Hamburg. Das Bundeswirtschaftsministerium sieht auch für eine kleinere Anlage offenbar keinen Bedarf mehr. Kritik von der FDP.

Das Hickhack um ein LNG-Terminal für Hamburg scheint nun endgültig beendet. Im Oktober wurde bereits das Aus für ein großes schwimmendes Terminal für Flüssigerdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) in Moorburg bekannt. Gewässerausbaumaßnahmen und das Risiko einer weitreichenden Sperrung des südlichen Teils des Hafens für die Seeschifffahrt stünden dem Projekt entgegen, hieß es damals.

Im Gespräch blieb aber das Einrichten einer kleineren Anlage, die ihr Gas vom geplanten LNG-Terminal in Brunsbüttel erhält – doch auch diese Option ist nun offenbar vom Tisch.

Hamburger Hafen: Hamburg bekommt nun doch kein LNG-Terminal

Grundsätzlich treffe die Bundesregierung auf der Basis von berechneten Bedarfen und Importkapazitäten weiterhin Vorsorge, um einer Gasmangellage entgegenzuwirken, sagt eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage. „Die Prüfung in Hamburg hat ergeben, das unter anderem netztechnisch ein weiteres FSRU im Norden eher schwierig umsetzbar gewesen wäre.“

FSRU ist die Abkürzung für Floating Storage and Regasification Unit, also für ein schwimmendes LNG-Terminal mit einer Regasifizierungsanlage. In dieser wird das verflüssigte Erdgas wieder gasförmig und im Anschluss an das Gasfernleitungsnetz eingespeist.

Offenbar kann weiteres Gas nicht mehr vom Netz aufgenommen werden

Im Klartext: Das Importterminal an der Elbe wird nicht kommen. Zusätzliches Gas, das in Hamburg eingespeist würde, könnte vom Gasnetz nicht mehr aufgenommen werden – so schreibt es der Rundfunksender NDR 90,3, der als erstes berichtete.

Das schwimmende LNG-Terminal in Hamburg galt als Wunschprojekt von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). Der jüngst aus dem Amt geschiedene Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) soll dem Vorhaben stets kritisch gegenübergestanden haben.

Kerstan hält LNG-Terminal in Hamburg für nicht mehr notwendig

Man habe auf Bitten des Bundeswirtschaftsminiserums intensive Prüfungen für ein temporäres LNG-Terminal durchgeführt, wird Kerstan zitiert. Nun seien alle wesentlichen Punkte geklärt, mit dem Ergebnis, dass die vorübergehende Stationierung einer FSRU-Barge zur Anlandung von LNG im Hafen möglich wäre.

Inzwischen seien die technischen Einspeisekapazitäten für Gas im Bereich der Nordsee mit den bestehenden beziehungsweise geplanten Terminals aber ausgelastet, sagt Kerstan: „Ein LNG-Terminal in Hamburg ist somit nicht mehr notwendig.“ Es obliege nun dem Bund zu prüfen, ob noch weitere Einspeisekapazitäten beispielsweise an der Ostseeküste bestehen.

Deutschlandweit sind sechs Projekte geplant

Die Sprecherin des Bundeswirtschaftsministerium teilte mit, dass es über einen eventuellen anderen Standort aktuell keine finalen Entscheidungen in der Bundesregierung geben würde. Die genannten fünf schwimmenden Terminals an den Standorten Wilhelmshaven (ein zweites soll dort im nächsten Winter einsatzbereit sein), Brunsbüttel, Stade und Lubmin sowie das private Regas-Projekt in Lubmin seien die Projekte, die primär vorangetrieben werden.

Für Hamburgs FDP-Chef Michael Kruse hat die Hansestadt eine „historische Chance auf ein LNG-Terminal in Hamburg“ vergeben. „Die Weltstadt Hamburg hat sich von Brunsbüttel und Wilhelmshaven abhängen lassen. Es scheint, als wären insbesondere die Grünen an einem Niedergang des Hafens interessiert“, sagt Kruse. Dabei sei Hamburg wegen seiner geografischen Lage eigentlich prädestiniert dafür, Energie-Hauptstadt von Deutschland zu werden.