Hamburg. Airport verbaut 40.000 Tonnen Asphalt. Nächste Sperrung einer Start-und-Lande-Bahn in Sicht. Über welche Stadtteile nun geflogen wird.

Gemächlich kommt das PS-starke Dreiergespann auf dem Flughafen Hamburg voran. „Vorn wird der Asphalt aus dem Lkw in den Behälter des Beschickers gekippt“, beschreibt Tiefbauprojektleiter Martin Borstelmann das Szenarium, das sich auf der Start-und-Lande-Bahn 05/23 abspielt.

Ihre oberste, zum Teil schon über 60 Jahre alte Deckschicht muss erneuert werden, dafür ist die Piste für insgesamt vier Wochen bis zum 28. Juni in Richtung Niendorf/Langenhorn für Starts und Landungen gesperrt.

Pistensanierung – in Fuhlsbüttel kann es nachts laut werden

Aus dem Beschicker gelangt der Asphalt über ein Förderband in einen kleineren Behälter des Fertigers, der das Schlusslicht des Dreiergespanns bildet. Das ermögliche einen stetigen Materialfluss, auch wenn der Lkw vorn leer ist. „So kann der Fertiger durchfahren, ohne eine Arbeitsunterbrechung zu haben“, sagt Borstelmann: „Das ist für die Qualität sehr förderlich.“

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Mit etwa drei Metern pro Minute bewegt sich das Gespann nach vorn, sieben Meter Breite deckt der Fertiger ab. Hinter dem Fertiger ist dann der neue Bodenbelag verlegt, eine Walze glättet ihn.

Flughafen Hamburg: Pistensanierung liegt im Plan

Seit dem 31. Mai ist der Helmut-Schmidt-Flughafen wieder eine Baustelle. So mancher wird sich vielleicht noch an die 2016 begonnene und knapp fünf Jahre dauernde Vorfeldsanierung erinnern – aber dieses Mal ist der Aufwand eine deutliche Nummer kleiner.

Rund ein Jahr hatte Borstelmann für die Planung Zeit. Nun wird im Zweischichtbetrieb mit jeweils rund 100 Mitarbeitern gearbeitet. Wie im Straßenbau auch müsse die oberste Belagschicht ab und an ausgetauscht werden. „Wir sind voll im Zeitplan“, sagt der 43 Jahre alte Bauingenieur.

Die Piste wird auf 1,8 Kilometern Länge erneuert

Rund 30 Lastwagen sind auf dem Gelände unterwegs und haben schon Tausende Tonnen Material bewegt. Die insgesamt 3250 Meter lange Start-und-Landebahn 05/23 soll auf einer Länge von 1,8 Kilometern erneuert werden. Dabei wird nicht nur die 45,8 Meter breite Piste, sondern auch der beidseitig jeweils sieben Meter große Randstreifen („Schulter“) erneuert – also auf fast 60 Metern. Auf der Schulter ist das Dreiergespann während des Medientermins auf dem Airport gerade unterwegs.

Die zu erneuernde Schichtdicke beträgt bei der Piste vier bis fünf Zentimeter, die schon fast überall abgetragen worden sind. Im Schulterbereich sind es zehn Zentimeter und im Pistenkreuz zwölf bis 14 Zentimeter, weil es am stärksten belastet ist und zwei Lagen ausgetauscht werden. „Das ist die Königsdisziplin, die wir vor uns haben“, sagt Borstelmann. Bekanntlich verfügt der Flughafen in Fuhlsbüttel über zwei sich kreuzende Start-und-Lande-Bahnen, von denen eine für den laufenden Flugbetrieb offen gehalten werden muss.

Insgesamt werden jeweils 40.000 Tonnen Asphalt abtransportiert und geliefert

Während der Bauarbeiten der Piste 05/23 wird der gesamte Flugverkehr über die Bahn 15/33 (Norderstedt/Alsterdorf) abgewickelt, deren oberste Deckschicht vom 30. August bis 27. September 2023 ausgetauscht werden soll. In diesem Zeitraum starten und landen dann alle Flüge über Niendorf und Langenhorn, während jetzt zumeist über Norderstedt gestartet und über Alsterdorf gelandet wird. Bisher habe man die Flächen stückchenweise erneuert, sagt Borstelmann: „So umfangreich war es seit mehreren Jahrzehnten nicht.“

Für beide Pisten zusammen müssen 40.000 Tonnen Asphalt abgefräst und weggefahren werden. Das Material gehe an Mischwerke und werde wieder verwendet, könne zum Beispiel auch auf Hamburgs Straßen als Belag eingesetzt werden. Zudem muss neuer Asphalt herangekarrt und verlegt werden – an einigen Stellen geht das aber nur nachts. So wie bei den Querungspunkten, über die die Flugzeuge zum Beispiel vom Terminal zum Startpunkt rollen müssen. Und in der Mitte am Pistenkreuz.

Auch nachts darf mit Genehmigung gebaut werden

„Das Pistenkreuz wird permanent benutzt“, sagt Borstelmann. Deshalb fange man mit den Bauarbeiten an, wenn der Flugbetrieb aufhört. Für 14 Nächte habe man eine Ausnahmegenehmigung für Arbeiten erhalten. Flüge, die wegen unvermeidbarer Gründe nicht wie geplant bis 23 Uhr gestartet oder gelandet sind, können an diesen Tagen nicht von der Verspätungsregel Gebrauch machen und bis 24 Uhr abfliegen oder ankommen. „Der Flughafen ist geschlossen“, sagt Borstelmann. Selbst Notfälle können von 23 Uhr bis 6 Uhr nicht in der Hansestadt aufsetzen. Statt Fluglärm bis Mitternacht, kann es dann Bauradau während der ganzen Nacht geben.

Um 23 Uhr beginnen die Arbeiter, auf einem Teil des Pistenkreuzes den Asphalt abzufräsen und anschließend neuen zu verlegen. Diese Arbeiten werden zwischen 3 und 4 Uhr beendet, im Anschluss wird aufgeräumt. Ab 6 Uhr können die Flieger wieder über den neuen Belag rollen. Damit das möglich ist, wird temperaturreduzierter Asphalt genutzt. Er braucht nur wenige Stunden für das Aushärten und kann relativ zügig wieder befahren werden. Vorher muss der neue Asphalt aber jeden Morgen von den Behörden abgenommen und freigegeben werden.

Keine Nachtarbeiten während des Nato-Manövers

Stück für Stück wie bei einem Puzzle würden die Arbeiten auf dem Pistenkreuz erfolgen. Noch bis zum 12. Juni um 6 Uhr dürfe nachts gearbeitet werden. Einen zweiten Zeitraum für die Nachtarbeiten sei vom 17. Juni um 21 Uhr bis zum 19. Juni 2023 um 6 Uhr genehmigt worden, ein dritter vom 26. Juni um 21 Uhr bis zum 28. Juni um 6 Uhr.

Während des Nato-Manövers Air Defender wäre somit eine Verlängerung der Betriebszeiten möglich. Dieses findet vom 12. bis zum 23. Juni statt und laut Flughafen auch nur montags bis freitags. Dabei kommt es zu stundenweisen Sperrungen verschiedener Lufträume für den zivilen Luftverkehr. In der Folge wird mit erheblichen Verspätungen gerechnet. Daher ist im Gespräch, Flieger auch nach 24 Uhr in Hamburg starten und landen zu lassen.

Markiert wird mit 19 Tonnen Farbe, 900 Lampen werden ein- und ausgebaut

Im Zuge der Bauarbeiten werden auch 900 Lampen ein- und ausgebaut, davon werden 510 durch neue LED-Lampen ersetzt. Die für den Flugverkehr notwendigen Markierungslinien werden mit 19 Tonnen Farbe aufgetragen. Rund 8,5 Millionen Euro investiert der Airport – bei der Vorfeldsanierung waren es 120 Millionen Euro.

Im März 2016 führten Airport-Chef Michael Eggenschwiler (l.) und der damalige Wirtschaftssenator Frank Horch erste Meißelschläge aus bei der Vorfeldsanierung.
Im März 2016 führten Airport-Chef Michael Eggenschwiler (l.) und der damalige Wirtschaftssenator Frank Horch erste Meißelschläge aus bei der Vorfeldsanierung. © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Zusätzlich zur großflächigen Erneuerung der obersten Deckschicht seien in diesem Jahr weitere Erhaltungsmaßnahmen notwendig. Dafür wird dreimal jeweils eine Start-und-Lande-Bahn für fünf Tage gesperrt. Zwei dieser Sperrblöcke in diesem Jahr seien bereits planmäßig abgeschlossen.

Flughafen Hamburg: Nächste Pistensperrung schon im Juli

Der dritte folge kurz nach der vierwöchigen Pistensperrung: Voraussichtlich vom 3. bis 7. Juli 2023 werde die Start-und-Lande-Bahn 15/33 (Norderstedt/Alsterdorf) gesperrt – erneut inklusive Nachtarbeiten. Alle Flüge starten und landen dann über Niendorf und Langenhorn.

Als Grund für diese umfangreichen Baumaßnahmen und Sperrungen gibt der Flughafen verschärfte Bestimmungen der europäischen Luftaufsichtsbehörde Easa an. Sie habe vor einiger Zeit ihre Sicherheitsanforderungen an die Start-und-Lande-Bahnen von Flughäfen konkretisiert und erhöht. In den Folgejahren sollen voraussichtlich weniger kurzfristige Erhaltungsmaßnahmen notwendig sein – erhofft man sich von den Bauarbeiten.

Flughafen Hamburg: Projektleiter hofft auf gutes Wetter

Borstelmann ist optimistisch, diese an der Start-und-Lande-Bahn 05/23 Ende Juni abgeschlossen zu haben. „Das Wetter spielt super mit“, sagt der Tiefbauprojektleiter. Auch für die nächsten Tage ist Sonnenschein angekündigt. Das hilft für den Zeitplan.

Bei Regen könne nicht asphaltiert werden, weil die darunterliegende Schicht zu feucht ist. Wenn der 60 Grad Celsius heiße Asphalt daraufkomme, könne es zu Blasenbildung kommen, so der Bauingenieur: „Das ist nicht förderlich für die Qualität des Asphalts.“