Hamburg. Tausende Beschäftigte bei Stadtreinigung, Staatsoper und HPA sollen ihre Arbeit niederlegen – Oper teilt erste Einschränkungen mit.
- Ver.di ruft im Tarifstreit ab Freitag zu weiteren Warnstreiks in Hamburg auf
- Die Stadtreinigung und der Hafen sind ebenso betroffen wie die Staatsoper
- Ob die geplante Puccini-Premiere am Sonntag stattfinden kann, ist weiter unklar
Die Warnstreik-Welle hat Hamburg voll im Griff: Während am Donnerstag schon die Fahrgäste im Hafen vergeblich auf die HVV-Fähren der Hadag warteten, trifft es am Freitag gleich drei große Bereiche der Stadt.
Wie die Gewerkschaft Ver.di ankündigte, sollen die Beschäftigten der Stadtreinigung, der Staatsoper und der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) die Arbeit für mindestens 24 Stunden niederlegen. Bei der Stadtreinigung und in der Oper sollen die Streiks auch am Wochenende weitergehen. Am Freitagvormittag sind eine Kundgebung auf dem Gänsemarkt und eine Demonstration mit bis zu 1000 Teilnehmern in der Innenstadt geplant.
Keine Müllabfuhr: Ver.di bestreikt Stadtreinigung
"Wir gehen davon aus, dass der Streik alle Betriebsteile betreffen wird", sagte ein Sprecher der Hamburger Stadtreinigung dem Abendblatt. Dies werde auch die Abfuhr des normalen Hausmülls und des Sperrmülls am Freitag umfassen. Da der Ausstand am Wochenende weitergehe, könne die liegengebliebene Arbeit erst einmal auch nicht aufgeholt werden.
Beim letzten Warnstreik waren vor allem die Recyclinghöfe in Hamburg von dem Ausstand betroffen. Bis auf einige wenige werden diese auch diesmal wieder geschlossen bleiben. Die Stadtreinigung bittet darum, die Entsorgung von größeren Mengen an Müll und Wertstoffen auf die kommende Woche zu verschieben. Zumindest ist aber der Winternotdienst gesichert, falls es auf den Straßen wieder glatt werden sollte.
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Staatsoper: Was wird aus der Puccini-Premiere?
In der Staatsoper werden nach Ver.di-Angaben unter anderem Bühnentechniker, Beleuchter und anderes Personal in den Ausstand treten. Ohne sie ist eine Vorstellung kaum durchführbar. "Es ist möglich, dass durch den Warnstreik Opernvorstellungen ausfallen", sagt Lara Drobig, Gewerkschaftssekretärin für den Bereich Medien, Kunst und Kultur.
Besonders bitter für die Staatsoper: Am Sonntag hat eigentlich Puccinis "Il trittico" Premiere. "Welche Konsequenzen die Warnstreiks auf die Premiere 'Il trittico' am 12. März haben, wird geprüft und am morgigen Freitag, 10. März 2023, kommuniziert", so Opernintendant Georges Delnon am späten Donnerstagnachmittag. Drobig hatte zuvor betont, dass man über die Premiere mit der Staatsoper verhandele.
Am Freitag ist zudem eine Aufführung von "Lucia di Lammermoor" geplant, am Sonnabend steht "Tosca" auf dem Programm; beide werden laut Staatsoper konzertant gespielt. Wer dieses Angebot nicht wahrnehmen möchte, kann seine Karten ab dem 13. März bei der Staatsoper zurückgeben. Opern-Werkstatt und Afterwork seien ebenfalls nicht vom Streik betroffen.
Streik: Schiffe im Hafen müssen warten, Fähren fahren nicht
Durch den Warnstreik bei der Hamburg Port Authority dürfte es am Freitag auch Einschränkungen im Hamburger Schiffsverkehr geben. So könnten Schleusen, bewegliche Brücken und auch der Alte Elbtunnel möglicherweise nicht normal betrieben werden, so eine Sprecherin der HPA. Es sei mit Wartezeiten oder auch Ausfällen von Passagen zu rechnen. Die Nautische Zentrale, die den Schiffsverkehr auf der Elbe regelt, bleibt aber besetzt.
Darüberhinaus geht am Freitag auch der Warnstreik bei der Hadag weiter, wodurch erneut keine Hafenfähren des HVV unterwegs sein werden.
Streiks: Ver.di fordert 10,5 Prozent mehr Lohn
Die Gewerkschaft Ver.di fordert für die bundesweit rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeberseite bietet bislang fünf Prozent mehr Geld in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro. Die dritte Verhandlungsrunde ist vom 27. bis 29. März in Potsdam verabredet.
„Die Inflation galoppiert und für viele Kolleginnen und Kollegen bleibt bei einem Verdienst von 2.400 Euro am Ende des Geldes zu viel Monat übrig", sagte Gewerkschaftssekretär Ole Borgard. Das bisherige Angebot des Arbeitsgebers bezeichnete er als unzureichend. Verbale Wertschätzung reiche in diesen schwierigen Zeiten nicht aus, betonte der Leiter der Ver.di-Fachgruppe Abfallwirtschaft.