Hamburg. Diana Brüssow ist seit fünf Monaten Chefin des Hamburger Luxus-Kaufhauses. Hier verrät sie exklusiv, was sie nun vorhat.
Wenn man mit Diana Brüssow durchs Alsterhaus geht, kommt man an der Abteilung für Damenschuhe nicht vorbei. Die 46-Jährige, seit November 2022 Chefin des Hamburger Traditionskaufhauses, hat eine Schwäche für elegantes Schuhwerk. „In den ersten vier Monaten habe ich zehn Paar Schuhe gekauft“, erzählt sie und schaut auf die Designer-Pumps, die sie zum grünen Hosenanzug trägt.
Luxus als Lebensgefühl, damit kennt die Wahl-Hamburgerin sich aus. Von 2000 bis 2007 war Diana Brüssow im Alsterhaus für Damenmode zuständig. Richtig Fahrt nahm ihre Karriere im KaDeWe in Berlin auf, das wie das Alsterhaus und der Oberpollinger in München zum Firmengeflecht des Immobilienunternehmers René Benko gehört.
Zuletzt hat sie in der Hauptstadt als Verkaufsleiterin die Bereiche Luxury, Beauty sowie Home & Living verantwortet. Ein Gespräch über ihre Rückkehr in die Hansestadt, Umbaupläne für den Restaurantbereich und einen Spielplatz am Jungfernstieg.
Hamburger Abendblatt: Frau Brüssow, seit fünf Monaten sind Sie die Chefin im Alsterhaus. Was war Ihre erste Tat?
Diana Brüssow: Ich war von Anfang an viel im Haus und auf den Etagen unterwegs, um die Kunden und Kundinnen und das 600-köpfige Team kennenzulernen. Besonders auf den Rolltreppen kommt man ziemlich schnell ins Gespräch. Und ich habe schon in der ersten Woche einen ganz neuen Ort für mich entdeckt: Es gibt ein historisches Treppenhaus aus der Anfangszeit des Alsterhauses vor 111 Jahren, das im Originalzustand erhalten ist und unter Denkmalschutz steht.
Wie fühlt es sich an, nach 15 Jahren in Berlin wieder ins Alsterhaus zurückzukehren?
Es ist wie nach Hause zu kommen. Auch wenn sich das Alsterhaus in den vergangenen Jahren mit den neuen Eigentümern auf vielen Ebenen positiv verändert hat. Sowohl innenarchitektonisch, aber auch von der Ausrichtung mit neuen Marken und Partnern. Die Kuratierung der Sortimente hat sich stark weiterentwickelt. Wir sind ein Luxus-Department-Store, der wie das KaDeWe in Berlin zur KaDeWe Group gehört. Ich kenne die Strategie und die Konzepte, nur bin ich jetzt für das Alsterhaus verantwortlich. Und darüber freue ich mich sehr.
Das Alsterhaus – ein Haus für alle
Es gibt auch Hamburger, die die Luxus-Ausrichtung kritisch sehen. Um wie früher einfach nur Stoffe oder Socken zu kaufen, geht man nicht mehr ins Alsterhaus.
Vielleicht verlieren wir an der einen Stelle Kunden, denn wir können und wollen gar nicht alles anbieten. Dafür sprechen wir neue Kunden an, wenn wir beispielsweise den Designer-Bereich in der Damenabteilung und damit das Angebot vergrößern oder die Schuhauswahl. Das ist eine Entwicklung im Einzelhandel, die nicht nur wir machen. Aber es ist uns wichtig, dass wir ein Haus für alle sind. Und: Sie können bei uns immer noch Socken kaufen.
Ihre Vorgängerin Alexandra Bagehorn war knapp drei Jahre im Amt. Welchen Rat hat sie Ihnen zum Start gegeben?
Wir sind uns einig, dass das Alsterhaus noch viel Potenzial in Hamburg hat. Ihr Rat war: das Potenzial zu nutzen, das Hamburg hat. Sie hat mir schon in den ersten Wochen viele Menschen vorgestellt, die mit Hamburg eng verbunden sind. Es passiert in den nächsten Jahren so viel, gerade auch am Jungfernstieg. Wir brauchen eine starke Innenstadt. Das Netzwerk hilft mir natürlich, wenn ich bei den Veränderungen mitsprechen und sie mitgestalten will.
Alsterhaus-Chefin für mehr Fahrradstellplätze am Jungfernstieg
Der autofreie Jungfernstieg ist durchaus umstritten. Wie sehen Sie das?
Grundsätzlich finde ich es wichtig, dass sich am Jungfernstieg etwas ändert und die Gäste dazu einlädt, sich gerne und länger hier aufzuhalten. Wir wollen als Alsterhaus dazu beitragen und planen eine Außengastronomie auf dem Bürgersteig vor dem Gebäude. Leider gibt es in diesem Jahr eine große Baustelle von Stromnetz Hamburg. 2024 kommt der Umbau des Jungfernstiegs.
Das führt dazu, dass wir unser geplantes Café-Konzept noch verschieben müssen und voraussichtlich erst 2025 damit starten können. Dazu passt die Verkehrsberuhigung sehr gut. Der gesamte Jungfernstieg muss einladender werden.
Das hat mit Gastronomie zu tun, aber warum nicht auch einen Spielplatz bauen? Und es hat auch damit zu tun, wie die Menschen in die Stadt kommen. Wir brauchen neben der Erreichbarkeit mit Taxen sowie Bussen und Bahnen auch dringend mehr Fahrradstellplätze.
Welche Themen stehen noch für das Alsterhaus an?
Ganz viel. Zunächst einmal werden wir im Frühsommer 2024 den Luxusboulevard im Erdgeschoss umgestalten, und es werden neue Marken hinzukommen. Im Jahr 2025 bauen wir dann den Restaurantbereich in der Food Hall komplett um.
Hier werden wir mit vier, fünf lukrativen Partnern zusammenarbeiten, um auch diesen Teil an das gehobene Segment des Alsterhauses anzupassen. Des Weiteren ist im selben Jahr für die dritte Etage eine umfassende Neugestaltung geplant, in der Home & Living den Schwerpunkt bilden wird. Über die weiteren Sortimente sind wir zurzeit in Abstimmung.
Kosmetikmarken La Prairie und Guerlain
Sind weitere Veränderungen geplant?
Wir verändern uns ständig. Veränderung ist unser Lebenselixier. Der italienische Brillenhersteller Luxottica, der bislang mit Sonnenbrillen bei uns vertreten ist, baut um und erweitert das Angebot um optische Brillen.
Wir vergrößern den Kosmetikbereich, unter anderem sind die Marken La Prairie und Guerlain sogar mit einer eigenen Beauty Lounge dazugekommen, und Dior präsentiert sich auf einer größeren Fläche. Im Mai lancieren wir nach dem erfolgreichen, maritimen Pop-up-Bereich von Louis Vuitton in der Luxury Hall die nächste Überraschung.
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Corona war mit Geschäftsschließungen und Hygienemaßnahmen eine Zäsur im stationären Handel. Kommen die Kunden ins Alsterhaus zurück?
Wir hatten den erfolgreichsten Dezember aller Zeiten. Es lässt sich beobachten, und ich kann bestätigen, dass sich die Frequenzen und Umsätze nach Corona wieder stabilisieren. Das erfolgreiche Weihnachtsgeschäft zeigt uns, dass unsere Gäste wieder vermehrt Lust haben, ins Alsterhaus zu kommen.
Gab es einen besonderen Moment?
Ja, da bekomme ich immer noch eine Gänsehaut. In der Eingangshalle stand ein Steinway-Flügel, an dem immer wieder auch gespielt wurde. Irgendwann kam eine ältere Dame, wie sich später herausstellte: eine frühere Opernsängerin. Sie blieb stehen, sprach die Pianistin an und hat dann Weihnachtslieder gesungen. Die Menschen blieben stehen, es wurde geklatscht, manche hatten Tränen in den Augen. Das ist es, wofür wir stehen: solche Momente zu schaffen.
Alsterhaus-Chefin hat vorher für Karstadt gearbeitet
Insgesamt sind die Zeiten für große Kaufhäuser nicht gerade rosig. Gerade hat Galeria Karstadt Kaufhof, das Schwesterunternehmen der KaDeWe Group, ein Insolvenzverfahren überstanden und muss bundesweit fast 50 Kaufhäuser schließen. Beunruhigt Sie das?
Ich habe selbst bei Karstadt gearbeitet und Mitte der 90er-Jahre meine Ausbildung in dem Konzern gemacht. Auch deshalb bin ich sehr gespannt, wie es weitergeht, und ich wünsche Galeria Karstadt Kaufhof alles Gute. Aber es wäre auch für das Alsterhaus nicht gut, wenn Galeria Karstadt in der Mönckebergstraße schließen würde. Es ist für die Stadt wichtig, dass es dem Markt und dem Handel gut geht.
Haben Sie konkrete Ideen, wie das gehen soll?
Mir ist es wichtig, dass wir weiter gemeinschaftlich mit Händlern, der Handelskammer und Stadtentwicklung daran arbeiten, die Stadt weiterzuentwickeln Ich bin überzeugt, dass das Alsterhaus als Grande Dame an der Binnenalster zur Attraktivität Hamburgs beitragen wird.