Hamburg. Erneut Stau an Sicherheitskontrolle. Dienstleister FraSec reagiert. Polizisten mit Maschinenpistolen sicherten die Lage.

Die Probleme an der Sicherheitskontrolle des Hamburger Flughafens bestehen auch am Sonnabendmorgen weiter. Um kurz vor 8 Uhr betrug laut Airport-Homepage die Wartezeit 30 Minuten. Am Freitag waren es um 12.50 Uhr 45 Minuten, um 15.10 Uhr 56 Minuten. Seit einer Woche gibt es immer wieder Stau vor den Sicherheitskontrollen.

Der für die Kontrollen zuständige Dienstleister FraSec reagiert nun. „Wir versuchen sehr kurzfristig, mit zahlreichen Maßnahmen der Situation an unseren Kontrollstellen entgegenzuwirken“, sagte FraSec-Prokurist Steffen Seipp unserer Redaktion.

Lange Wartezeiten am Airport – Dienstleister FraSec reagiert

Von diesem Wochenende an sollen zusätzliche eigene Mitarbeiter, die normalerweise am Frankfurter Flughafen ihren Dienst versehen, in Fuhlsbüttel im Einsatz sein. Zudem würden weitere Luftsicherheitsassistenten von Konkurrenten einspringen.

„Darüber hinaus konnten wir uns mit den Auftraggebern über den Einsatz von zusätzlichen teilbeliehenen Kräften verständigen und werden auch diese bereits zum Wochenende zur Unterstützung einsetzen“, sagte Seipp. FraSec führt die Kontrollen im Auftrag der Bundespolizei durch. Sollen etwa deren Beamte schon am Wochenende unterstützend eingreifen?

Bundespolizei prüft den Einsatz von Beamten

„Derzeit wird noch abgestimmt, inwieweit Polizeibeamtinnen und -beamte neben gefahrenabwehrenden Aufgaben auch zur Unterstützung der Kontrollprozesse eingesetzt werden können“, sagte ein Sprecher der zuständigen Bundespolizeidirektion Hannover am Freitagnachmittag.

Dies könne zum Beispiel die Einweisung und Vorbereitung der Fluggäste in der Luftsicherheitskontrolle als auch die Unterstützung im Anschluss an die Kontrollen sein. Kernprozesse der Luftsicherheitskontrollen wie die Auswertung der Röntgenbilder sollen aber ausschließlich durch zertifizierte Luftsicherheitsassistenten privater Dienstleister durchgeführt werden.

FraSec will Mitarbeiter für Zusatzschichten motivieren

Im vergangenen Jahr hatte die Bundespolizei in den Sommerferien eingegriffen und Beamte als Unterstützung gestellt. Seipp stellte auf Nachfrage klar, dass es nicht ausschließlich um Bundespolizisten gehe, sondern auch um unterstützende Tätigkeiten wie das Zurückführen von Wannen, in die das Handgepäck der Fluggäste gepackt wird.

Zudem will FraSec eigene Mitarbeiter mit besonderen Anreizen motivieren, Zusatzschichten zu übernehmen. Offen, ob und wie viele dazu bereit sind. Zum einen ist das stundenlange Stehen ohne Pause anstrengend, zum anderen dürften auch Streitereien mit genervten Reisenden auf die Stimmung drücken. Es gebe eine deutliche Mehrbelastung der eingesetzten Teams, räumte Seipp ein.

Flughafen Hamburg: Seit Tagen kommt es zu langen Wartezeiten

Seit einer Woche kommt es temporär zu Wartezeiten von 30 Minuten und mehr. Die Statistik der Bundespolizei wies für Dienstag und Mittwoch Wartezeiten von in der Spitze etwa einer Stunde aus.

Am frühen Donnerstagabend zeigte die Homepage sogar 74 Minuten an, die Bundespolizei sprach von maximal 60 Minuten. Laut Augenzeugen sollen die Passagiere quer durch die Terminals gestanden haben. Ein Passagier sprach von „blankem Chaos“ und „irren langen Schlangen an der Kontrolle“ und ergänzte: „Die Reisenden regen sich mega auf.“

Am Donnerstag sichern Polizisten mit Maschinenpistolen die Lage

Dass es zu Aufregung kam, bestätigte die Bundespolizei. Fluggäste hätten am Donnerstagnachmittag „teilweise ungehalten wegen der erhöhten Wartezeiten reagiert“, sagte der Bundespolizei-Sprecher: „Daher wurden Kräfte der Polizei Hamburg angefordert, um präventiv tätig zu werden und somit die Luftsicherheit weiterhin zu gewährleisten.“

Augenzeugen berichteten davon, dass die Polizisten mit Maschinenpistolen anrückten. Im Rahmen der Streifentätigkeit sei „es üblich, dass Kräfte der Bundespolizei eine Maschinenpistole mitführen“, sagte der Bundespolizei-Sprecher zu dieser Schilderung.

FraSec spricht von Krankenstand auf absolutem Höchststand

„Wir bedauern die Situation vor Ort und entschuldigen uns bei allen Gästen für die Unannehmlichkeiten“, sagte Seipp. Man versuche, das Personal aufzustocken. Aktuell liefen drei Ausbildungskurse gleichzeitig, ein weiterer Kurs starte am kommenden Montag. Zudem sorge eine Krankheitswelle für die derzeitigen Personalengpässe. „Tatsächlich haben sich die Krankmeldungen im Verlauf dieser Woche sehr sprunghaft entwickelt und einen absoluten Höchststand erreicht“, sagte Seipp.

Am Freitag reagierte auch der Airport und kommuniziert die Probleme nun offensiv im Internet. Oben auf der Homepage weist er in einem roten Feld auf „erhöhtes Passagieraufkommen“ hin. Fluggäste sollten demnach mindestens zwei Stunden vor dem Abflug am Flughafen sein und sich zügig zur Sicherheitskontrolle begeben.

Flughafen Hamburg: Bis zu 48.000 Passagiere pro Tag erwartet

„Zu den Ferientagen erwarten wir bis zu 48.000 an- und abreisende Passagiere pro Tag, so auch heute“, sagte Hamburg Airport-Sprecherin Janet Niemeyer am Freitag: „Das ist und bleibt ungefähr auf dem Niveau der vergangenen Tage, natürlich mit verschiedenen Spitzenzeiten an einzelnen Tagen.“

Auch der Hamburger Flughafen hatte 2022 mit Personal ausgeholfen, das zum Beispiel Reisende in der Warteschlange über die Gepäckregeln nochmals informierte. Derzeit sei die sogenannte Teilbeleihung aber nicht möglich, sagte Sprecherin Katja Bromm bereits am Donnerstag.

Die grundsätzliche Empfehlung, mindestens zwei Stunden vor dem Abflug am Airport zu sein, werde beibehalten, sagte Bromm: „Diese Empfehlung passen wir nicht tagesaktuell an.“

Flughafen Hamburg empfiehlt Buchung von Slots

Auf der Homepage rät der Flughafen nun ausdrücklich dazu, wenn möglich vorab ein Zeitfenster an der Sicherheitskontrolle zu buchen. Passagiere können seit dem 5. April das Slot & Fly-Verfahren nutzen. Online können sie kostenlos ein 15-minütiges Zeitfenster buchen, zu dem sie die Sicherheitskontrolle passieren wollen.

„Bislang hatten wir knapp 40.000 Buchungen“, sagte Bromm und zeigte sich damit „sehr zufrieden“. Es gebe auch positive Rückmeldungen der Passagiere. „Daher planen wir, die Kapazität bei den Vorausbuchungen auszubauen“, so Bromm.

Flughafen Hamburg: Bundespolizei bittet Passagiere um Mithilfe

Die Bundespolizei bittet die Passagiere um Mithilfe, damit das Passieren der Sicherheitskontrolle möglichst zügig erfolgt.

Die wichtigsten Tipps in Kürze: Ticket und Ausweis sollten schnell griffbereit sein; wenig oder gar kein Handgepäck mitnehmen; elektronische Geräte wie Handy und Laptop separat in die Wannen legen; Flüssigkeiten dürfen maximal 100 Milliliter beinhalten und gehören in einen durchsichtigen Ein-Liter-Beutel; Hosentaschen ausleeren; Jacken und Mäntel müssen ausgezogen und in die Wannen gelegt werden.