Hamburg. Umweltsenator Kerstan einigt sich mit Minister Habeck über die Finanzierung. Noch müssen allerdings einige Dinge geprüft werden.
Hamburg bekommt nun doch ein schwimmendes Erdgas-Terminal. Nachdem erste Prüfungen für eine große Anlage aufgrund der Entzündungsgefahr und erheblichen Störungen des Schiffsverkehrs negativ ausgefallen waren, soll nun ein kleineres Terminal gebaut werden.
Noch müssen einige Dinge geprüft werden, die Finanzierungsfrage ist aber geklärt. Umweltsenator Jens Kerstan teilte am Freitag mit, dass er mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne) eine Übereinkunft erzielt habe. Demnach zieht der Bund seine Forderungen zur finanziellen Beteiligung Hamburgs an den Infrastrukturkosten, der Charter und am Betrieb einer schwimmenden Gasversorgungsplattform zurück und übernimmt diese zu 100 Prozent. Hamburg trägt im Gegenzug die bisher aufgelaufenen Kosten zur Prüfung einer Realisierung dieser Anlage.
Habeck zu LNG-Terminal für Hamburg: Probleme sind lösbar
Bundeswirtschaftsminister Habeck hatte bereits am Donnerstag bei einem Besuch in der Hansestadt betont, dass der Hamburger Hafen seinen Beitrag dazu leisten werde, die russischen Gasimporte durch LNG zu ersetzen. „Es gibt dabei keine Probleme mehr, die nicht lösbar wären“, betonte der Minister.
Anstatt einer großen schwimmenden Plattform, auf der Erdgas in flüssiger Form auf minus 162 Grad Celsius heruntergekühlt, gelagert, regasifiziert und anschließend ins allgemeine Gasnetz eingespeist werden soll, kommt nun eine etwas kleinere Lösung ohne Lagerstätte. Die Anlage soll in Hamburg anlegen, das LNG wieder in seinen gasförmigen Zustand umwandeln und direkt ins Netz einspeisen. Die Versorgung geschieht demnach über kleinere Feederschiffe (Zubringer), die in Brunsbüttel betankt werden und nach Hamburg pendeln.
Hafen Hamburg: LNG-Terminal soll in Moorburg stationiert werden
Als Standort für die schwimmende LNG-Plattform ist weiterhin Moorburg vorgesehen. Hier gibt es nämlich bereits einen Anschluss an die Gas-Hochdruckleitung des Übertragungsnetzes und eine gut nutzbare Kaikante.
Der Vorteil der kleineren Lösung: Da die Lagerstätte für das Flüssiggas wegfällt und die Versorgungsschiffe auch wesentlich kleiner ausfallen, kann der Sicherheitskreis um die Anlage, in dem andere Betriebe behindert würden, deutlich minimiert werden. Auch eine Sperrung der Süderelbe während des Betankungsvorgangs ist damit vom Tisch.
Nachteil ist, dass die kleinere LNG-Plattform keine eigene Wärmequelle hat, um das Flüssiggas zur Rückumwandlung auf Temperatur zu bringen. Deshalb müssen die Behörden hier umplanen. Aus einer schriftlichen Anfrage des Abgeordneten der Linksfraktion, Stephan Jersch, geht hervor, dass der Senat den Einsatz von mobilen Heizkesseln auf Mietbasis prüft.
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Hamburger LNG-Terminal soll schon 2023 Erdgas ins Netz einspeisen
Nachteilig ist ebenfalls, dass Hamburg nur eine kleinere Gasmenge ins Netz einspeisen kann als ursprünglich vorgesehen. Der Bund hat mehrere FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) genannte große LNG-Plattformen gechartert, die jeweils ein Speichervolumen von 170.000 Kubikmetern LNG aufweisen.
Für Hamburg ist jetzt die Installation einer FRU (Floating Regasification Unit) mit einem Speichervolumen von nur 27.000 bis 28.000 Kubikmetern Flüssiggas vorgesehen. Immerhin kann das Hamburger Terminal damit aber vier Millionen Kubikmeter Gas im Jahr bereitstellen, und zu einer Abkehr vom russischen Gas beitragen. Auch die Zeitfrage ist entschieden: Der Senat rechnet damit, dass die Anlage ab dem dritten Quartal 2023 Erdgas ins Netz einspeisen kann.