Hamburg. Das Unternehmen hat ein Insolvenzverfahren angemeldet. Alle Mietverträge bundesweit gekündigt. Doch es gibt noch Hoffnung.

Die Modemarke Orsay, seit fast 50 Jahren auf dem deutschen Markt, droht aus dem Stadtbild zu verschwinden. Seit einigen Tagen hängen im Schaufenster der Kette in der Mönckebergstraße große Schilder: „Wir schließen diese Filiale. Alles muss raus.“

Der Räumungsverkauf mit bis zu 50 Prozent Preisnachlass läuft auch in den anderen drei Hamburger Standorten: Elbe Einkaufszentrum, Phoenix Center in Harburg und Quarree Wandsbek. „Es wurden zum 1. Juli die Mietverträge für alle 197 Geschäfte in Deutschland gekündigt“, sagte ein Unternehmenssprecher auf Abendblatt-Anfrage. Bundesweit verlieren 800 Beschäftigte ihre Arbeitsstelle, in Hamburg sind es 20.

Orsay: Alle Filialen in Hamburg geschlossen

Das Textilunternehmen mit Sitz in Willstädt im Schwarzwald war insbesondere durch die Corona-Pandemie und die monatelangen Lockdowns in eine wirtschaftliche Schieflage geraten. 2021 hatte es noch einen Staatskredit über 33 Millionen Euro erhalten, musste aber im November ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung eröffnen. Zunächst hatte das Management unter Orsay-Chef Sascha Bopp im Zuge der Sanierung die Schließung von 79 Filialen angekündigt.

Dass nun alle Standorte betroffen sind, begründete der Unternehmenssprecher damit, dass Gespräche mit einem neuen potenziellen Betreiber noch nicht abgeschlossen seien. „Die Fortführung der stationären Geschäfte ist Stand heute noch offen.“ Damit Beschäftigte und Mitarbeiter nicht bis zuletzt warten müssten, seien die Verträge vorsorglich gekündigt worden. Es bestünden aber „gute Chancen auf eine Fortführung“. Orsay selber will demnach nur das Onlinegeschäft weiterbetreiben.

Einzelhandel: Orsay-Eigentümer gehört auch Decathlon

Insgesamt ist der Filialist für Damenmode in 34 Ländern mit bislang mehr als 700 Geschäften vertreten. Die Geschäfte der Ländergesellschaften laufen zunächst weiter. Eigentümer ist die französische Unternehmerfamilie Mulliez, der auch die Modekette Pimkie und der Sporthändler Decathlon gehört. Pimkie hatte 2021 im Zuge eines Insolvenzverfahrens die Zahl der Filialen in Deutschland von 75 auf 40 reduziert.