Hamburg. Keine Lohnerhöhung für Tausende Beschäftigte. 2022 war für Hamburger Kaffeekonzern finanziell das schlechteste Jahr seit Gründung.

Schon der Ausblick aufs Geschäftsjahr 2022 war bei Hamburgs Kaffeekonzern Tchibo mau: „Tchibo erwartet einen Umsatz unterhalb des Vorjahres bei einem erheblich rückläufigen Ebit“, schrieb die Tchibo-Holding Maxingvest im Jahresbericht 2021.

So ist es letztlich auch gekommen: 2022 war „finanziell gesehen das schlechteste Jahr in der fast 75-jährigen Firmengeschichte“, schrieben Personalchefin Julia Braß und Vorstandschef Werner Weber in einem Bericht an die Beschäftigten.

Nullrunde bei Gehältern für Tchibo-Beschäftigte

Die Folge: Während die Beschäftigten in anderen Branchen sich derzeit über satte Lohnerhöhungen und Inflationsausgleichszahlungen freuen können, machen die Tchibo-Mitarbeiter eine Nullrunde. „Die Unternehmenszahlen lassen eine Anpassung der Gehälter in diesem Jahr nicht zu“, sagte ein Tchibo-Sprecher und bestätigte damit einen Bericht der Tageszeitung „Welt“. Tchibo beschäftigte Ende 2022 in Hamburg rund 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Spekulationen über eine bevorstehende Schließungswelle bei den mehr als 500 deutschen Tchibo-Filialen bestätigt der Sprecher allerdings nicht: „Natürlich überprüfen wir die bestehenden Standorte regelmäßig.“

Kaffeeröster Tchibo verzeichnet schlechtestes Jahr der Firmengeschichte

Wenn sich die Frequenzen in Filialen änderten, wenn sich Toplagen verschöben, passe man die Standorte entsprechend an, sagte der Sprecher: „Allerdings haben wir in den vergangenen Monaten auch 15 neue Filialen eröffnet. Und auch in diesem Jahr sind weitere geplant.“

Die Gründe für den schleppenden Geschäftsverlauf sind vielfältig: Tchibo hatte rasch nach dem russischen Überfall auf die Ukraine sein russisches Kaffeegeschäft verkauft – die fehlenden Einnahmen schmälern den Umsatz nun.

Kaufzurückhaltung der Kunden trifft Tchibo hart

Hauptgrund ist aber die zunehmende Kaufzurückhaltung der Kunden aufgrund der hohen Inflation und der Energiekrise. Diese trifft vor allem das Non-Food-Geschäft. Kaffee wird auch in Krisenzeiten getrunken, aber neben Kaffee verkauft Tchibo bekanntlich viele andere Produkte, angefangen von Haushaltswaren über Kleidung bis hin zu Autozubehör, Möbel und Reisen und seit Neuestem Häuser. Zusätzliches Problem sind laut „Welt“ auch die hohen Lagerbestände. Im florierenden Jahr 2021 habe Tchibo seine Lager mit Waren aus Asien und Osteuropa gefüllt, nicht zuletzt, weil die Unsicherheit bei den Lieferketten hoch war. Jetzt werde das Unternehmen viele Produkte nicht los.