewerke ist, bei der Jahrespressekonferenz sagte.
Vorgesehen ist, rund 100.000 weitere Wohneinheiten mit Stadtwärme zu versorgen. Aktuell sind etwa 500.000 Wohneinheiten an Fernwärme- oder Quartierswärmenetze des städtischen Unternehmens angeschlossen. Tatsächlich sind das aber nicht nur Privathaushalte: Eine Wohneinheit entspricht dem rechnerischen Wärmebedarf einer durchschnittlichen 70-Quadratmeter-Wohnung, auch wenn der Kunde womöglich ein Industriebetrieb ist. Zum Jahresende 2022 bezogen 235.000 „echte“ Haushalte Stadtwärme.
Fernwärme gewinnt in Hamburg an Bedeutung
Angesichts der Turbulenzen auf dem Energiemarkt hätten sich im vergangenen Jahr die Anfragen nach einem Anschluss an das städtische Fernwärmenetz „nahezu verdoppelt“, sagte Michael Prinz, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke. Ein großer Teil des geplanten Wachstums bis 2030 soll nach Angaben des Unternehmens durch Verdichtung des Netzes realisiert werden, also durch den Anschluss weiterer Immobilien entlang der bestehenden Fernwärmeleitungen.
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Es sei aber auch ein Netzausbau geplant. So sollen vor allem in den Stadtteilen Lokstedt, Dulsberg, Wandsbek und Altona neue Straßenzüge und Quartiere für die Fernwärme erschlossen werden. Ein weiteres Netz mit rund 17.000 Wohneinheiten, gespeist vor allem aus Geothermie, soll innerhalb der nächsten 15 Jahre in Wilhelmsburg entstehen.
Fernwärme: Mehrere Stadtteile werden angeschlossen
Zusätzlich zu den bestehenden Geschäftsfeldern – Stadtwärme sowie Strom- und Gasvertrieb unter der Marke Hamburg Energie – wolle das Unternehmen im kommenden Jahr gerne auch in den Verkauf von Wärmepumpen einsteigen, sagte Prinz. Für die Installation setze man aber auf das örtliche Handwerk.
Während in der Wärmeversorgung im vergangenen Jahr ein Plus von 16 Prozent erzielt wurde, stieg die Zahl der Stromkunden um 4,1 Prozent auf rund 136.000. Noch in diesem Jahr werde man Preissenkungen bei Strom und Gas umsetzen, kündigte Prinz an.
Einer Erhebung des Branchenverbands AGFW zufolge sei der Fernwärmepreis der Hamburger Energiewerke mit 126,21 Euro je Megawattstunde (MWh) der zweitgünstigste im Bundesgebiet hinter Bremen. Der Mittelwert der 144 Versorger betrage bei einem Jahresverbrauch von 1800 Kilowattstunden derzeit 158,98 Euro pro MWh einschließlich Anschlusskosten, hieß es.