Hamburg. Aussichtspunkte, Radwege, Konzerte: Der Hafen soll sich für Touristen und Hamburger stärker öffnen. Die Kritik kommt prompt.

Der Hamburger Hafen soll sich für Touristen und Hamburger stärker öffnen. Mit Aussichtspunkten, einer besseren Zuwegung insbesondere für Radfahrer und Orten einer gläsernen Produktion sowie Events, Tagungen, Konzerten und Firmenveranstaltungen in Kreuzfahrtterminals soll die Hafenwelt erlebbarer werden. Das ist nur eine von zahlreichen Neuerungen, die der künftige Hafenentwicklungsplan vorsieht.

Mehr als ein Jahr lang haben Senat und Behörden unter Beteiligung der Öffentlichkeit an dem neuen Plan gearbeitet. Er soll die strategischen Leitlinien für die Hafenpolitik der nächsten zwei Jahrzehnte vorgeben, wie die Wirtschaftsbehörde erklärt. Auf knapp 90 Seiten werden dabei Themen und Handlungsfelder umrissen, die den Hafen bis 2040 bestimmen und seine nachhaltige Prosperität sichern sollen.

Hafen Hamburg: Zweiter Liegeplatz für Kreuzfahrtschiffe?

Unter anderem gehen die Behörden davon aus, dass die Kreuzfahrtindustrie weiter boomen und insbesondere die Zahl großer Kreuzfahrtschiffe zunehmen wird. Deshalb denkt man darüber nach, das Terminal Steinwerder auszubauen und einen zweiten Liegeplatzes für Kreuzfahrtschiffe einzurichten. Schon im kommenden Jahr soll eine Machbarkeitsstudie dazu fertig sein.

Auch die Steigerung der Leistungsfähigkeit der Hafenbahn und den Bau eines neuen Hafenbahnhofs „Alte Süderelbe Süd“ für den Güterverkehr sieht das Papier vor. „Wir geben mit dem Hafenentwicklungsplan ein klares Bekenntnis zu unserer maritimen Zukunft und zur Modernisierung des Hafens ab“, sagt Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos).

Bestimmende Themen sind Digitalisierung und Wandel zum Klimahafen

So verläuft die geplante Trasse für den neuen Köhlbrandtunnel, der 2034 fertig sein soll, sehr viel nördlicher als die heutige Brücke. Das Papier stellt zudem restriktive Regeln zur Vergabe von Flächen im Hafen auf. „Die Hamburg Port Authority wird eine deutlich aktivere Rolle einnehmen, um das knappe Gut Fläche an die Unternehmen zu vergeben, die den meisten Erfolg versprechen und gleichzeitig am besten zu den Zielen und Handlungsfeldern des Hamburger Hafens passen“, heißt es darin. Beim Thema Hafenumschlag und Weitertransport soll der unter dem Titel E-Commerce zusammengefasste Internethandel eine deutlich größere Rolle spielen, prognostiziert der Hafenentwicklungsplan.

Dessen bestimmenden Themen sind aber die Digitalisierung und der Wandel des Hafens zu einem so genannten Klimahafen, der 2040 dekarbonisiert sein soll, also dann ohne fossile Energie arbeitet – und damit nach Ansicht der Planer die größten Chancen hat, im Wettbewerb mit den europäischen Konkurrenzhäfen zu bestehen. Das bedeutet neben des Aufbaus einer Wasserstoffwirtschaft inklusive einer Erzeugungsinfrastruktur die Anschaffung emissionsfreier Lastwagen und Rangierloks für den Hafen sowie Methanol-betriebener Schiffe für die Flotte Hamburg.

Senat plant klimaneutralen Hafen bis 2040

Beifall erhält der Hafenentwicklungsplan dafür von den Umweltschützern. „Der Plan adressiert die richtigen Themen und zeigt damit, dass sich ein Problembewusstsein entwickelt hat“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Hamburg. „Es gelingt ihm aber nicht richtig, die wirtschaftlichen Ziele mit den ökologischen Vorgaben des Klimaschutzes zu verbinden. Deshalb steckt der Plan voller Widersprüche.“ Siegert bemängelt zudem, dass das Papier zwar ziemlich genau den Status quo beschreibe und die Handlungsfelder, die sich daraus ergeben würden. Dafür, dass der Plan bis zum Jahr 2040 reichen solle, sei er aber zu wenig visionär und nicht genug von den Zielen her betrachtet.

Ähnlich lautet die Kritik der Handelskammer. „Vieles bleibt bisher abstrakt. Für eine echte Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unseres Hafens müssen konkrete Umsetzungskonzepte aufgezeigt werden. Besonders im Bereich der gezielten Flächen- und Terminalentwicklung für die Hafennutzung sehen wir Luft nach oben“, sagt Malte Heyne, Hauptgeschäftsführer der Kammer. Entsprechende Akzente sollten in der finalen Ausarbeitung noch gesetzt werden. Positiv hob Heyne das Bekenntnis zur Autobahn A 26-Ost und zur neuen Köhlbrandquerung hervor sowie das Ziel der Dekarbonisierung.

Hafen Hamburg: Wirtschaft und Umweltverbände bemängeln Senatsprogramm

Für den Vorsitzenden des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz, sind die Handlungsempfehlungen in dem Plan stark auf die Themen Umwelt, Klimaschutz und Nachhaltigkeit fokussiert. Dabei werde der Begriff „Nachhaltigkeit“ zu sehr auf die Umwelt verengt. „Die Nachhaltigkeit von Arbeitsplätzen, oder die Nachhaltigkeit der Wirtschaftlichkeit von Unternehmen im Hafen, kommen zu kurz“, lautet seine Kritik. Auch das Ziel, den Hamburger Hafen bis 2040 klimaneutral zu machen, müsste der Plan konkretisieren. „Das ist ehrgeiziger als die Klimaschutzziele der EU, die 2055 klimaneutral sein will.

Mit keinem Wort erwähnt der Plan, wie die Unternehmen die Mehrkosten, die ihnen im Wettbewerb mit den anderen europäischen Häfen entstehen, schultern sollen.“ Zudem fehlt Bonz eine realistische Wettbewerbsanalyse. „Insbesondere eine Frage wird nicht beantwortet: Warum hat Hamburg gegenüber den Wettbewerbshäfen in der Nordrange in allen Umschlagssegmenten Mengen verloren?“ Wie sei es mit den Kosten des Hafens, und der finanziellen Ausstattung der HPA, die zu ihren Aufgaben in keinem angemessenen Verhältnis stünden? „Hier muss nachgearbeitet werden.“

Laut Wirtschaftsbehörde haben die Projekte des Hafenentwicklungsplans wegen seines langen Zeithorizonts unterschiedliche „Reifegrade“. Manche seien sehr konkret. Andere stünden planerisch noch am Anfang. Der Entwurf des Plans wird nun den Verbänden zugeleitet. Diese haben drei Wochen lang Zeit für ihre Stellungnahmen. Auf deren Grundlage wird der Entwurf dann aktualisiert und anschließend in die übliche Behördenabstimmung gegeben. Dann beschließt der Senat das Papier endgültig.