Hamburg. Mehr als jedes zweite Unternehmen sagt eher ungünstige Geschäftsentwicklung voraus. HWWI rechnet mit einer Rezession.
Der Krieg in der Ukraine, steigende Preise für Energie- und Rohstoffe, die anziehenden Zinsen für Kredite: Belastende Faktoren für die Wirtschaft gibt es viele. Das merken nun auch immer mehr Firmen in der Hansestadt. Mehr als jeder zweite Hamburger Betrieb erwartet mit Blick auf die nächsten zwölf Monate fürs eigene Haus eine „eher ungünstigere“ Geschäftslage. Das geht aus dem aktuellen Konjunkturbarometer der Handelskammer hervor, das am Donnerstag vorgestellt wurde.
Demnach rechnen nur noch 4,3 Prozent mit einer „eher günstigeren“ Lage. Der Saldo beider Werte liegt bei -47,2. Bei der Befragung drei Monate zuvor lag er noch bei -32,8. Heißt: Das erwartete Klima für das nächste Jahr hat sich weiter eingetrübt. Und noch niedriger lag der Saldo seit der Jahrtausendwende nur im Jahresauftaktquartal 2020, als die Unsicherheiten durch das aufkommende Coronavirus den Ausblick verhagelten.
Hamburger Firmen: Schlechte Stimmung im Gastgewerbe
Bei der aktuellen Geschäftslage sind die Firmen allerdings noch deutlich optimistischer. Etwa die Hälfte stuft sie als „befriedigend beziehungsweise saisonüblich“ ein, knapp jeder Dritte hält sie für „gut“, fast jeder Fünfte für „schlecht“. Mit einem Saldo von +10,1 dominieren zwar die positiven Stimmen, aber die aktuelle Situation werde schlechter eingeschätzt als im Vorquartal (Saldo +18,7). Überwiegend gute Laune herrscht zum Beispiel im Grundstücks- und Wohnungswesen, bei unternehmensbezogenen Dienstleistungen und im Gastgewerbe, schlechte Stimmung gibt es hingegen im Einzel-, Groß- und Außenhandel.
Das Geschäftsklima – das sich aus der aktuellen und der erwarteten Geschäftslage zusammensetzt – fiel zum vierten Mal in Folge schlechter aus als in den Vorquartalen. 76,3 Punkte bedeuten zum Sommer ein Minus von 13 Zählern. Das langfristige Mittel liegt bei 107,8 Punkten. „Hamburgs Wirtschaft hat sich bis hierhin robust gezeigt und schnell auf die Krise reagiert, ist aber voller Sorge“, sagte Malte Heyne, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer. Als größte Geschäftsrisiken für die Zukunft sehen die 510 Unternehmen, die sich an der Umfrage ab Ende September beteiligten, eindeutig die Energie- und Rohstoffpreise.
HWWI rechnet mit Rezession
Fast drei Viertel der Firmen zeigen sich über deren Entwicklung besorgt. „Eine sichere Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen muss daher das Ziel aller politischen Entscheidungsträger sein“, sagte Heyne. Besorgt zeigten sich die Firmen auch über den Fachkräftemangel (61,7 Prozent) und die nachlassende Inlandsnachfrage (54,2). Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) sieht die Bundesrepublik nun vor einem Abschwung. „Wir stehen vor einem wirtschaftlich schwierigen Winterhalbjahr, in dem die deutsche Wirtschaft aller Voraussicht nach in eine Rezession fallen wird“, sagt Professor Michael Berlemann, wissenschaftlicher Direktor des HWWI.
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Die Gasmangellage werde die Produktion dämpfen und die Inflation höher halten als zuvor erwartet. Das reduziere die Kaufkraft der Haushalte weiter und beeinträchtige die Investitionsbereitschaft. Die deutlich über dem Stabilitätsziel liegende Inflation und die höheren Lohnforderungen würden zudem die Europäische Zentralbank zu einer restriktiveren Geldpolitik veranlassen, die ebenfalls die Wirtschaftsentwicklung dämpft.
Hamburger Firmen: HWWI schätzt Inflationsrate auf acht Prozent
Das HWWI erwartet für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr noch ein Wachstum von 1,25 Prozent, 2023 werde sie voraussichtlich um 0,5 Prozent schrumpfen. Die Inflationsrate schätzt das Institut auf acht Prozent in diesem und sechs Prozent im nächsten Jahr. Die Dynamik der Preissteigerungen sollten im Verlauf des Jahres 2023 nachlassen, hieß es.