Hamburg. Bald soll man “Slots“ für die Durchleuchtung des Handgepäcks buchen können. Welche Neuerungen außerdem geplant sind.
- Flughafen-Chef Eggenschwiler will mit verschiedenen Maßnahmen ein erneutes Sommerchaos verhindern
- Abläufe für Passagiere sollen durch Slot-Buchung besser werden
- Doch der Airport plant weitere Neuerungen
Die Luftfahrt erlebte einen turbulenten Sommer 2022. An den Sicherheitskontrollen gab es immer wieder Warteschlangen. Flüge wurden kurzfristig gestrichen. Und eine Vielzahl an Koffern kam nicht zusammen mit den Passagieren am Ziel an, sondern erst mit späteren Flügen – das sogenannte Rush-Gepäck sorgte fürs Kofferchaos am Hamburger Flughafen. Bis zu 2000 verloren gegangene Koffer und Taschen standen zeitweise im dafür genutzten Terminal Tango.
Nun sei es leer, sagt Michael Eggenschwiler und hofft, dass das eigentlich für Veranstaltungen genutzte Gebäude am besten gar nicht mehr als Abstellfläche gebraucht wird. „Ziel ist es, dass wir für diesen Sommer aus den Erfahrungen lernen“, sagt Hamburgs Flughafen-Chef am Dienstag und stellt mehrere Maßnahmen vor, mit deren Hilfe es dieses Jahr besser laufen soll als im vergangenen Sommer.
Flughafen Hamburg: Passagiere sollen Slot für Sicherheitskontrolle buchen können
Nadelöhr für die Passagiere war häufig der Sicherheitscheck. Bald sollen die Fluggäste einen Termin für die Kontrolle buchen können. „Wir planen, dass wir den Passagieren bis Ostern anbieten können, einen Slot zu buchen“, so Eggenschwiler. Bis zu 72 Stunden vor dem Abflug sollen Passagiere dann ein Zeitfenster von voraussichtlich 15 Minuten reservieren können.
Der Helmut-Schmidt-Flughafen folgt damit anderen Airports. Frankfurt kündigte jüngst die Einführung ein, in Berlin ist das System seit Monaten aktiv. Anders als in der Hauptstadt soll es aber keinen separaten QR-Code für das Zeitfenster geben. Der Zugang werde kombiniert mit der Bordkarte, sodass nur ein Nachweis erbracht werden müsse.
In Märzferien wird System noch nicht aktiv sein
Man werde das System nun testen, damit vor dem Echtstart Fehler entlarvt würden. Die Anzahl der buchbaren Zeitfenster sei offen, man wolle erst Erfahrungen sammeln. „Wir werden mit einer Spur beginnen“, so Eggenschwiler. Das Angebot Slot & Fly sei kostenlos. In den Hamburger Märzferien wird das Buchungssystem aber noch nicht funktionsfähig sein. Im Vorjahr waren Reisende teilweise vier Stunden vor dem Abflug am Sicherheitscheck, weil sie befürchteten, ihren Flieger zu verpassen. Damit blockierten sie aber die Kontrollspuren für früher fliegende Fluggäste.
Die Passagiere sollen mehr Infos über die zu erwartende Situation in den Terminals erhalten. Ab kommender Woche sollen auf der Flughafen-Homepage die Stoßzeiten des Folgetages angezeigt werden. Um wie viel Uhr gibt es viele Abflüge, sodass es eng werden könnte und so mehr Zeit eingeplant werden sollte? Zudem wird jetzt schon die aktuelle Wartezeit an der Sicherheitskontrolle aufgeführt.
CT-Scanner könnten im Herbst eingesetzt werden
Der Einsatz von neuer Technik wird noch dauern. Es gibt mittlerweile CT-Scanner, bei denen die Flüssigkeiten nicht mehr aus dem Handgepäck genommen und in einer durchsichtigen Plastiktüte in die Wanne aufs Band gelegt werden müssen, sondern in Tasche oder Rucksack bleiben können. Das spart viel Zeit.
Eggenschwiler hofft, dass die dafür zuständige Bundespolizei diese Geräte schnell in Hamburg einsetzen wird: „Wir sind technisch dazu bereit, es muss nichts Großes umgebaut werden.“ Für den Sommer rechnet er aber nicht mehr mit deren Einführung, zumal das Personal daran geschult werden müsse. Ein Einsatz in den Herbstferien wäre „sicherlich schön“.
Nur jeder vierte Koffer wird am Automaten aufgegeben
Einen Schritt weiter ist der Hamburg Airport bei der Automatisierung. Es gibt Geräte für den Check-in und 30 Gepäckaufgabeautomaten, an denen die Passagiere ihren Koffer selbst einchecken. Elf Fluglinien machen mittlerweile mit, zwei Drittel der Fluggäste könnten sie theoretisch nutzen. Im vergangenen Jahr wurde aber nur jeder vierte Koffer am Automaten aufgegeben. Es soll Anreize für Airlines geben, diese häufiger zu nutzen. Der Flughafen-Chef sieht in der Technologie viel Potenzial, um den Check-in zu beschleunigen – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels.
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Alle Gewerke am Standort versuchten, weiteres Personal zu rekrutieren. Der Flughafen sucht mit seiner Tochter HAM Ground Handling rund 100 Beschäftigte, die sich vor allem um die Gepäckbe- und -entladung der Jets kümmern. Bisher arbeiten zwischen 750 und 800 Menschen dort. Im Vorjahr kamen rund 40 Angestellte aus Griechenland. Auf diese hofft Eggenschwiler in diesem Jahr wieder – und dass die Männer noch einige Freunde und Bekannte mitbringen. Schließlich seien die Einstiegsgehälter von 15 bis 16 Euro pro Stunde, die der neu ausgehandelte Tarifvertrag vorsehe und für Einheimische wie für Ausländer gleich gelte, „attraktiv“.
Im Frühjahr soll Reinigungsroboter „Franzi“ kommen
Wie schon im Vorjahr sollen Büroangestellte und Führungskräfte des Flughafens aushelfen, wenn es irgendwo klemmt. Zum Beispiel könnten sie an den Automaten Fragen beantworten, Infos weitergeben oder die Wannen fürs Handgepäck an der Sicherheitskontrolle zurückbringen – auch wenn das eigentlich nicht zu ihren Aufgaben gehört. Eine Neuerung werden die Passagiere wohl im Frühjahr kennenlernen. „Franzi“ – der Reinigungsroboter, der große Flächen säubern kann, soll dann durch die Terminals sausen.
Im Gesamtjahr erwartet der Flughafen 13,8 Millionen Passagiere. In den Märzferien würde mit 210.000 Fluggästen pro Woche kalkuliert, in den Osterferien mit 270.000 und im Sommer mit 350.000 – rund 80.000 mehr als zur Hauptreisesaison vor einem Jahr. Befördert würden diese in größeren Flugzeugen, die von den Airlines eingesetzt werden.
Stundenweise mehr Passagiere als 2019
Zu einigen Stunden sei die Spitzenbelastung höher als 2019 vor der Pandemie. Aber trotz steigender Passagierzahlen ist Eggenschwiler „zuversichtlich, dass wir es deutlich besser hinkriegen sollten als letzten Sommer“. Die Buchungslage sei stabiler, weil die Reisenden sich wieder früher für ihren Trip entscheiden. Flugpläne seien rechtzeitig entzerrt worden. Die Passagierzahlen stiegen nicht mehr so sprunghaft an wie 2022. Die Abläufe seien besser abgestimmt, weil alle Daten allen Gewerken zur Verfügung stünden. Das Feedback aus der Branche sei gut. Alle hätten ein „Rieseninteresse“, dass es besser läuft. Allerdings sei es zu Spitzenzeiten immer eng, „und dass es noch mal enger werden kann, ist nichts Außergewöhnliches“, sagt Eggenschwiler und bittet Passagiere auch um Toleranz.
Falls doch mal Rush-Gepäck anfiele, gebe es nun eine Software. Mit ihr soll ermittelt werden, ob das Gepäck schon in Fuhlsbüttel ist. 2022 waren Airtags für viele Reisende der einzige zuverlässige Indikator, wo sich ihr Koffer befindet. Die Airlines hätten IT-Prozesse überarbeitet, stellten über ihre Dienstleister mehr Personal zur Verfügung und würden die Umsteigezeiten statt mit 50 nun häufig mit 90 Minuten kalkulieren. Verlorene Koffer sollten künftig zumindest besser steuerbar sein, sagt Eggenschwiler und ergänzt: „Wir haben das Thema sehr hoch eskaliert.“