Hamburg. Die Temperatur in Restaurants sinkt um bis zu 2 Grad. Wie andere Hamburger Unternehmen jetzt Energie sparen.
Nur noch ausgewählte Gebäude werden auf Bürotemperatur beheizt, Leuchtreklamen an vielen Standorten sind abgeschaltet, und auch das betriebseigene, gasbetriebene Blockkraftwerk bleibt erst mal außer Betrieb: Als die Otto Group vor Kurzem ein weitgehendes Energiesparpaket ankündigte, sorgte das deutschlandweit für Schlagzeilen.
In den kommenden Wintermonaten sollen bis zu 20 Prozent Energie eingespart werden, setzte der Hamburger Handels- und Dienstleistungskonzern sich als Zielmarke. Die Otto Group sehe es als gesellschaftspolitische Maßnahme an, den eigenen Energieverbrauch über die gesetzlichen Regelungen hinaus zu senken, hieß es.
Über die Weihnachtstage wird das Betriebsgelände in Hamburg-Bramfeld sogar komplett geschlossen. Wie gehen andere große Unternehmen in Hamburg mit der Energiekrise um? Unsere Zeitung hat Firmen aus unterschiedlichen Branchen zu ihren Sparmaßnahmen bei Gas und Strom befragt.
Block Gruppe dreht in Hamburg Heizung runter
In den Restaurants der Hamburger Block Gruppe schadet es nichts, wenn sich die Gäste jetzt etwas wärmer anziehen. „Die Heizungsanlagen in den Restaurants starten ab Herbst eine Stunde später, und die Raumtemperatur wird um 1,5 bis 2 Grad reduziert“, sagte Block-House-Chef Stephan von Bülow. Die Ausgangstemperatur in den Block-House-Restaurants lag den Angaben zufolge bei 22 Grad. Betroffen von den Sparmaßnahmen sind die 44 Steakhäuser der Gruppe in Deutschland, die elf ausländischen Franchise-Restaurants sowie zwölf Filialen der Burgerkette Jim Block.
Auch der Stromverbrauch soll gesenkt werden, unter anderem wird die Außenwerbung kürzer brennen und auf energiesparende LED-Leuchten umgestellt. Das Küchenpersonal ist angehalten, Zu- und Abluftanlagen später einzuschalten und die Lüftungen auf niedriger Stufe laufen zu lassen. Außerdem wurden Arbeitsabläufe so verändert, dass die Laufzeiten von Kühlgeräten verkürzt werden können.
Das Unternehmen, zu dem das Hotel Grand Elysée gehört, strebt Energieeinsparungen von 20 Prozent an. Trotzdem rechnet die Geschäftsführung mit einer Verdopplung der Gas- und Stromkosten ab 2023. Ganz will die Block Gruppe aber nicht auf den vertrauten Komfort verzichten. „Aktuell gibt es in all unseren Sanitäranlagen noch warmes Wasser. Wir möchten das Wohlbefinden unserer Gäste und Mitarbeiter so lange wie möglich bewahren“, so Vorstandssprecher von Bülow.
Fielmann
Geheizt wird in der Fielmann-Zentrale in Barmbek weiter auf Büroarbeitstemperatur, aber am Licht wird gespart. Beleuchtungssysteme sind in den vergangenen Wochen reduziert beziehungsweise auf LED umgestellt worden. „Außerdem sensibilisieren wir unsere Mitarbeitenden, Licht nur dann einzuschalten, wenn es unbedingt nötig ist“, erklärte ein Unternehmenssprecher. Auch in den mehr als 600 Niederlassungen bundesweit wird es dunkler.
Den Angaben zufolge hat Fielmann – über eine durch Zeitschaltuhren begrenzte Schaufensterbeleuchtung – weitere Maßnahmen ergriffen: So werden seit Inkrafttreten der neuen Regeln für Außenbeleuchtung am 1. September digitale Schaufenster-Displays nur in einem eng begrenzten Zeitraum eingeschaltet. Schon in den vergangenen Jahren habe das Unternehmen bei Modernisierungen der Filialen auf effizientere Energienutzung gesetzt. In der aktuellen Situation hält die Optikerkette Mehrkosten für Strom von zehn Prozent für realistisch. Ob die Temperaturen in den Filialen reduziert werden, ließ der Sprecher offen.
Beiersdorf
Der Kosmetikkonzern Beiersdorf mit Sitz in Eimsbüttel hält sich bedeckt, wenn es ums Energiesparen geht. „Beiersdorf wird auf ein verantwortungsvolles Wärmemanagement in den Büroräumen setzen“, heißt es recht allgemein auf Anfrage. Das Unternehmen verweist auf die neue Energiesparverordnung, die ein Absenken der Raumtemperatur in Büros auf 19 Grad ermöglicht. In den Waschräumen werde überall dort, wo es möglich ist, auf warmes Wasser verzichtet. Schon seit Beginn der Corona-Pandemie arbeitet der Großteil der Beschäftigten im Homeoffice.
Daran soll sich erst mal nichts ändern. Neu ist, dass die Außenwerbung an Gebäuden von 22 Uhr bis vier Uhr abgeschaltet wird. Darüber hinaus sieht sich der Nivea-Hersteller, der mehrere große Produktionsstätten in Europa betreibt, trotz der aktuellen Krise gut gerüstet, unter anderem weil vermehrt Biomethan statt Erdgas eingesetzt und Ökostrom teilweise aus eigenen Fotovoltaikanlagen genutzt werde. „Ungeachtet dessen arbeiten wir sehr intensiv an Maßnahmen, um den Kostenanstieg abzufedern. Für das Jahr 2023 haben wir beispielsweise bereits Gas, Strom und Biomethan zu einem fixen Preis eingekauft“, hieß es.
Energiekrise: So reagiert Signal Iduna
Die Versicherung Signal Iduna will dauerhaft 15 bis 20 Prozent Energie einsparen – und hat einige drastische Maßnahmen beschlossen. So wurden die Betriebsöffnungszeiten in den Hauptverwaltungen abends auf 19 Uhr beschränkt. Dadurch könne das Licht auf den Großraumflächen, in Schulungsräumen und Fluren sowie im Betriebsrestaurant vorzeitig ausgeschaltet werden, sagte ein Unternehmenssprecher.
„Wer länger arbeiten möchte, kann dies auf noch gezielt beleuchteten Flächen im Gebäude tun oder von zu Hause arbeiten.“ Die Raumtemperatur ist an allen Hauptverwaltungsstandorten, an denen es zentral möglich ist, im Winter auf 19 Grad eingestellt. Auch beim Thema Werbebeleuchtung geht das Unternehmen weiter als andere. An allen Standorten bleiben die Reklametafeln zwischen 20 Uhr (teilweise 22 Uhr) und 16 Uhr des folgenden Tages ausgeschaltet.
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Eine deutliche Verbesserung der Energiebilanz erhofft sich Signal Iduna in Hamburg vom Umzug aus dem energetisch veralteten Standort am Dammtor in ein modernes Gebäude am Kapstadtring in der City Nord. Begünstig werde die Reduzierung des Energieverbrauchs zudem durch die Homeoffice-Quote von etwa 65 Prozent. Bislang gibt es den Angaben zufolge noch keine Festlegung, ob der Arbeitgeber sich etwa an den höheren Energiekosten von Beschäftigten beteiligt, die zu Hause arbeiten. „Der Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen prüft, unter welchen Voraussetzungen eine Branchenlösung für eine Inflationsausgleichspauschale sinnvoll ist“, sagte der Unternehmenssprecher. „Das Ergebnis dieser Prüfung warten wir als tarifgebundenes Unternehmen ab.“