Hamburg. Schon bald beginnt die finale Phase des Umbaus der Prachtmeile an der Binnenalster. Die Pläne rufen jedoch kontroverse Reaktionen hervor.
Der Jungfernstieg in der Hamburger City hat bereits ein neues Gesicht. Doch nun wird die bekannte Straße an der Binnenalster erneut umgebaut. Dafür hat der Hamburger Senat am Dienstag den Weg frei gemacht. Für die finale Phase des Umbaus am Jungfernstieg hat die Stadt nun noch einmal Investitionen von 13,4 Millionen Euro vorgesehen.
Zum Hintergrund: Nachdem im Herbst 2020 bereits die Verkehrsführung geändert und ein Provisorium mit begrünter Mittelinsel errichtet wurde, soll Anfang 2024 nun der endgültige Umbau erfolgen.
Dafür wird die Straße, nachdem sie vor drei Jahren bereits für die Veränderungen gesperrt war, erneut zur Baustelle. „Der Umbau wird mehrere Monate dauern, soll aber im Laufe des Jahres 2024 abgeschlossen sein“, sagte Dennis Heinert, Sprecher der Verkehrsbehörde, auf Anfrage dieser Zeitung.
Jungfernstieg: Fahrbahn wird deutlich schmaler
Geplant ist nun vor allem eine deutlich schmalere Fahrbahn, die das Überqueren des Jungfernstiegs für Fußgängerinnen und Fußgänger erheblich vereinfachen soll. Etwas Verkehr wird dem Boulevard aber erhalten bleiben: Die Straße wird auch zukünftig für Linienbusse, Taxis, Radfahrende sowie – zeitlich beschränkt – Lieferfahrzeuge freigegeben sein.
Für den privaten Autoverkehr bleibt der Jungfernstieg indes gesperrt. Dabei sollen nun auch bauliche Veränderungen dafür sorgen, dass Pkw hier außen vor bleiben. Die Kreuzungsbereiche am Neuen Jungfernstieg und am Ballindamm werden so umgestaltet, dass Falschfahrer nicht mehr auf den Jungfernstieg einbiegen und von dort nicht mehr auf die Große Bleichen fahren können.
An der Binnenalster: Mehr Platz an der Wasserseite
Auf der Wasserseite der Meile an der Binnenalster wird durch die verengte Fahrspur viel Platz gewonnen – auf diese Weise soll die Aufenthaltsqualität noch einmal deutlich steigen, teilte der Senat mit.
Unter anderem wird hierfür eine zusätzliche Baumreihe angelegt. Insgesamt werden zahlreiche neue Sitzmöglichkeiten geschaffen und der Boulevard durch weitere Pflanzen noch grüner gestaltet.
Aber nicht nur mehr Bänke, auch kleine Trampoline, Wasserspiele und ein „begehbares“ Glockenspiel sollen an der Binnenalster für Spaß für die ganze Familie sorgen.
Die Pläne der Verkehrsbehörde sowie der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen basieren zum einen auf den Erfahrungen aus der ersten Bauphase, zum anderen auf den Rückmeldungen der Anliegerinnen und Anlieger sowie der Stadtgesellschaft. Um die Menschen in Hamburg einbinden zu können, hatte sich die Stadt für den zweistufigen Ausbau entschieden.
Jungfernstieg soll schöner, grüner und attraktiver werden
Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende, wirbt für die anstehende Veränderung: „Als ein Leitprojekt für die gesamte Innenstadt wollen wir den Jungfernstieg noch schöner, grüner und attraktiver machen. Es soll einfach viel Spaß machen, hier Zeit zu verbringen und Hamburg zu genießen“, sagt der Grünen-Politiker.
Ziel für die Innenstadt, so Karen Pein, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, sei „ein gut verknüpftes Netz aus Flanierräumen, das die attraktiven Plätze und Gewässer verbindet“. Hopfenmarkt, Burchardplatz und die Domachse würden nun „neu gedacht und neu gestaltet – und mit dem Jungfernstieg geht eine der bekanntesten Visitenkarten Hamburgs in die finale Umbauphase“, ergänzte die SPD-Politikerin. „Weitgehend autofrei, grün, offen und einladend, schon die Übergangsphase hat einen großen Schritt in diese Richtung gemacht. Durch den jetzigen Umbau wird der Jungfernstieg endgültig wieder zu Hamburgs guter Stube, die die Binnenalster mit der Innenstadt verbindet.“
Umbau des Jungfernstiegs: Kriminalität kein Thema bei den Plänen
Die Gegend war in den vergangenen Jahren auch in das Blickfeld von Nachbarn, Passanten und Polizei gerückt, weil sie sich vor allem in den Abendstunden zu einem unsicheren Pflaster entwickelt hat. Zuletzt hatten auch immer wieder kriminelle Vorfälle am Jungfernstieg für Unmut unter den Besuchern der Terrassen an der Alster gesorgt. Diese Entwicklung hat bei den aktuell verfolgten Plänen aber nach Auskunft der Verkehrsbehörde keine Rolle gespielt.
- Umbau des Jungfernstiegs- Hamburger können mitplanen
- Weniger Platz für Autos- Das sind die neuen Pläne des Senats
- Autofreier Jungfernstieg- So viele Fahrer ignorieren Verbot
Die Reaktionen auf die Umbaupläne sind unterschiedlich: „Wir halten den Umbau für eine ganz große Verschwendung von Steuergeldern“, kritisierte der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Richard Seelmaecker. Der Blick müsse bei den Verkehrsströmen geweitet werden auf die umliegenden Straßen wie die Bergstraße.
Jungfernstieg: Gastronomie bleibt bei Plänen außen vor
Zudem mache eine zusätzliche Baumreihe mehr Sinn auf der Seite der Geschäfte, wo eine attraktive Außengastronomie entstehen könnte. Die Forderungen der CDU nach Trinkwasserspendern und Toilettenhäuschen seien nicht berücksichtigt worden, ergänzte Seelmaecker. Zudem sei zu befürchten, dass mehrmals Baustellen eingerichtet werden müssten, einmal beim Umbau des Jungfernstiegs und ein zweites Mal beim Abriss der Passage Hamburger Hof.
„Wo, wenn nicht in der Innenstadt, kann der Senat beweisen, dass der private Autoverkehr fast gänzlich unnötig ist. Die vielen Busse und Bahnen ermöglichen es allen Menschen, die City zu erreichen – soweit sie nicht aufgrund von körperlichen Beeinträchtigungen auf ein Auto angewiesen sind“, sagt Heike Sudmann, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft. Der Senat dürfe jetzt aber nicht stehen bleiben, fordert Sudmann: „Die ‚gute Stube Hamburgs‘ ist wesentlich größer als dieser 500 Meter lange Abschnitt. Die Klimakrise erfordert viel mehr ‚weitgehende autofreie‘ Bereiche in der Innenstadt“.