Hamburg. Das markante Gebäude in der Innenstadt hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Für die Zukunft setzt man auf neue Konzepte.

Es ist eine Adresse, die wohl jeder in Hamburg kennt. Der pompöse Bau aus rotem Mainsandstein an der Ecke Jungfernstieg und Große Bleichen ist ein Hingucker. Einst stand an der Stelle die damals glanzvollste Einkaufspassage Europas, der exklusive Sillems Bazar mit 34 Läden. Abgelöst wurde diese von dem heutigen Bau, der Ende des 19. Jahrhunderts errichtet worden war. Zunächst als Luxushotel und später als Kontorhaus genutzt, zogen in den 1970er-Jahren im Hamburger Hof Büros und wieder eine Einkaufspassage ein. Zuletzt standen allerdings immer wieder Ladenlokale leer. Unter anderem hatte der Schuhhändler Görtz am Jahresbeginn sein Geschäft an der Ecke Poststraße aufgegeben.

Nun soll der historische Gebäudekomplex mit neobarocker Fassade komplett umgebaut werden. „Wir sind mit der Stadt und ihren Vertretern in guten Gesprächen über die Planung“, erklärte auf Abendblatt-Anfrage ein Sprecher der Meag, die das Vermögen des Rückversicherers Munich Re Group managt. Ziel sei ein hochwertiger architektonischer Entwurf, der sowohl der herausragenden stadträumlichen Lage des Hamburger Hofs und der stadtbildprägenden Qualität Rechnung trägt als auch den Denkmal- und Ensembleschutz berücksichtigt. Konkrete Details wurden noch nicht genannt.

Bleibt der Hamburger Hof Einkaufspassage?

Den Planungen zufolge soll die Gliederung des Hamburger Hofes nach außen in einzelne Gebäudeteile erhalten werden. Im Inneren werden funktional verbundene Einheiten geschaffen, um auch größere Flächen vermieten zu können. Nach Abendblatt-Informationen soll es künftig keine Einkaufspassage mehr geben. „Wir werden zu unseren Vorstellungen in einigen Monaten mehr sagen können und streben einen Baubeginn 2025 an“, so der Sprecher.

Während in den Anfangsjahren in dem Bau mit dem damals noch mit vielen Giebeln verzierten Dach illustre Hotelgäste abstiegen, darunter der chinesische Vizekönig Li Hongzhang, der britische König Eduard VII. und Prinz Heinrich von Preußen, geht es dort heute profaner zu. Das Ensemble war im Ersten Weltkrieg durch einen Brand beschädigt worden. Während des Zweiten Weltkrieges wurde es bei einem Bombenangriff zerstört. In beiden Fällen wurde es wieder aufgebaut, allerdings deutlich schlichter.

Zuletzt war die vor knapp 50 Jahren entstandene Einkaufspassage 1999/2000 verändert worden. Im Zuge der Corona-Krise waren einige bekannte Einzelhändler ausgezogen, darunter der Lederwarenspezialist Klockmann. Aktuell hat unter anderem der Hamburger Möbelhändler Die Wäscherei zwei Ladenflächen (My Mexiko, Bullfrog) im Innenbereich gemietet. Auch Bestatter MyMoria, Textilhändler Gerry Weber sowie der Secondhand-Anbieter Vintage Fabrik betreiben Geschäfte.

Hamburger Hof mit temporären Pop-up-Läden

Weitere Flächen hat der Betreiber, die IPH Centermanagement, im Rahmen des Programms Frei_Fläche an Künstler vergeben, die dort ihre Ateliers haben. In dem ehemaligen Görtz-Geschäft ist der Butlers eingezogen. Dort werden nach der Übernahme des Deko-Händlers durch Home24 auch Möbel verkauft.