Hamburg. Das Modehaus in der Hamburger City gibt auf – der Räumungsverkauf hat bereits begonnen. Ver.di zeigt sich überrascht.

Bitteres Ende für ein weiteres Traditionshaus in der Hamburger Innenstadt: Die Schaufenster von AppelrathCüpper an der Mönckebergstraße ist mit großen Plakaten beklebt, mit denen auf den Räumungsverkauf hingewiesen wird. Das Unternehmen wird schon bald schließen, nach Angaben der Gewerkschaft Ver.di kommt das Aus zum „Ende des Jahres“. „Von der Entwicklung bei AppelrathCüpper sind wir überrascht worden“, hieß es von Ver.di Hamburg auf Abendblatt-Anfrage.

Von AppelrathCüpper mit Hauptsitz in Köln war zunächst keine Stellungnahme zu bekommen. In der betroffenen Filiale arbeiten rund 55 Beschäftigte, ergänzte Ver.di, und berichtet über die nächsten Schritte für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Am Montag wird es unserer Kenntnis nach eine Betriebsversammlung geben.“

Traditionskaufhaus seit fast 20 Jahren in Mönckebergstraße

AppelrathCüpper verkauft in der Premiumlage seit knapp 20 Jahren Damenbekleidung, auf einer Fläche von 3500 Qua­dratmetern, verteilt auf drei Stockwerke. Nun ist die Ware, so kann man auf den Plakaten an den Schaufenstern lesen – um 30 Prozent reduziert. Seit mehr als 130 Jahren ist der Handelskonzern mit seinem Sortiment aus bekannten Marken aktiv. In bundesweit 16 Häusern bietet AppelrathCüpper etwa Textilien von Boss, Cambio oder Gerry Weber an.

Schon im Zuge der Corona-Krise war der Konzern in ökonomische Schieflage geraten. Im April 2020 hatte AppelrathCüpper ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung angemeldet. Das Ziel war es, alle Standorte zu erhalten, hieß es damals. Es sei intensiv mit Vermietern verhandelt worden und schließlich gelungen, die Mietkonditionen teilweise erheblich zu verbessern. In der Folge hatte es Entwarnung für das Haus in der Mönckebergstraße gegeben. Auch die AppelrathCüpper-Filiale im Alstertal Einkaufszentrum (AEZ) war damals gerettet worden. Hilfe in der Not hatte es damals auch durch den Einstieg des österreichischen Modeunternehmers Peter Graf in den Konzern gegeben.

Weitere Standorte über den Betrieb in der City hinaus sind nach derzeitigen Informationen nicht vom Aus bedroht. Laut AEZ-Betreiber ECE bleibt die Filiale von Appelrath Cüpper in dem Einkaufszentrum bestehen. Sie wurde erst kürzlich umfangreich modernisiert und neu gestaltet. Außer den beiden Filialen in Hamburg betreibt AppelrathCüpper im Norden noch Geschäfte in Kiel und Bremen.

Mönckebergstraße – schwere Rückschläge in der letzten Zeit

Während Corona waren auch andere Textiler in finanzielle Notlage geraten. Betroffen waren unter anderen die französische Modekette Pimkie, die ihre Filialnetz in Deutschland ausgedünnt hat, sowie Hallhuber, die sich in der Pandemie im Schutzschirmverfahren befunden hat.

In der Mönckebergstraße trifft es nun einen weiteren Händler, nachdem die Einkaufsmeile in der jüngsten Vergangenheit bereits einige harte Rückschläge verkraften musste. Karstadt Sports und gegenüber Kaufhof mussten schließen.

Auch am C&A-Standort einige Hundert Meter weiter klafft derzeit eine große Lücke. Das Haus wird umgebaut und bleibt kein reiner Einzelhandelsstandort. In den größten Teil der Immobilie ziehen zwei Hotels. Zudem wird es dort ein neues Gastrokonzept mit einer Außenfläche an der Ecke zur Bugenhagenstraße geben: Entsprechend steht auch eine weitere Institution der Hamburger Innenstadt derzeit leer: Einer der beiden Pavillons der bekannten Currywurst-Imbisse Mö-Grill an der Mönckebergstraße wurde kürzlich geräumt.