Hamburg. Bernd Aufderheide führt seit 2007 die Hamburg Messe und Congress GmbH. Was in diesem Jahr an Gastveranstaltungen geplant ist.
„Ein tolles und sehr arbeitsreiches Jahr liegt vor uns“, sagte Bernd Aufderheide in seinem Ausblick auf die Vielzahl von Veranstaltungen in den kommenden knapp zwölf Monaten in den Hamburger Messehallen und im Congresszentrum CCH. Für den 63-Jährigen, der 2004 beim städtischen Unternehmen Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC) in die Geschäftsführung eintrat und sie seit 2007 als deren Vorsitzende führt und prägt, wird danach Schluss sein.
Messe Hamburg: Chef Aufderheide geht in Ruhestand
„Ich verabschiede mich Ende des Jahres in den Unruhestand und habe noch viel vor“, kündigte Aufderheide am Donnerstag bei seinem letzten Jahresauftaktgespräch der Messegesellschaft an.
Für 2022 präsentierten Aufderheide und Finanzgeschäftsführer Uwe Fischer dabei überraschend gute Zahlen: Obwohl zu Jahresbeginn noch zahlreiche Messen und Veranstaltungen wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden mussten, und das CCH nach vielen Jahren der Sanierung erst seit Ende April wieder komplett genutzt werden kann, erzielte das Unternehmen mit annähernd 109 Millionen Euro den zweithöchsten Umsatz in seiner Geschichte.
Hamburg Messe – 2022 war überraschend erfolgreich
Im operativen Geschäft blieben davon fast elf Millionen Euro Gewinn. Doch wegen weiterer Kosten verharrte das Jahresergebnis mit einem Verlust von etwa 15 Millionen Euro weiterhin im Minus. In den beiden Jahren zuvor, als das Messegeschäft fast zum Erliegen kam, waren die Verluste noch deutlich größer gewesen.
Die Zahl der Besucher in den Hallen und im CCH (etwa 500.000) und die Zahl der Aussteller bei den Messen lagen im vergangenen Jahr um etwa ein Drittel unter denen im Vergleichsjahr 2018. „Das entspricht dem allgemeinen Trend in der Branche in ganz Deutschland“, betonte Fischer.
Messe Hamburg: 2026 eine Sport-EM in den Messehallen?
In diesem Jahr – so viel steht schon fest – wird es in den Hallen etwa 30 Gastveranstaltungen und ein knappes Dutzend von der HMC selbst organisierte Messen geben. Eines der Highlights: das zweitägige OMR-Festival im Mai, das schon 2022 gut 70.000 Besucher hatte.
Und ab der zweiten Jahreshälfte könnte es in den Messehallen erstmals Konzerte mit bis zu 5000 Besuchern geben, so Aufderheide. Die HMC hatte im vergangenen Jahr mobile Tribünen angeschafft, um Firmen- und Kultur- sowie Sportveranstaltungen in dieser Größenordnung durchführen zu können. Aufderheide kündigte an: „Wir bereiten mit der Sportbehörde die Bewerbung für eine Europameisterschaft im Jahr 2026 vor.“ Die Hallenhockey-EM in drei Jahren ist bereits nach Deutschland vergeben – der Standort steht noch aus.
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Messe: 2023 soll das umsatzstärkste, ungerade Jahr von Aufderheide werden
Einen regelmäßigen Spielbetrieb von Hamburger Bundesliga-Mannschaften in einer Messehalle werde es jedoch nicht geben. „Wir sind durch unseren Messe- und Veranstaltungskalender stark gebunden. Da passen regelmäßig stattfindende Ligaspiele nicht hinein.“ Von Firmen, Organisationen und Konzertveranstaltern gebe es aber schon zahlreiche Anfragen für Veranstaltungen mit 5000 und mehr Teilnehmern. Dass die HMC sich selbst kannibalisiere, wenn Konzerte aus dem CCH in die Messehallen abwandern, erwartet Aufderheide nicht. „Im Gegenteil, wir schaffen neue Kapazitäten.“ Der größte CCH-Saal fasse 3000 Besucher. „An Konzerthäusern für 5000, 6000 Menschen mangelt es in der Stadt derzeit noch.“
Dass der Standort des Messegeländes mitten in der Stadt trotz des von der Pandemie ausgelösten Wandels der Branche und obwohl Hamburg zunehmend Mühe hat, Flächen für den Wohnungsbau zu finden, der richtige ist, daran hat Aufderheide keinen Zweifel. „Es hatte diese Debatte vor einigen Jahren ja kurz gegeben, sie war beendet, nachdem Bürgermeister Peter Tschentscher erklärt hatte, das Messegelände sei nicht angreifbar“, so der HMC-Chef. „Ich kann nicht erkennen, dass sich an dieser Position etwa geändert hat.“
Zahlen, wie stark die insgesamt 87.000 Quadratmeter Fläche in den Hallen im vergangenen Jahr genutzt wurde, an wie vielen Tagen sie komplett ausgebucht waren, liegen nicht vor. Aufderheide wies aber darauf hin, dass die durchschnittliche Auslastung in früheren Jahren höher gewesen sei als auf dem Messegelände anderer Städte. „Wir brauchen die Flächen in der aktuellen Größenordnung“, betonte er. Der Standort sei einmalig und biete zahlreiche Vorteile und Möglichkeiten.
„Das Interesse der Aussteller hat deutlich nachgelassen"
Wie wechselvoll das Messegeschäft selbst in einem einigermaßen erfolgreichen Jahr sein kann – auch das wurde 2022 deutlich. Die viele Jahre sehr erfolgreiche Hansepferd musste erneut abgesagt werden – und ist nun komplett aus dem Kalender gestrichen. „Das Interesse der Aussteller hat deutlich nachgelassen. Es hat sich gezeigt, das sich die Hansepferd nicht mehr erfolgreich veranstalten lässt“, so Aufderheide. Insgesamt seien Publikumsmessen ein schwierigeres Geschäft als solche für ein Fachpublikum. Andererseits seien mit der Photopia und der Gamingmesse Polaris zuletzt erfolgreich neue, eigene Veranstaltungen für das allgemeine Publikum etabliert worden. „Messen sind und bleiben unser Kerngeschäft“, so Aufderheide.
Sollte eine EM-Bewerbung erfolgreich sein, wäre er dort nur Zuschauer. Und ein Jahr, in dem die HMC schwarze Zahlen schreibt, wird ihr Noch-Chef absehbar nicht mehr erleben. Auch weil in ungeraden Jahren mehrere große Messen mit Zehntausenden Besuchern nicht stattfinden, rechnet die Geschäftsführung für 2023 erneut mit einem negativen Jahresergebnis. Allerdings: Mit gut 73 Millionen Euro Erlösen soll das letzte Jahr des Bernd Aufderheide an der HMC-Spitze das umsatzstärkste, ungerade Jahr des Unternehmens werden