Bei der Abstimmung der Verbraucherschützer gab es einen deutlichen Gewinner. Gesetzgeber soll Preistrickserien stoppen.

  • Verbraucherzentrale Hamburg kürt Mogelpackung des Jahres
  • Versteckte Preiserhöhung bei Rama besonders groß
  • Gut 34.000 Stimmen wurden abgegeben

Rund 2,5 Wochen hatten die Verbraucher die Wahl, nun steht ihr Urteil fest: Rama ist die „Mogelpackung des Jahres 2022", bei der versteckte Preiserhöhungen ins Visier genommen werden. 41,7 Prozent stimmten bei der von der Verbraucherzentrale Hamburg durchgeführten Wahl für das Streichfett.

Hersteller Upfield verkauft das Produkt nun im Becher mit 400 statt zuvor 500 Gramm Inhalt. Kunden müssen bei unverändertem Preis also 25 Prozent mehr zahlen. „Upfield hat den Bogen überspannt und Rama die Wahl zur ,Mogelpackung des Jahres’ mehr als verdient“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg.

„Mogelpackung des Jahres 2022“ : Rama – weniger drin, gleicher Preis

Den Lebensmittelexperten stört zudem, dass die Bechergröße unverändert blieb. „Wenn der Inhalt schrumpft, die Packung aber nicht, haben Verbraucherinnen und Verbraucher kaum eine Chance, die Weniger-drin-Trickserei zu bemerken“, sagt Valet.

Zudem sei für Streichfett der 500-Gramm-Becher eine gelernte Größe. Um 1000 Tonnen Streichfett abzufüllen, müssten nun eine halbe Million Becher mehr gefüllt werden, rechnete er aus – eine zusätzliche Ressourcenverschwendung.

Rama sorgte für Beschwerdenrekord bei Verbraucherzentrale

Upfield begründete die Verteuerung mit „dramatischen Kostensteigerungen in unserer gesamten Lieferkette, einschließlich unseren Rohstoffen“. Die Bechergröße sei vorerst beibehalten worden, weil neue Verpackungsverfahren zusätzliche Kosten verursachen würden.

Nie zuvor hätte die Verbraucherzentrale so viele Beschwerden zu einem Produkt erhalten, sagt Valet. Hersteller Upfield habe auch bei seinen Marken Lätta, Sanella, Becel und Violife im vergangenen Jahr Füllmengen reduziert.

Verbraucherzentrale klagt gegen Hersteller Upfield

Was im rechtlichen Sinne als „Mogelpackung“ anzusehen ist, sei durch lückenhafte Vorgaben oft schwierig festzustellen. „Wenn im identischen Becher ohne besonderen Hinweis aber plötzlich 100 Gramm weniger Streichfett sind, ist das eindeutig Irreführung“, sagt Valet.

Rama, Leerdammer, Pringles, Calgon und Goldbären – diese fünf Kandidaten standen bei der
Rama, Leerdammer, Pringles, Calgon und Goldbären – diese fünf Kandidaten standen bei der "Mogelpackung des Jahres" zur Auswahl. © Verbraucherzentrale Hamburg

Gegen Upfield hat die Verbraucherzentrale Hamburg daher Klage eingereicht. Verhandelt wird über den reduzierten Inhalt der Pflanzenmargarine Sanella; auch hier enthält der Becher nur noch 400 statt 500 Gramm.

Gut 34.000 Stimmen wurden abgegeben

Bei der Wahl seien 34.293 Stimmen abgegeben worden. Das seien mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr gewesen. Als Zweitplatzierter erhielt der Scheibenkäse Leerdammer von Lactalis 28,7 Prozent, bei dem der Inhalt von 160 auf 140 Gramm schrumpfte, obwohl „dauerhaft 1 Scheibe mehr“ versprochen worden sei. Die Plätze drei bis fünf belegten der Wasserenthärter Calgon, die Goldbären von Haribo und die Pringles-Chips.

Im zurückliegenden Jahr sei die Zahl der Beschwerden von Verbrauchern über „Mogelpackungen“ stark gestiegen. Immer häufiger würden auch Eigenmarken des Handels gemeldet. Die Verbraucherzentrale Hamburg, die die Wahl der »Mogelpackung des Jahres« jedes Jahr durchführt, fordert vom Gesetzgeber, Verbraucher besser vor versteckten Preiserhöhungen zu schützen.

Drei Maßnahmen vom Gesetzgeber gefordert

Konkret geht es um drei Forderungen: Erstens müssten Packungen prinzipiell voll befüllt sein, nur in Ausnahmefällen dürfte ein technisch notwendiger Luftraum erlaubt sein. Zweitens müssten bei reduzierten Füllmengen auch die Packungen entsprechend kleiner werden. Drittens müssten auf Produkten mit geringerem Inhalt die alte und die neue Füllmenge sowie die Reduktion in Prozent angegeben werden.

„Seit Jahren dokumentieren wir die Weniger-drin-Tricksereien der Unternehmen“, sagt Valet, „doch nur der Gesetzgeber kann dem Treiben ein Ende bereiten.“ Noch immer dürften Unternehmen den Inhalt ihrer Produkte nach Gutdünken schrumpfen und so deren Marge verbessern, so Valet: „Aber vor allem in Krisenzeiten wie diesen mit stark gestiegenen Lebenshaltungskosten ist Preistransparenz wichtiger denn je. Es muss endlich gehandelt werden.“