Hamburg. Neue Thermostate, Backofen-Wärme nutzen, Heizkörper entlüften – neun einfache Tipps, wie man die Kosten im Winter senkt.

Nach dem Kalender beginnt der Herbst erst an diesem Freitag, gefühlt ist er bei Tageshöchsttemperaturen um 17 Grad bereits da. Heizt du schon, oder hältst du es zu Hause noch ohne aus? – das ist in diesen Tagen eine viel diskutierte Frage. Sicher ist: Ob Hausbesitzer oder Wohnungsmieter, ob Gas-, Öl- oder Holzpellet-Heizung – in gut erträglich temperierten Wohnräumen durch die nächsten Monate zu kommen wird sehr, sehr teuer. Hamburgs Senat, Handels- und Handwerkskammer, Vereine und Institutionen starten am Donnerstag eine Energiesparkampagne.

Die Bundesregierung plant eine Pflicht, Gasheizungen warten zu lassen, so den Verbrauch zu reduzieren und damit letztlich auch die Kosten zu senken. Aber: In Hamburg sind viele Fachfirmen, die das machen müssen, bereits auf Monate ausgebucht. Was können Haus- und Wohnungsbesitzer jetzt selber tun, um beim Heizen zu sparen? Worauf sollten sie achten? Das Abendblatt hat die wichtigsten und oft ganz einfach umzusetzenden Tipps für das Sparen bei der Heizung von Verbraucherzentrale, Energieexperten und Regierung zusammengestellt.

Heizen: Die richtige Temperatur finden

Nicht alle Räume brauchen die gleiche Temperatur. Im Wohnzimmer genügen meist 20 Grad. Das wird erreicht, wenn der Thermostat auf Stufe 3 steht. In Bad und Kinderzimmer gelten 22 Grad (Stufe 3 bis 4) als angenehm. Im Schlafzimmer sind dagegen 15 bis 16 Grad, in der Küche 17 Grad (Stufe 2) ausreichend. Dort geben ja die Haushaltsgeräte zusätzlich Wärme ab.

Wenn der Backofen ohnehin an war – einfach seine Tür offenstehen lassen. Im Flur und in nicht ständig genutzten Hauswirtschaftsräumen kann der Thermostat auf Stufe 1 stehen. Die Türen zwischen stärker und weniger geheizten Räumen unbedingt schließen. Die Faustregel lautet: Ein Grad weniger reduziert den Heizenergieverbrauch um sechs Prozent. Und das können bei den derzeit hohen Preise einige Hundert Euro pro Jahr sein.

Räume nicht stark auskühlen lassen

Zu wenig heizen ist keine gute Idee: Wenn die Raumtemperatur auf weniger als 12 Grad fällt, dauert es sehr lang und kostet letztlich mehr Energie als eingespart wurde, die Räume wieder angenehm zu temperieren. Auch wenn die Räume während des Herbst- oder Winterurlaubs lange leer stehen, ist es besser, die Heizung reduziert weiterlaufen zu lassen. Wenn Rollläden geschlossen bleiben, geht weniger Wärme verloren.

Heizkörper entlüften

Gerade zu Beginn der Heizperiode kommt es vor, dass es in Anlage gluckert und dass Heizkörper nicht durchgehend warm wird. Dann ist wahrscheinlich Luft im System. An vielen Heizkörpern kann diese Luft ohne großen Aufwand abgelassen werden. Allein das könne die Heizkosten um bis zu 15 Prozent reduzieren, heißt es. Wichtig für Hausbesitzer ist, den Wasserdruck im Heizsystem regelmäßig zu kontrollieren und gegebenenfalls zu erhöhen.

Neue Thermostate installieren

Elektronische und programmierbare Thermostatköpfe aus dem Baumarkt können zumeist auch von durchschnittlich versierten Heimwerkern selbst am Heizkörper angebracht werden. Sie helfen dabei, die Raumtemperatur genau einzustellen, und haben den Vorteil, dass man die Wärmezufuhr den individuellen Bedürfnissen anpassen kann. Elektronische Thermostate können minutengenau regeln, wann die Temperatur sinken und wieder steigen soll – zum Beispiel erst am späten Nachmittag wieder auf 20 Grad.

Heizkörper „atmen lassen“

Ein Heizkörper muss seine Wärme ungehindert in den Raum abgeben können. Verkleidungen treiben die Kosten daher völlig unnötig in die Höhe. Und zwischen einem Möbelstück und dem Heizkörper sollten mindestens 30 Zentimeter – besser mehr – Abstand bestehen. Gardinen und bodenlange Vorhänge, die vor der Heizung hängen, verhindern ebenfalls, dass Wärme sich ausbreiten kann.

Richtig lüften

Stoßlüften statt Dauerlüften – was in der Corona-Pandemie eingeübt wurde, ist auch das Mittel der Wahl beim Senken der Heizkosten. In den Zimmern sollten zwei- bis dreimal pro Tag die Fenster weit geöffnet werden, um die natürliche Feuchtigkeit im Raum abziehen zu lassen. Die Thermostate werden dabei heruntergedreht. Werden die Fenster dagegen dauerhaft auf Kipp gestellt, geht viel Wärme verloren, der ganze Raum kühlt sehr viel stärker aus. Er muss dann bei unnötig hohem Energieverbrauch über einen langen Zeitraum wieder erwärmt werden. In der Heizperiode sollten daher alle Fenster auch nachts geschlossen bleiben.

Nischen und Rohre dämmen

Es sind Arbeiten, die ein wenig handwerkliches Geschick erfordern, aber einen spürbaren Effekt auf die Heizkostenrechnung haben können. Sogenannte Wärmebrücken wie Heizungsnischen und Rollladenkästen, die Energie nach außen ableiten, sollten nachträglich gedämmt und isoliert werden. Dafür gibt es – oft mit Alu beschichtete – Dämmmatten, die sich im knappen Abstand zwischen Heizkörper und Wand anbringen lassen. Gesetzlich längst vorgeschrieben ist die Isolierung von Heizungsrohren, die durch ungeheizte Räume etwa im Keller verlaufen. Das Rohr wird dabei meist mit Schaumstoff ummantelt. Wo das noch nicht der Fall ist, sollte es spätestens jetzt geschehen. Denn haben diese Rohre keine Dämmung, sind die Heizkosten bis zu acht Prozent höher.

Fenster und Türen isolieren

Durch undichte Fenster- und Türrahmen kann viel kalte Luft von außen in den Raum strömen. Solange der Temperaturunterschied zwischen außen und innen gering ist, lässt sich Zugluft aber nicht so einfach feststellen. Dann bietet sich der Kerzentest an: Flackert die Flamme, dann zieht’s. Und wenn sich ein zwischen Fenster und Rahmen geklemmtes Stück Papier einfach herausziehen lässt, muss dringend etwas geschehen. Aufklebbare Isolierbänder schaffen schnell Abhilfe. Feste Kunststoffdichtungen sind meist länger haltbar als solche mit Schaumstoff. Zieht es unter der Tür hindurch, kann eine sogenannte Bürstendichtung hilfreich sein – oder ein vor die Tür gelegter Zugluftstopper.

Teppiche geben Wärme

Fliesen und Holzböden fühlen sich – wenn keine Fußbodenheizung installiert ist – eher kalt an. Mit Teppichen auf den glatten Böden lässt sich das Kälteempfinden aber überlisten. Tests zeigen: Liegt ein Teppich auf den Fliesen, wird die Raumtemperatur als etwa zwei Grad höher wahrgenommen – und man kann den Thermostat ein wenig runterdrehen.