Hamburg. Bei Ruuky hat das Bezahlen per Handy Vorrang. Auch eine Kredikarte gibt es dazu. Das sagen Verbraucherschützer und die Konkurrenz.

Ihr erstes Konto hatten die beiden Gründer Timo Steffens und Max Schwarz bei der Sparkasse. „Da war was mit Knax“, erinnert sich Steffens. Noch heute wirbt die Sparkassen-Gruppe mit den Figuren aus der Knax-Welt um junge Kunden. Schwarz erinnert sich an sein erstes Sparbuch: „Das hat sich leider nicht von allein auf den neuesten Stand aktualisiert.“ Zusammen mit ihren Mitgründern Vorstandschef Jes Hennig und Deepankar Jha haben sie mit Ruuky ein kostenloses Konto für junge Leute entwickelt, das sich von der etablierten Konkurrenz absetzen will.

Hamburger entwickeln kostenloses Konto für junge Leute

Da das Fintech aus Hamburg keine Banklizenz besitzt, arbeiten sie mit der belgischen PPS-Bank zusammen. Der Dienstleister kümmert sich um die Verwaltung der Konten und Zahlungsflüsse. „Wir konzentrieren uns ganz auf die Entwicklung des Produkts“, sagt Schwarz, der für das Marketing zuständig ist. „Unsere Kernzielgruppe ist 14 bis 25 Jahre alt.“ Eine Kontoeröffnung durch die Eltern ist aber auch schon für Siebenjährige möglich. Der Name Ruuky nimmt Bezug auf den englischen Begriff Rookie, der für junge und aufstrebende Sporttalente steht.

Die bisherigen Jugendkonten sind nach Einschätzung von Ruuky nicht klar am Bedarf der Jugendlichen ausgerichtet. Denn die Generation der Digital Natives, auch Gen Z genannt (zwischen 1997 und 2010 geboren) wächst selbstverständlich mit den digitalen Medien auf und ist vom Konzept des klassischen Kontos meilenweit entfernt.

Zu dem digitalen Bankkonto gehören eine virtuelle und eine physische Kreditkarte

Zum kostenlosen, digitalen Bankkonto gehört eine virtuelle sowie eine physische Debit Mastercard, also eine Kreditkarte, mit der die bezahlten Beträge sofort vom Konto abgebucht werden. Eine solche Debit Mastercard kann auch in der Playstation hinterlegt werden, ein entscheidender Vorteil für junge Kunden, die noch keine 18 sind. „Jugendliche benutzen schon im Alter von 16 Jahren im Durchschnitt vier bis fünf bezahlte Online-Services pro Monat“, sagt Schwarz. In der Praxis ist oft die Kreditkarte der Eltern in der Playstation hinterlegt. „Doch so können die Kinder den Wert von Geld nicht lernen, wenn erst Wochen nach der Ausgabe über die Kreditkartenabrechnung gesprochen werden kann“, sagt Schwarz.

Sowohl das Jugendkonto als auch das Girokonto ab 18 Jahren werden ausschließlich auf Guthabenbasis geführt. Auch für die jungen Erwachsenen gibt es keinen Dispositionskredit. Bei Nutzern unter 18 Jahren erhalten die Eltern einen digitalen Zugang zum Konto, können etwa auf einen Klick die letzten drei Umsätze sehen und auch mehrere Kinderkonten überwachen. Das Jugendkonto muss von den Eltern beantragt werden.

Ruuky: Kontoeröffnung durch die Eltern ist schon für Siebenjährige möglich

„Die Kontoeröffnung erfordert nicht wie gewohnt zwei Elternteile und eine Geburtsurkunde sowie viel Zeit, sondern knapp zehn Minuten und einen Erziehungsberechtigten“, sagt Schwarz. „Eltern spielen bei uns eine wichtige Rolle“, sagt Schwarz. Gemeinsam können sie mit Ruuky über den Umgang mit Finanzen sprechen und in der Not auch schnell helfen. Etwa Geld in Echtzeit schicken, wenn der letzte Bus verpasst wurde. Die App benachrichtigt in Echtzeit, wenn Transaktionen vollzogen werden und enthält eine Übersicht über die eigenen Finanzen.

Über die Zahl der jungen Kunden schweigt das Unternehmen noch, das vor zweieinhalb Jahren gegründet wurde und inzwischen 25 Mitarbeiter hat. Nur so viel verrät Schwarz: Pro Woche wird die App mit der Hinterlegung einer E-Mail-Adresse 25.000- bis 30.000-mal aktiviert. Das ist der Einstieg in eine Kontoeröffnung. Ob es dazu auch wirklich kommt, kann man daraus aber nicht ableiten. Demnächst soll das Angebot auf Österreich ausgeweitet werden. Die wesentlichste Einnahmequelle der Neobank sind Gebühren von Mastercard oder Händlern, wenn die Kunden digital bezahlen.

Start-up wurde auch von der Stadt Hamburg gefördert

Finanziert wurde der Start zunächst von Business-Angels aus dem Hamburger Raum. Inzwischen sind namhafte Investoren wie Vorwerk Ventures oder Calvary Ventures eingestiegen, und es wurden bisher vier Millionen Euro eingesammelt. Auch von der Stadt Hamburg wurde das Start-up gefördert. Bevor schwarze Zahlen geschrieben werden können, sind aber weitere Finanzierungsrunden erforderlich. „Wir werden über Jahre auf externes Kapital angewiesen sein“, sagt Timo Steffens, der für die Finanzen zuständig ist.

Deshalb soll das Konto noch erweitert werden. Dabei will man auch über den Tellerrand schauen. Kooperationen im Bereich E-Sport, also dem sportlichen Wettkampf mit Computerspielen, sind angedacht. Denn mit zusätzlichen Leistungen können auch die Einnahmen ausgeweitet werden. „Über Investmentmöglichkeiten oder Kredite denken wir nach“, sagt Steffens. „Aber die Angebote müssen auch immer zielgruppenorientiert sein.“ Wer in jungen Jahren gut verdient, kann bei Ruuky auch schon an Grenzen stoßen. Denn über 18-Jährige dürfen nicht mehr als 30.000 Euro auf dem Konto haben. Auch fehlt noch eine Möglichkeit für Bargeldeinzahlungen. Für Geldgeschenke der Verwandten rät Schwarz lieber, die Kontodaten auf WhatsApp zu teilen. „Es ist doch auch besser, wenn die Kinder nicht das ganze Bargeld zu Hause haben.“

Das sagen die Verbraucherzentrale und die Konkurrenz

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat das Angebot anhand des Preis- und Leistungsverzeichnisses für unsere Zeitung bewertet. „Die Debit Mastercard in physischer Form kostet einmalig 10 Euro, das ist nicht ungewöhnlich, aber es gibt auch Banken, die das kostenlos anbieten“, sagt Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Die Jugendlichen sollen mit dem Konto verstärkt an das bargeldlose, virtuelle Zahlen herangeführt werden, mit dem man eher nicht lernt, finanzielle Verantwortung zu übernehmen“, sagt die Verbraucherschützerin.

Hierzu passe, dass die Bargeldabhebung am Automaten 2,50 Euro koste. Kostenlose Abhebungen sind aber bei Partnern wie DM, Netto oder Müller möglich. Unangemessen hoch findet Föller das Entgelt von 9 Euro für abgelehnte Lastschriften. „Außerdem habe ich noch nie von einer Bank gehört, die nach Kündigung eines Kontos für nicht abgeholtes Geld ein monatliches Verwaltungsentgelt nimmt.“

Und die Konkurrenz? Die Hamburger Sparkasse reagiert gelassen. „Unsere Schüler- und Jugendkonten mit ihren maßgeschneiderten Vorteilspaketen, kommen in der Zielgruppe gut an, werden seit Jahren konstant nachgefragt und können selbstverständlich auch online eröffnet werden“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. „Unsere mehrfach ausgezeichnete Sparkassen-App und das dichteste Filial- und Geldautomatenetz in der Region sind ein Angebot, das in Hamburg nur die Haspa bietet.“