Hamburg. Neue Anbieter kommen nach Hamburg. Wo es noch freie Fächer gibt und was sie kosten. Ein exklusiver Marktüberblick.
Das Geschäft mit Schließfächern ist ein Wachstumsmarkt. Gleich zwei neue Anbieter haben sich Hamburg als neuen Standort ausgesucht. Trisor eröffnet am Montag (30. Januar) seinen neuen Standort am Hopfenmarkt.
„Für unsere insgesamt 5700 Fächer sind bereits 600 Reservierungen eingegangen“, sagt Geschäftsführer Justus Westerburg, der in der neuen Anlage Robotertechnik einsetzt, damit weder Kunden noch Sicherheitspersonal den eigentlichen Tresorraum betreten müssen. So soll die Anlage besonders sicher sein. „Nachfrage kommt auch von Kunden, die ihre auf Datenträgern gespeicherten Kryptowährungen bei jederzeitiger Zugriffsmöglichkeit verwahren wollen“, sagt Westerburg.
Geld: Schließfächer in der Hamburger City von Asservato
Auch der Anbieter Asservato will noch eine Anlage in Hamburg in zentraler Innenstadtlage eröffnen. Nach Anlaufschwierigkeiten soll es in der zweiten Jahreshälfte so weit sein. „In Hamburg ist es aufgrund der speziellen Bodengegebenheiten besonders komplex, einen Tresor mit einem Gesamtgewicht von bis zu 200 Tonnen in einem Gebäude aufzustellen“, sagt ein Firmensprecher.
Die Deutschen häufen immer mehr Gold an, das auch sicher verwahrt werden muss. Nach einer von der Reisebank in Auftrag gegebenen Studie besitzen sie inzwischen 5194 Tonnen an Gold zu Anlagezwecken, also ohne Goldschmuck, der sich auf 3894 Tonnen summiert.
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In Norddeutschland besitzt jeder Einwohner rund 70 Gramm Gold
Seit 2010 ist der Goldbesitz mit Münzen und Barren um 30 Prozent gestiegen. In Norddeutschland (Mecklenburg-Vorpommern ausgenommen) besitzt jeder Einwohner ab 18 Jahren rund 70 Gramm Gold in Form von Münzen und Barren.
Alter Familienschmuck, Edelmetalle, wertvolle Briefmarken oder wichtige Dokumente können in einem Schließfach sicher aufbewahrt werden. Aber was kostet ein Schließfach? Sind die Gegenstände darin versichert? Worin unterscheiden sich die Anbieter? Was muss bei der Schließfachwahl beachtet werden? Das Abendblatt verschafft einen Marktüberblick. Die Sparkasse Harburg-Buxtehude und die bankenunabhängigen Anbieter Hameko und Goldkontor aus Hamburg haben sich nicht an der Umfrage beteiligt.
Gibt es noch freie Schließfächer in Hamburg?
Bei allen Anbietern sind noch freie Schließfächer verfügbar. Lediglich bei der Deutschen Bank macht ein Sprecher einige Einschränkungen: „Der überwiegende Teil unserer Filialen bietet Schrankfächer an. Allerdings sind die freien Kapazitäten begrenzt und nur vor Ort zu erfragen.“ Für den Fall, dass in einer Filiale keine Fächer frei seien, würden die Kunden nach Möglichkeit an andere nahe gelegene Standorte verwiesen.
Nicht alle Anbieter haben Angaben zur Zahl ihrer Fächer gemacht. Aber schätzungsweise kann man davon ausgehen, dass es in der Hansestadt etwa 250.000 Schließfächer gibt. Davon entfallen allein 200.000 auf die Hamburger Sparkasse (Haspa).
Schließfächer in Hamburg – wie ist die Nachfrage?
Die Deutsche Bank spricht von einer „stabilen Nachfrage“. Deshalb seien die freien Kapazitäten begrenzt. Pläne für eine Erweiterung des Angebots gibt es bei der Bank nicht. „Bei uns gibt es eine hohe Nachfrage“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. „Die Auslastung liegt bei 80 Prozent.“
Die Commerzbank würde sich über neue Kunden freuen, hat also offensichtlich noch ausreichend freie Schließfächer. „Bei uns ist die Auslastung hoch, deshalb ist eine Erweiterung der Schließfächer geplant“, sagt ein Sprecher der Sparda-Bank. Lars Kühl, der Schließfächer anbietet unter www.sicheres-schliessfach.de, hat die alte Filiale der Kreissparkasse Stormarn in Reinbek gekauft, um für Kunden ein modernes Sicherungszentrum zu schaffen. Auch er plant eine Erweiterung.
Was kosten die kleinsten Schließfächer?
Bei den kleinsten Fächern machen Sparda-Bank Hamburg, Hamburger Volksbank und die Sparkasse Holstein, die knapp 600 Fächer in Hamburg anbietet, das günstigste Angebot mit Jahreskosten von rund 50 Euro. Die Sparda-Bank Hamburg punktet nicht nur mit dem niedrigsten Preis (46 Euro), sondern auch mit einem inkludierten Versicherungsschutz in Höhe von 50.000 Euro.
Wird ein etwas größeres Fach benötigt, in das ein dicker Leitz-Ordner passt, kommen die günstigsten Angebote von der Sparkasse Holstein (72 Euro im Jahr), UniCredit Bank (79 Euro) und der Sparda-Bank Hamburg (79 Euro), während in diesem Fall die Hamburger Volksbank schon 175 Euro verlangt. Gemessen am kleinsten Schließfach haben nur Deutsche Bank, Sparda-Bank Hamburg und Sparkasse Holstein ihre Preise gegenüber Sommer 2020 unverändert gelassen. Die Haspa und die Hamburger Volksbank dagegen verteuerten das kleinste Fach um rund 43 Prozent.
Schließfächer – wie teuer ist es, etwas zu verwahren?
Bei dieser Frage konnten die Anbieter die Fachgröße selbst auswählen, mussten aber einen Versicherungsschutz von rund 50.000 Euro mit einberechnen. Auch hier macht die Sparda-Bank Hamburg das günstigste Angebot mit Jahreskosten von 46 Euro, weil sie keinen zusätzlichen Versicherungsschutz berechnen muss. Weitere günstige Anbieter sind Hamburger Volksbank (112 Euro) und Hamburger Sparkasse (126 Euro).
Schließfächer – was kostet der Versicherungsschutz?
Bei der Deutschen Bank und Sicheres Schließfach ist kein Versicherungsschutz mit im Preis eingeschlossen. Den höchsten mit eingeschlossenem Versicherungsschutz haben Sparda-Bank Hamburg (50.000 Euro) und Hamburger Sparkasse (40.000 Euro).
UniCredit und Commerzbank kommen auf rund 25.000 Euro. Wer zusätzlichen Versicherungsschutz hinzubucht, ist mit sehr unterschiedlichen Preisen konfrontiert. So kosten 20.000 Euro Versicherungssumme bei der Sparkasse Holstein mit rund 52 Euro doppelt so viel wie bei der Deutschen Bank.
Schließfächer – was unterscheidet die Anbieter?
Nur die bankunabhängigen Anbieter ermöglichen einen Zugang zum Schließfach rund um die Uhr. Damit begründen sie auch die höheren Preise. „Wenn in Krisensituationen die Bank nicht geöffnet hat, nützt mir das Schließfach nicht viel, wenn ich dort meine Wertgegenstände abholen möchte“, sagt Westerburg von Trisor. Zusätzlich verweist er auf das Sicherheitskonzept: „Eine Drei-Faktor-Authentifizierung aus Fingerabdruck, PIN und Chipkarte sichert das wertvolle Gut. Mittels Robotik werden die Wertschließfächer in diskrete und geräumige Einzelkabinen vollautomatisch ausgegeben.“
Aber dieses Angebot in zentraler Lage und edlem Ambiente hat auch seinen Preis. Trisor ruft mit Abstand die höchsten Preise auf. Das kleinste Schließfach kostet 285 Euro im Jahr, wobei nur eine Versicherungssumme von 5000 Euro eingeschlossen ist. „Aufgrund der bei uns sehr hohen Sicherheitsstandards buchen nur 30 Prozent der Kunden einen zusätzlichen Versicherungsschutz“, sagt Westerburg. Viele Kunden wollten nicht, dass überhaupt bekannt werde, welcher Wert in dem Schließfach lagere. Denn im Todesfall des Besitzers muss die Existenz des Fachs und eventuell sein Versicherungswert an das Finanzamt gemeldet werden.
Welche Vorteile hat ein Schließfach?
„In einem Bankschließfach sind alle Gegenstände vor Diebstahl, Wasser- oder Brandschäden besser geschützt“, sagt Kathleen Altmann vom Bundesverband deutscher Banken. Doch praktisch ist das nur, wenn man diese Dinge nicht häufig zur Hand nehmen will, denn das Schließfach ist meist mehrere Kilometer entfernt. „Bei Dokumenten kann es sich lohnen, eine Kopie zu Hause zu behalten, denn in vielen Fällen wird das Original nicht benötigt“, sagt Altmann.
Wer kennt den Inhalt der Schließfächer?
„Den Zugang zum Bankschließfach hat nur der Mieter oder eine bevollmächtigte Vertrauensperson“, sagt Altmann. „Was im Schließfach liegt, bleibt das Geheimnis des Mieters. Auch die Mitarbeiter der Bank wissen nicht, was sich darin befindet.“ Es empfiehlt sich aber, eine Inventarliste mit Belegen über den Inhalt anzufertigen. Auch genau datierte Fotos der Gegenstände können hilfreich sein, wenn es um den Versicherungsschutz geht.
Sind die Schließfächer vor Einbrechern sicher?
Eine heikle Frage. Sparda-Bank, Hamburger Volksbank Sicheres Schließfach, Deutsche Bank und Commerzbank verweisen darauf, dass es solche Versuche in den vergangenen fünf Jahren nicht gab. Die Haspa gesteht einen Einbruch ein.