Hamburg. BMW-Tochter setzt am Nedderfeld erstmals in Deutschland neues Verkaufskonzept um. Und auch für Motorrad-Fans tut sich dort was.
Wohl nicht ganz zu Unrecht sagt man Hamburg eine gewisse Nähe zu allem Britischen nach. Tatsächlich gibt es manche Belege für diese besondere Beziehung. So bestehen zu keiner anderen europäischen Hauptstadt so viele Flugverbindungen wie nach London. Besuche von „Royals“ wie zuletzt der von Charles III. wecken in der Hansestadt stets außergewöhnlich große Begeisterung – und Hamburg ist auch die deutsche Hochburg des verbreitetsten britischen Autos: Der Marktanteil des „Mini“ liegt hier fast doppelt so hoch wie im Bundesschnitt.
„Hamburg und Mini – das passt gut zusammen“, sagt Sascha Mika, Leiter der Hamburg-Niederlassung des Mini-Mutterkonzerns BMW. In der kommenden Woche steht die feierliche Eröffnung eines neuen „Mini Studios“ am Nedderfeld an. Rund 300 Gäste werden am Abend des 11. Mai erwartet, durch das Programm führt die Fernsehmoderatorin Linda Zervakis. Zu sehen sein werden unter anderem historische Mini-Modelle wie auch eine futuristische Van-Studie der Marke.
Auto Hamburg: Der Mini ist in der Hansestadt besonders beliebt
4,1 Millionen Euro hat BMW investiert, um die frühere Gebrauchtwagenhalle, die aus nicht unmittelbar ersichtlichen Gründen unter Denkmalschutz steht, in ein modernes „Mini Studio“ umzugestalten. Das Gebrauchtwagengeschäft wurde dazu an den Standort Barsbüttel verlagert; insgesamt hat die BMW-Niederlassung Hamburg fünf Standorte, an denen rund 500 Beschäftigte einen Jahresumsatz in der Größenordnung von 500 Millionen Euro erwirtschaften.
Auch wenn das Gebäude am Nedderfeld nicht neu errichtet wurde, realisiert man hier ein neues Autohaus-Konzept. Während künftig auf 1200 Quadratmetern nur neun Fahrzeuge ausgestellt sein werden, sind es im bisherigen Mini-Zentrum am Offakamp, gleich um die Ecke, auf 600 Quadratmetern noch 15 Autos. „Wir halten uns an die Devise ,weniger ist mehr’ und geben den Kundinnen und Kunden mehr Raum“, erklärt Mika.
BMW-Tochter will 2023 in Hamburg 1200 Minis verkaufen
Dafür hat man von den insgesamt 1200 Quadratmetern nun immerhin 200 Quadratmeter für ein Café reserviert. „Ich möchte, dass die Menschen, die hierherkommen, gern auch ihre Familie mitbringen und hinterher anderen davon erzählen“, so Mika. Die Verkaufsberater sitzen auch nicht mehr wie sonst üblich hinter Schreibtischen am Rand, sondern in einer Art Lounge-Bereich mitten in der Halle. Insgesamt werden rund 20 Personen dort arbeiten.
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„Dies ist das erste Mini-Autohaus in Deutschland, in dem wir das neue Konzept verwirklichen“, sagt Mika. Die Hamburger sind aber immerhin auch der drittgrößte Händler der Marke in der Bundesrepublik: „In diesem Jahr wollen wir hier 1200 Minis verkaufen.“
Schon 38 Prozent der neu bestellten Minis sind vollelektrisch
Eine weitere Investition steht schon bevor: Das bisherige Mini-Zentrum wird zur Präsentationsfläche für die BMW-Motorräder umgebaut. Dafür sind bis zu 1,8 Millionen Euro vorgesehen. „Gleichzeitig investieren wir in großem Umfang in unser Werkstattpersonal, um alle mit der Elektromobilität und der für die Autos immer wichtigeren Software vertraut zu machen“, sagt der BMW-Niederlassungsleiter.
Bei der Marke Mini machten vollelektrische Autos bereits 38 Prozent der Bestellungen aus, der Plug-in-Hybrid-Antrieb komme auf weitere fünf Prozent – und bei der britischen BMW-Tochter soll es schon im Jahr 2030 ausschließlich vollelektrische Fahrzeuge geben, fünf Jahre vor dem von der Europäischen Union beschlossenen Verbrenner-Verbot.
Um altersbedingt ausscheidende Mitarbeiter ersetzen zu können, hat die Niederlassung mehr als 100 Auszubildende. Bewerber dafür zu finden sei nicht mehr so einfach, räumt Mika ein. Generell gebe es eine Tendenz zum Studium oder in andere Ausbildungsberufe. Auch müsse man mehr tun, um grundlegende Kompetenzen zu fördern: „Früher brauchte man weniger Ausbilder, heute benötigen wir einen höheren Betreuungsbedarf.“
BMW-Gruppe gewinnt in der Hansestadt Marktanteile hinzu
Mika sieht keinen Widerspruch darin, ein neues Autohaus zu eröffnen, während Wettbewerber zuletzt eher Standorte geschlossen haben – zumal die Corona-Pandemie den Online-Autokauf noch befördert hat und die Akzeptanz dafür steigt, wie Umfragen ergeben. Der BMW-Manager erwartet jedoch nicht, dass ein signifikanter Anteil seiner Kunden den Neuwagen ausschließlich digital erwerben will: „Eine Vielzahl unserer Kunden möchte nach wie vor das Produkt erleben und sich vor Ort Design, Materialien, Farben und Features anschauen und sich hierzu beraten lassen.“
Zudem habe sich die BMW-Gruppe in den vergangenen Jahren auf dem Markt vergleichsweise gut gehalten: Während die Neuzulassungen in Hamburg im Jahr 2022 um fast 40 Prozent gegenüber 2019 gesunken sind, habe die BMW-Niederlassung nur einen Rückgang in der Größenordnung von 10 Prozent hinnehmen müssen, so Mika: „Wir gewinnen hier Marktanteile. Im Premium-Segment sind wir in Hamburg der Marktführer, deutlich vor Audi und Mercedes.“
Tesla und chinesische Hersteller mischen den Markt auf
Gleichwohl sieht auch der BMW-Manager, dass Tesla in Deutschland immer erfolgreicher agiert und die chinesischen E-Auto-Hersteller BYD und Nio mit großen Ambitionen in den deutschen Markt eingetreten sind. „Wir müssen darauf Antworten finden. Das ist eine hochspannende Phase“, so Mika. Ihn sporne die Herausforderung an: „Ich bin noch nie so gern zur Arbeit gegangen wie in den vergangenen drei Jahren.“
Investitionen wie die am Nedderfeld seien in diesem Umfeld „Gold wert“, sagt er, denn sie zeigten gerade auch den Beschäftigten, „dass wir an unsere Zukunft glauben – und das überträgt sich in diesen unsicheren Zeiten auch auf die Kunden.“