Hamburg. Delikatessengeschäft mit bundesweit 16 Filialen – darunter einer im Alstertal-Einkaufszentrum – hat Probleme. Wie es weitergeht.
Edler Schinken, Käse-Spezialitäten und dazu ein guter Wein. Das ist die Welt der Feinkostladen-Kette Schlemmermeyer, die auch in Hamburg mit einer Filiale im Alstertal-Einkaufszentrum vertreten ist. Doch nun hat das Münchner Unternehmen, das 1975 gegründet wurde, einen Insolvenzantrag gestellt. Der Jurist Michael Jaffé ist zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannt worden.
„Nach einer erfolgreichen Restrukturierung in den Jahren 2019 und 2020 hat das Unternehmen die schwierige Corona-Zeit trotz mehrerer Lockdowns und der allgemeinen Lieferkettenprobleme überstanden. In dieser Zeit wurde keine Kurzarbeit angemeldet und keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen“, teilte die Geschäftsführung von Schlemmermeyer mit. Seit März 2022 sei die wirtschaftliche Lage aber „zunehmend kritischer“ geworden, weil sich die hohen Inflationsraten sowohl beim Wareneinkauf als auch auf die Konsumlust der Kunden „sehr negativ“ ausgewirkt hätten. Die Folgen: Umsatz und Ergebnis gingen zurück.
Schlemmermeyer insolvent – was passiert mit Filiale im AEZ?
„Neben diesem branchenübergreifenden Phänomen kamen Probleme in der Rekrutierung von Mitarbeitern hinzu, die so weit gingen, dass einzelne Filialen wegen Personalmangels zumindest zeitweise geschlossen werden mussten“, hieß es weiter. Zuletzt habe das Unternehmen noch einen Umsatz von rund sieben Millionen Euro erwirtschaftet.
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Die gute Nachricht: Der Verkauf in den bundesweit 16 Filialen des Delikatessenanbieters – also auch in Hamburg – kann vorerst weitergehen. Zudem sind die Löhne und Gehälter der insgesamt rund 130 Mitarbeiter über das Insolvenzgeld für drei Monate, also bis einschließlich Juli 2023, gesichert.
Der vorläufige Insolvenzverwalter führt nun eine Bestandsaufnahme und wirtschaftliche Analyse durch. Das Ziel: möglichst viele der Filialen und Arbeitsplätze zu erhalten. „Inwieweit das gelingen kann, wird erst die Entwicklung in den nächsten Wochen zeigen. Die Ausgangssituation ist dabei aufgrund der anhaltenden Nachfrageschwäche im Handel und der sich anbahnenden Rezession in Deutschland sehr schwierig“, heißt es weiter.
Schlemmermeyer leidet unter der Konsumflaute
Einzelne Schlemmermeyer-Filialen seien hoch defizitär, während andere wie zum Beispiel die am Viktualienmarkt in München nachhaltig profitabel arbeiten. „Wir müssen für jeden Standort prüfen, ob es eine Fortführungsperspektive geben kann. Dies hängt auch vom Interesse potenzieller Investoren ab. Das kann auf einzelne Standorte genauso gerichtet sein, wie auf eine Komplettübernahme. Die Marke Schlemmermeyer hat grundsätzlich einen guten Klang, große Bekanntheit und steht für hohe Qualität,“ sagte Michael Jaffé in einer ersten Einschätzung.