Hamburg. Hamburgerin überzeugte mit dem kühlenden Gel für stillende Mütter – auch die Löwen. Doch die Gründerin hat noch größere Pläne.

Das Berufsleben von Thea Bro­szio lief zuletzt wie in einem schönen Traum: Bei der Gründerin von Womatics jagte ein Erfolg den nächsten. Schon wenige Wochen nach ihrem Firmenstart 2021 die Listung ihres Mama Cooling Gels für stillende Frauen bei Budni, dann die Einladung zur Sendung „Die Höhle der Löwen“ (DHDL). Das ist immerhin der Moment, auf den viele Gründer sonst Jahre hinarbeiten: einmal vor den Investorinnen und Investoren bei der Start-up-Show auf Vox eine Idee vorstellen und im Idealfall einen Investment-Deal absahnen.

Das Ergebnis der am Montag ausgestrahlten Sendung mit „Löwen“ wie Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer oder Handelsprofi Ralf Dümmel: Die Hamburgerin legte dort nicht nur einen atemberaubenden Auftritt hin, sondern würde auch mit Unternehmerin Judith Williams zusammenarbeiten können. Die bestens vernetzte 51-Jährige sagte zu, das „Mama Cooling Gel“ zu vermarkten. Und ist begeistert von dem souveränen Auftritt.

Höhle der Löwen: Mama Cooling Gel kommt zu Rossmann

„Du kommst hier rein und flashst uns alle“, schwärmt Williams, denn auch Investor Ralf Dümmel hat Interesse an einer Zusammenarbeit. Doch dann einigen sich die beiden Frauen in der Show auf einen Deal. „Es ist alles so gekommen, wie ich mir das gewünscht habe“, strahlt Thea Broszio bei der Aufzeichnung im Frühjahr in die Kamera – und Judith Williams klatscht begeistert in die Hände, denn umarmt wird bei DHDL in Corona-Zeiten nicht mehr.

Dann das: Auf einer Messe im Mai bekommt die Hamburgerin die Zusage von Rossmann, dass ihr Produkt in die Regale genommen wird. Auch ein bekannter Baby-Ausstatter umwirbt sie. Die Resonanz ist so positiv, dass die 34-Jährige eine ungewöhnliche Entscheidung trifft. Denn das, was für Tausende Gründer wie ein Gewinn im Lotto ist, wurde für Thea Broszio zur Last: Und sie geht nun nicht, wie in der Show angekündigt, den Weg gemeinsam mit Investorin Williams, sondern allein.

Hamburger Gründerin: „Ich hatte total auf Judith gehofft"

Der Hintergrund: Der Deal in der Show sah vor, dass sich Williams für 65.000 Euro 20 Prozent an der Firma sichert. „Das erschien mir nun, nach der Entwicklung der vergangenen Monate, als zu geringe Bewertung“, sagt Thea Broszio. Sie habe nachverhandeln wollen. Doch das blieb ohne Erfolg. „Wir sind uns vertraglich nicht einig geworden“, fasst die Gründerin aus Groß Flottbek die Gespräche mit dem Team der US-Amerikanerin zusammen. Williams will sich indessen nicht zu dem Rückzieher äußern.

Wenn zu einem späteren Zeitpunkt noch eine Chance bestünde, doch noch zusammenzukommen, dann aber mit einer höheren Bewertung, „würde ich mich sehr freuen“, sagte Thea Broszio über ihre Wunschkandidatin. „Ich hatte total auf Judith gehofft, ich finde sie mega“, beschreibt die Hamburgerin, „sie nimmt einen Raum so strahlend ein – und ihr größtes Talent ist das Verkaufen.“

Höhle der Löwen: Viele Deals platzen nach der Show

Dass der Vertrag zwischen Thea Bro­szio und Williams scheiterte, ist kein Einzelfall. In der Show selber geht es stets nur um eine Absichtserklärung, wenn einer der Löwen einen „Deal“ macht. Etliche dieser Abmachungen sind bisher nicht in einen Vertrag geflossen. Beispiele dafür sind etwa das Start-up „Read-O“, das sich über eine Zusage von Maschmeyer freuen durfte – wie der Investor jedoch im Anschluss erklärte, sei der Deal aufgrund „verschiedener Vorstellungen bei der strategischen Ausrichtung“ nicht zustande gekommen.

Bei Vox heißt es zu dem Thema, die „ganz überwiegende Zahl der im Studio geschlossenen Deals“ finde statt. Wenn Abmachungen platzten, gebe es dafür vielfältige Gründe. Nach der Aufzeichnung würden viele Unterlagen zwischen den Löwen und den Start-ups ausgetauscht, doch bei den Verhandlungen sei Vox nicht beteiligt. Und: Es sei immer offen darüber gesprochen worden, dass Deals teilweise nicht zustande kommen.

Hamburgerin erzählte charmante Gründerstory

Das „Mama Cooling Gel“ hatte bei DHDL auch deshalb gepunktet, weil es ein Problemlöser ist, hatte Williams gelobt, und „ein Thema, mit dem du alle Herzen gewinnen kannst“. Dazu kam, dass Thea Broszio rund um ihr Gel mit Arnika und Menthol, das Mütter in der Stillzeit bei spannender Brust und schmerzhaftem Milcheinschuss zur Linderung benutzen können, eine charmante Gründerstory erzählte: „Als dreifache Mutter saß ich eines Tages mit meiner Tochter Hedda stillend im Wohnzimmer und dachte: Wenn sie irgendwann auch Mutter ist, muss sie dann auch Kohl- und Quarkwickel nutzen, sollte ihre Brust schmerzen wie meine?“, fragt die Unternehmerin.

„Da habe ich ihr das Versprechen gegeben, dass ich mich um eine Alternative kümmere“, sagt sie lächelnd. „Ich habe einfach nicht hinnehmen wollen“, argumentiert die studierte Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin, „dass wir im 21. Jahrhundert noch immer mit altertümlichen Hausmittelchen abgespeist werden“, beklagt die junge Frau, die sich gerne mit Yoga und Tennis fit hält.

Mama Cooling Gel bei Budni erhältlich

Thea Broszio hat es dann „selbst in die Hand genommen“, erzählt die ehrgeizige Macherin, und ihr Produkt gemeinsam mit Hebammen entwickelt. Ein Lohnhersteller aus Niedersachsen übernahm die Fertigung der bunten Tuben für die Geschäftsfrau, die vor ihrer Selbstständigkeit auch bei Bellybutton, einer Modemarke für Schwangere und Kinder, gearbeitet hat. Die Tests mit Nutzerinnen, die Judith Williams in der Show angeregt hatte, hat die Gründerin bisher nicht organisiert. Die Wirksamkeit ihres Gels sei aber dadurch belegt, dass sie bisher keine negativen Rückmeldungen bekommen habe.

Die Produkte sind bisher bei Budni, Babyone, Rossmann und im Internet für 15,90 Euro (150 Milliliter) erhältlich. „Ende 2022 bin ich in den schwarzen Zahlen“, schätzt Thea Broszio, die in ihrem Mann und den Kindern leidenschaftliche Unterstützer ihrer Firmenidee gefunden hat. Schon bald soll es weitergehen mit Womatics: In Frankreich ist der Markteintritt für nächstes Jahr geplant, das Sortiment wird ausgeweitet.

Höhle der Löwen: Gründerin möchte Frauen ermutigen

Für 2023 ist dann ein Umsatz von 3,6 Millionen Euro angepeilt. Die Unternehmertochter – die Gründerin ist eine geborene Delius, der gleichnamige Hersteller von Textilien ist ein großer Betrieb aus Ostwestfalen – möchte übrigens auch andere Frauen dazu ermuntern, sich mit der Selbstständigkeit zu befassen. Denn ihr mache die neue Firma großen Spaß: „Du springst ins kalte Wasser, tauchst aber ein in ein Meer voller Möglichkeiten.“