Hamburg. Die meisten Mieter sind bereits aus dem denkmalgeschützten Haus ausgezogen. Das ist der Plan des Staatsfonds von Abu Dhabi.
- Staatsfonds von Abu Dhabi steigt bei Ex-Kaufhof-Gebäude ein
- Denkmalgeschütztes Haus an der Mönckebergstraße muss saniert werden
- Das sind die Pläne der Scheichs
Im ehemaligen Kaufhof-Haus in der Hamburger Innenstadt gehen endgültig die Lichter aus. Fast alle Mieter sind aus dem Backsteinkomplex an der Mönckebergstraße ausgezogen. Doch es gibt neue Pläne, bei denen auch Scheichs eine Rolle spielen.
Im April war bekannt geworden, dass das US-Unternehmen Tishman Speyer die Gewerbeimmobilie von der Württembergischen Lebensversicherung erworben hatte. Nach Medieninformationen lag der Kaufpreis für das 37.000 Quadratmeter große Kaufhaus bei 160 Millionen Euro. Es war die erste Transaktion kurz zuvor gestarteten Fonds „Tishman Speyer European Real Estate Venture IX Value-Add" (TSEV IX).
Mönckebergstraße: Scheichs investieren in Ex-Kaufhof-Haus
Schon damals hatte Deutschlandchef Florian Reiff gesagt: „Mit der Akquisition verfolgen wir unsere ‚brown to green‘-Strategie, bei der wir Bestandsimmobilien innovativ umnutzen, energetisch auf den neuesten Stand bringen und zu lebendigen Standorten aufwerten.“
Im August 2022 hatten sich die internationalen Projektentwickler ein 50-prozentiges Co-Investment von Abu Dhabi Investment Authority (ADIA) gesichert. Hinter dem Staatsfonds des Emirats Abu Dhabi, dem größten der sieben Vereinigten Arabischen Emirate, steckt sehr viel Geld – laut Medienberichten mehr als 800 Milliarden Euro – und Macht. Staatsgründer Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan hatte den Staatsfonds 1976 gegründet, um das Emirat auf die Zeit nach der Erschöpfung der Öl- und Gasvorkommen vorzubereiten.
Heute führt sein Nachfahre Hamed bin Zayed Al Nahyan die Geschäfte. Allein im Jahr 2021 soll der viertgrößte Staatsfonds der Welt 10,8 Milliarden Dollar investiert haben. In der Vergangenheit hatte sich Abu Dhabi Investment Authority bereits an deutschen Unternehmen wie Daimler (bis 2012) oder Evotec (seit 2020) beteiligt.
Ex-Kaufhof an der Mönckebergstraße: Bauarbeiten im 1. Quartal 2023
Das denkmalgeschützte Klöpperhaus ist stark sanierungsbedürftig. Schon seit der Schließung der Kaufhof-Filiale im Oktober 2020 laufen Gespräche mit der Stadt Hamburg über ein neues gemischtes Nutzungskonzept. Tishman Speyer hatte angekündigt, „zukünftig moderne und flexible Büroflächen, kuratierte Einzelhandels- und Kulturflächen sowie potenziell auch Wohnflächen in einer erstklassigen und gut angebundenen Lage“ bieten zu wollen.
Nach Abendblatt-Informationen sollen erste Bauarbeiten in dem ehemaligen Kontorhaus voraussichtlich im ersten Quartal 2023 beginnen. Einen genauen Termin für den Baubeginn gibt es jedoch noch nicht. Nach Angaben des Bezirksamtes Mitte, die den Bauantrag vorliegen haben müssten, und des Denkmalschutzamtes, die dem Antrag zustimmen müssten, hieß es am Mittwoch, dass es bislang keine Anträge dazu gibt.
Im Erdgeschoss schloss Ende 2022 bereits der Hanse-Pop-up-Store, in dem mehrere Unternehmen zuletzt Mode, Schmuck und Kosmetik zu Schnäppchenpreisen angeboten haben. Der Mietvertrag endete am 31. Dezember.
Bereits geschlossen: Die Filiale der Bäckerei-Kette Dat Backhus
Die Mö-City-Apotheke muss nach Auslaufen des Mietvertrags ebenfalls raus. „Wir bleiben in der Mönckebergstraße, ziehen in die frühere Orsay-Filiale in unmittelbarer Nähe“, sagte Inhaber Mohamad Chikh Saleh bereits im Dezember. Auch die Filiale der Bäckerei-Kette Dat Backhus und die Banksy-Sonderausstellung, die im Untergeschoss gezeigt worden war, gehören der Vergangenheit an.
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Umziehen muss auch das Rehazentrum City des BG Klinikums Hamburg. Die ambulante Abteilung des Unfallkrankenhauses Boberg räumt ihre Flächen Ende Januar. „Nach einer kurzen Interimsphase am Boberg-Krankenhaus eröffnen wir Mitte April in den HafenCity neue Räume“, sagte Geschäftsführer Christian Dreißigacker. Der Betrieb im Parkhaus Galeria läuft zunächst weiter wie bislang.
Das vom Architekten Johann Friedrich Höger (Chilehaus) entworfene Klöpperhaus wurde 1913 für die Wollhandelsfirma Wilhelm Klöpper als Bürogebäude errichtet. Im Jahr 1965 kaufte die Kaufhof-Gruppe das Gebäude und wollte es abreißen. Nach massiven öffentlichen Protesten entkernte das Unternehmen den Komplex und baute es hinter der historischen Fassade zu einem Kaufhaus um.