Hamburg. Beim Vergleichsportal Carwow suchen wieder mehr Nutzer nach Verbrennern als nach E-Autos. Das dürfte vorerst so bleiben.
Der Fortschritt der Elektromobilität im Norden muss in diesem Jahr offenbar einen herben Rückschlag hinnehmen. Wie Nutzerdaten des Neuwagen-Vergleichsportals Carwow zeigen, hat das Interesse an Elektroautos zuletzt stark abgenommen.
Während Anfang Mai 40 Prozent der Nutzer aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern auf dem Portal nach einem E-Auto suchten, waren es im März vorigen Jahres noch 65 Prozent. Für Benziner und Diesel zusammengenommen interessierten sich damals nur gerade einmal 25 Prozent der Carwow-Kunden.
Aktuell stellten allein 34 Prozent der Kunden eine Konfiguration für ein Auto mit Benzinmotor zusammen. Zusammen mit den Diesel-Interessenten (14 Prozent) haben Verbrenner damit wieder deutlich die Nase vorn. Philipp Sayler von Amende, Co-Gründer und Chef von Carwow in Deutschland, sieht unterschiedliche Gründe für das Comeback der Verbrenner.
„Zum einen hinkt die Ladeinfrastruktur nach wie vor hinter den Zahlen für E-Fahrzeuge her“, sagte er vor Journalisten in Hamburg, „zum anderen spielen die reduzierte E-Auto-Förderung und die noch auf sich warten lassenden Angebotsinitiativen der Hersteller eine wichtige Rolle.“ Zudem seien die Stromkosten im vergangenen Jahr stark gestiegen.
Elektroauto kaufen ist plötzlich nicht mehr sexy
Zu Jahresanfang 2023 war der „Umweltbonus“ deutlich gesenkt worden – die Gesamtförderung für reine Elektrofahrzeuge mit einem Netto-Listenpreis bis 40.000 Euro beträgt seitdem nur noch 6750 Euro anstatt der früheren 9000 Euro. Dies habe zu einem Vorzieheffekt geführt, sagt Sayler von Amende, sodass Käufe noch bis in das zweite Quartal hinein nun fehlten. „Läuft dieser Effekt im Jahresverlauf aus, dann erholen sich auch die Zahlen bei den Stromern wieder“, erwartet der Carwow-Chef.
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Den Daten zufolge spielen Fahrzeuge mit Hybridantrieb, für die es seit Januar keine staatliche Kaufprämie mehr gibt, nur noch eine Nischenrolle. Lediglich noch sechs Prozent der Carwow-Nutzer im Norden interessieren sich für diese Antriebsart. Anfang 2022 waren es zwölf Prozent.
Elektroautos: Bald könnten sie billiger werden
Weil sich die Lieferzeiten zuletzt entspannt haben, die Nachfrage gerade bei Elektromodellen gesunken ist und die gestiegenen Zinsen die Kosten von Lagerbeständen erhöhen, rechnet Sayler von Amende mit einer Zunahme von Verkaufsanreizen der Hersteller und des Handels: „Im zweiten Halbjahr werden wir wieder Rabatte wie vor der Lieferkrise sehen.“
Erzwungen würden diese künftig womöglich auch durch die schnell wachsende Konkurrenz durch vergleichsweise günstige Elektroautos aus China: „Wir erwarten in den kommenden zwölf Monaten bis zu zehn weitere chinesische Marken in Deutschland.“ Mehr als 30 Prozent der Carwow-Nutzer hätten jüngst in einer Umfrage angegeben, sie könnten sich vorstellen, ein chinesisches Auto zu kaufen.
Allein in Deutschland zählt Carwow monatlich mehr als drei Millionen Besuche. Nutzer können ihr Wunschfahrzeug konfigurieren und erhalten dann Angebote von Vertragshändlern, die sie einfach nach Preis, Ort, Servicebewertung und Verfügbarkeit vergleichen können. Mercedes und Volvo sind an Carwow mit Deutschland-Sitz in München beteiligt.