Hamburg. Kaufentscheidungen werden aufgeschoben und Mietangebote bevorzugt. Mietanstieg um 4,5 Prozent innerhalb eines Quartals in Hamburg.

Immer deutlicher zeichnet sich ein Wandel am Immobilienmarkt ab: Das Interesse an Kaufimmobilien nimmt ab, die Nachfrage nach Mietwohnungen weiter zu. „Wir sehen, dass die Käufernachfrage gerade sinkt, was in erster Linie dem Zusammenspiel aus steigenden Zinsen und einem durch die Inflation geschmälerten Nettoverdienst geschuldet ist“, sagt Sebastian Wagner, Geschäftsführer des Hamburger Maklernetzwerkes Hausgold.

Seit Anfang des Jahres haben die Kaufangebote für Immobilien in einer Größe von 60 bis 120 Quadratmetern um 66 Prozent zugenommen, geht aus einer Umfrage von Hausgold unter seinen Maklern hervor. Die Angebote für Immobilien mit einer Wohnungsfläche von mehr als 120 Quadratmetern stiegen um 55 Prozent.

Immobilien Hamburg: Kaufangebote steigen

„Viele Interessenten für Immobilienkäufe pausieren aufgrund der Unsicherheit mit ihren Kaufentscheidungen oder verwerfen diese ganz“, so Wagner. „Aus diesem Grund steigen die Kaufangebote auf dem Markt gerade.“ Außerdem würden die Kreditzusagen der Banken länger dauern und sie auch einen höheren Eigenkapitalanteil verlangen.

Das bremst die Immobiliennachfrage. „Unabhängig von der Quadratmetergröße steigen die Kaufangebote“, sagt Wagner. So haben auch die Kaufangebote der kleinen Immobilien (bis 60 Quadratmeter) um 53 Prozent zugenommen. „Aber es sinkt die Nachfrage in allen Preissegmenten“, sagt Wagner.

Mietangebote nehmen ab

Wer keine Immobilie mehr kaufen kann, der muss mieten. Doch in diesem Marktsegment nehmen die Angebote ab, und zwar am stärksten bei den Wohnungen bis 60 Quadratmeter. Der Rückgang seit Jahresanfang beträgt 64 Prozent. In der Größe zwischen 60 und 120 Quadratmeter beträgt der Rückgang der Angebote 21 Prozent. „Zum ersten Mal seit Langem steigen die Mietpreise je Quadratmeter bundesweit stärker an als die Quadratmeterpreise bei Kaufobjekten“, sagt Wagner.

Nachdem sich die Nachfrage im zweiten Quartal erstmals deutlich von Kauf zu Miete verschoben hat, nimmt die Nachfrage nach Mietwohnungen auch im dritten Quartal weiter zu, bestätigt eine Studie des Immobilienportals ImmoScout24. Danach sind die Angebotsmieten für Bestandswohnungen in Hamburg vom zweiten auf das dritte Quartal 2022 um 4,5 Prozent gestiegen.

Immobilien Hamburg: "Mietsuchende treffen auf mehr Konkurrenz"

Innerhalb der sieben größten Metropolen in Deutschland ist das der zweitstärkste Anstieg hinter München (4,8 Prozent). Im Schnitt müssen 12,77 Euro je Quadratmeter Wohnfläche in der Hansestadt bezahlt werden. „Mietsuchende treffen bei der Wohnungssuche auf noch mehr Konkurrenz und weiter steigende Mietpreise“, sagt Thomas Schroeter, Geschäftsführer von ImmoScout24.

In Hamburg kommen auf ein Inserat einer Bestandswohnung 64 Kontaktanfragen innerhalb einer Woche. Dieser Wert ist in Berlin mit 226 Kontaktanfragen am höchsten. Bei Angeboten von Neubau-Mietwohnungen in Hamburg beträgt der Preisanstieg 3,1 Prozent. Die Forderung für den Quadratmeter Wohnfläche liegt im Schnitt bei knapp 15 Euro, was auch die geringere Nachfrage von Interessenten erklärt. Pro Angebot registrierte das Immobilienportal 20 Nachfragen innerhalb einer Woche.