Hamburg. Insolvenzgericht stellt Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung fest. Dieser Standort in Hamburg macht bald dicht.

Supersale mit Rabatten bis zu 50 Prozent – beim Schuhhändler Görtz in der Hamburger Innenstadt gibt es auch mitten im Weihnachtsgeschäft Dauertiefpreise. Das Angebot im Erdgeschoss des Stammhauses des traditionsreichen Unternehmens ist übersichtlich, in den Regalen stehen Schuhkartons. Es ist nicht zu übersehen, dass Görtz finanziell massiv unter Druck ist.

Anfang September hatte die Geschäftsleitung unter Frank Revermann und Tobias Volgmann die Reißleine gezogen und die Muttergesellschaft samt zwei Tochterfirmen zum Sanierungsfall erklärt. Nun hat das Amtsgericht Hamburg Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung festgestellt und das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet.

Im Görtz-Flagshipstore in der Hamburger Innenstadt gibt hohe Rabatte
Im Görtz-Flagshipstore in der Hamburger Innenstadt gibt hohe Rabatte © Hanna-Lotte Mikuteit

Görtz schließt Filialen in Hamburg und kündigt Entlassungen an

Nachdem zunächst der Geschäftsbetrieb in den bundesweit 160 Standorten weitergeführt worden war, kündigte Geschäftsführer Frank Revermann jetzt an, dass „die Schließung zahlreicher Filialen unvermeidbar“ sei.

Görtz führe derzeit mit Vermietern Gespräche über unrentable Filialen, bei denen es um signifikante Mietreduktionen gehe, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Es seien bereits Mietverträge gekündigt worden, bei denen kein Ergebnis erzielt wurde. Betroffen davon sind demnach auch die Beschäftigten. Konkrete Angaben zu Schließungen und Personalabbau machte Görtz nicht. Mit dem Betriebsrat ist ein Interessenausgleich und ein Sozialplan für die 1800 Beschäftigen vereinbart, hieß es.

Rahlstedt Center sucht Nachmieter für Görtz

Nach Abendblatt-Informationen macht als eine der ersten Filialen Görtz in Rahlstedt schon Ende Januar dicht. „Uns liegt die Kündigung vor. Görtz wird das Rahlstedt Center verlassen“, sagte Timo Argentieri, Centermanager der Immobilienverwaltung Estana mit Sitz in Berlin. In den vergangenen Wochen sei das Geschäft mit einer Verkaufsfläche von 700 Quadratmetern im Erdgeschoss des Einkaufszentrums nicht mehr regelmäßig geöffnet gewesen. „Jetzt herrscht Klarheit“, so Argentieri. Die Suche nach einem Nachmieter laufe bereits.

Auch mit dem Shoppingcenter-Betreiber ECE, der in Hamburger unter anderem das Alstertal-Einkaufszentrum, das Elbe-Einkaufszentrum sowie die Europa-Passage mit großen Görtz-Filialen managt, gibt es nach Abendblatt-Informationen Verhandlungen. Das gilt auch für den Standort an der Poststraße in der Shopping-Passage Hamburger Hof. Über den Stand wollten sich die Sprecher auf Anfrage nicht äußern. In Hamburg gibt es derzeit 13 Görtz-Standorte und zwei Outlets. Zuletzt waren zwei Görtz-17-Filialen an der Bergstraße und am Schulterblatt geschlossen worden.

In Bremen sollen drei Görtz-Filialen verschwinden

Auch in anderen Städten sind offenbar deutliche Einschnitte im Portfolio geplant. In Bremen sollen nach Informationen des „Weser-Kuriers“ drei Filialen geschlossen werden. „Diese Schritte fallen uns sehr schwer. Aber wenn die derzeitige Kaufzurückhaltung anhält und wir mit unseren Vermietern keine deutlichen Mietreduzierungen erreichen können, haben wir keine Wahl“, sagte Geschäftsführer Revermann. Andernfalls würden die besser laufenden Filialen und letztlich die Sanierungschancen von Görtz gefährdet.

Zurzeit arbeitet die Geschäftsführung mit den gerichtlich bestellten Generalhandlungsbevollmächtigten an einem Sanierungsplan. Dieser wird nach Fertigstellung den Gläubigern zur Abstimmung vorgelegt und muss vom Gericht bestätigt werden. Geschäftsführer Revermann sieht gute Erfolgschancen für das Unternehmen mit mehr als 145-jähriger Geschichte.