Hamburg. Optikkonzern erwartet deutliches Umsatzplus und sucht 1000 neue Beschäftigte. Wie das Unternehmen die Profitabilität erhöhen will.

In den vergangenen Monaten gab es beim erfolgsverwöhnten Augenoptiker Fielmann nicht nur Gutes zu berichten: Gewinneinbruch im Geschäftsjahr 2022, Dividendenkürzung, Börsenkurs im Sinkflug, erstmals in seiner Geschichte hatte das Hamburger Unternehmen im März zudem Personalabbau angekündigt. Diese Entwicklung ist nun gestoppt. Der Optikkonzern sieht optimistisch auf das laufende Jahr. Nicht nur Umsatz und Absatz sind in den ersten drei Monaten wieder deutlich gestiegen, unter dem Strich steht beim Vorsteuergewinn (Ebt) auch dank eines Sparprogramms wieder ein dickes Plus von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Die Aktie legte daraufhin kräftig zu. Mit einem Plus von zeitweilig mehr als acht Prozent glich das Papier die Talfahrt des vergangenen Jahres nahezu aus. Entsprechend gut gelaunt präsentierte sich Vorstandschef Marc Fielmann bei der Bilanzpressekonferenz, zu der er am Donnerstag erstmals seit 2019 wieder in die Unternehmenszentrale in Hamburg eingeladen hatte. „Im Rahmen unserer Vision 2025 digitalisieren und internationalisieren wir unser Familienunternehmen, entwickeln uns weiter von einem skalierten, deutschen Fachhändler hin zu einem international tätigen Familienunternehmen mit einem Omnichannel-Geschäftsmodell“, beschrieb der 33-Jährige den Zukunftskurs. Er führt den börsenorientierten Konzern, den sein Vater und Branchenlegende Günther Fielmann vor 50 Jahren gegründet hatte, seit vier Jahren – und drückt ihm mehr und mehr seinen Stempel auf. Ein Indiz: Die Unternehmenssprache im Topmanagement ist inzwischen Englisch.

Fielmann-Zentrale bleibt in Hamburg

Gute Nachrichten hatte Fielmann junior auch für Hamburg. Deutschlands führender Augenoptiker bleibt mit seinem Firmensitz in der Hansestadt. Wie berichtet, ist die Hauptverwaltung in einer ehemaligen Stiefelfabrik in Barmbek-Süd stark sanierungsbedürftig. Marc Fielmann hatte in dem Zusammenhang bereits vor Monaten im Abendblatt ein neues Bürokonzept für die 1500 Mitarbeiter angekündigt. Neben einem Umbau des Backsteinkomplexes hatte er einen möglichen Umzug auch außerhalb Hamburgs in den Raum gestellt. Jetzt sagte er: „Wir sind in guten Gesprächen mit dem Vermieter.“ Zudem gebe es zwei Alternativen für die Fielmann-Zentrale, beide in der Hansestadt. Auf einen Termin wollte Fielmann sich allerdings nicht festlegen. „Wir treffen die Entscheidung in den nächsten Monaten.“

Beim Rückblick auf das Jahr 2022 liegen Licht und Schatten eng beieinander. Zwar konnte Fielmann seine Marktposition ausbauen. In Deutschland hätten „antizyklische Preissenkungen“ zu einer Ausweitung des Absatzmarktanteils von 51 auf 53 Prozent geführt. „Während andere ihre Preise erhöht haben, haben wir die Preise abgesenkt“, erklärte Marc Fielmann, der zum blauen Anzug statt eines weißen Hemdes einen schwarzen Rolli trug. Positiv hätten sich auch die Investitionen in digitale Vertriebskanäle – vor allem Kontaktlinsen und Sonnenbrillen – ausgewirkt und die internationalen Märkte entwickelt, die jeweils zweistellig wuchsen. Unter dem Strich musste der Optikkonzern bei einer Umsatzsteigerung auf 1,76 Milliarden Euro (plus fünf Prozent) allerdings beim Jahresüberschuss ein Minus von 24,1 Prozent auf 110 Millionen Euro verkraften. Infolgedessen hatte der Aufsichtsrat eine Halbierung der Dividende von 1,50 Euro auf 0,75 Cent für das Jahr 2022 beschlossen.

Fielmann will 125 Millionen Euro sparen

Inzwischen hat das Unternehmen umgesteuert und ein Kostensparprogramm aufgelegt, um die Profitabilität zu erhöhen. „Um Preisführer zu bleiben, müssen wir Kostenführer werden“, sagte Finanzvorstand Georg Alexander Zeiss. Insgesamt will Fielmann in den nächsten drei Jahren 125 Millionen Euro sparen. In diesem Jahr sollen 25 Millionen Euro weniger ausgegeben werden. Betroffen ist vor allem die Zentrale in Hamburg, wo in diesem Jahr „mehrere Dutzend Stellen“ wegfallen. Der Personalabbau erfolge sozialverträglich und mit hohen Abfindungen, sagte Unternehmenschef Marc Fielmann. „Wir sind in guten Gesprächen mit dem Betriebsrat.“ Ob es bis 2025 weiteren Stellenabbau gibt, ließ er offen. In den europaweit 977 Niederlassungen werden dagegen Optiker und Hörgeräteakustiker dringend gesucht. Insgesamt sind dort 1000 freie Stellen zu besetzen.

Für das laufende Jahr erwartet Fielmann weiteres Wachstum. Zwischen Januar und März legte der Umsatz um 15 Prozent auf 478 Millionen Euro zu. Haupttreiber war eine Absatzsteigerung bei Korrektionsbrillen (plus acht Prozent). Dabei sieht sich Fielmann mit günstigen Angeboten in einer guten Position. Die Konsumstimmung sei angesichts der hohen Inflation auch in diesem Jahr schlecht. „Die Verbraucher achten derzeit besonders aufs Geld“, so Marc Fielmann.

Fielmann: Spanien wichtigster Wachstumsmarkt für den Optiker

Weitere Faktoren für die positive Entwicklung ist der Ausbau des Auslandsgeschäfts. Fielmann ist inzwischen in zwölf Ländern vertreten und hat zuletzt mit zwei Zukäufen in Spanien mit insgesamt 118 Filialen weitere Marktanteile gewonnen. Dort waren die Umsätze im ersten Quartal um 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. „Wir sind sicher, dass wir mittelfristig die Marktführerschaft in Spanien erreichen“, sagte Marc Fielmann. Daneben würden weitere Akquisitionen geprüft, so der Fielmann-Chef. Es gebe bereits Gespräche. Konkreter wollte er sich nicht äußern. In der Vergangenheit hatte er schon Frankreich als nächstes Expansionsziel genannt.

In diesem Jahr erwartet die Fielmann-Gruppe ein Wachstum bei den Korrektionsbrillen um bis zu acht Prozent auf 9,2 Millionen Brillen. Den Umsatz will der Konzern um sieben bis zehn Prozent auf bis zu 1,94 Milliarden Euro steigen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll von dem laufenden Sparprogramm profitieren – und zwar um neun bis 21 Prozent auf 370 bis 410 Millionen Euro. Die entsprechende Ergebnismarge vor Steuern sieht Fielmann bei neun bis elf Prozent nach 9,1 Prozent 2022.

An der Börse kam das gut an. im Tagesverlauf stabilisierte sich der Kurs des Papiers bei etwa 46 Euro. Die Baader-Bank hatte das Papier am Donnerstagmittag auf „Kauf“ gestuft. Berenberg und Warburg beließen die Aktie dagegen auf „Halten“.