Hamburg. Ein Sondersachverständiger soll prüfen, wie viel die HSH Nordbank mit der Insolvenz der Hamburger Reederei zu tun hat.

Im juristischen Tauziehen um die Milliarden-Pleite der Rickmers Holding AG im Jahr 2017 hat das Insolvenzgericht Hamburg einen Sondersachverständigen eingesetzt. Dieser soll prüfen, ob die Hamburg Commercial Bank als Nachfolgerin der HSH Nordbank möglicherweise haftet, nachdem die damalige Landesbank eine weitere Finanzierung der Rickmers Holding abgelehnt hat.

Damit könnte sie die Insolvenz der Reederei erst besiegelt haben, sagte ein Gerichtssprecher. Sollten tatsächlich Ansprüche bestehen, aber verjährt sein, soll der Gutachter zudem untersuchen, ob dann möglicherweise der Insolvenzverwalter haftet.

Hafen Hamburg: Trägt die HSH Nordbank Verantwortung für die Rickmers-Pleite

Das Gericht folge damit Forderungen von Anleihegläubigern, die einen Sonderinsolvenzverwalter verlangt hatten, um Ansprüche gegenüber dem ursprünglichen Insolvenzverwalter geltend machen zu können. Dem vorangegangen war ein externes Rechtsgutachten, das zum einen nahelegt, dass die HSH Nordbank den Sanierungsprozess der Reederei treuwidrig abgebrochen habe und somit für die Insolvenz der Rickmers Holding verantwortlich sei. Zum anderen habe der Insolvenzverwalter die Ansprüche der Gläubiger verjähren lassen und sei deshalb nun seinerseits in der Haftung.

Der beschuldigte Insolvenzverwalter, der Hamburger Rechtsanwalt Jens-Sören Schröder, selbst beruft sich auf ein anderes Gutachten, wonach die Geltendmachung von Forderungen gegenüber der HSH Nordbank nicht Erfolg versprechend gewesen wäre. Die Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein musste damals selbst mit mehreren Milliarden Euro gestützt werden und wurde letztlich 2018 an Finanzinvestoren verkauft. Die Nachfolgeorganisation ist die Hamburg Commercial Bank.

Hafen Hamburg: Sachverständiger soll mögliche Ansprüche aufklären

Da die Gläubiger nach Auffassung des Gerichts Ansprüche gegenüber dem Insolvenzverwalter erheben, obwohl noch gar nicht klar ist, ob diese überhaupt mit hinreichender Wahrscheinlichkeit begründet wären, sei eine Aufklärung des Sachverhalts nötig. Entsprechend habe das Gericht mit Beschluss vom 5. Januar einen Sachverständigen beauftragt, der selbst als Insolvenzverwalter erfahren sei.

Die Rickmers Holding hatte sich ihre Schiffe wie auch andere Reedereien durch Anleger finanzieren lassen, lieh sich bei ihnen 2013 insgesamt 275 Millionen Euro und versprach dafür Zinsen in Höhe von 8,85 Prozent. Die Rickmers Holding konnte in der Schifffahrtskrise die Forderungen nicht mehr bedienen. Nachdem dann auch die HSH Nordbank zurückzog, folgte die Insolvenz. Insgesamt wurden von den Gläubigern des Unternehmens nach Gerichtsangaben Forderungen von mehr als 1,1 Milliarden Euro angemeldet