Hamburg. Die Preise haben sich zum Teil verdreifacht. Händler beliefern nur noch Stammkunden. Auch bei Öfen gibt es lange Wartezeiten.

Die massiv gestiegenen Gaspreise bringen viele Hamburger auf die Idee, ihre Kaminöfen im bevorstehenden Winter stärker zu nutzen, um die Heizkosten zu senken. Doch so einfach ist das nicht. Wer jetzt erst anfängt, sich zu bevorraten, bekommt kaum noch Holz. Zudem muss vieles beachtet werden. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen rund um den heimischen Ofen.

Wie ist die Preisentwicklung bei Brennholz?

Auch bei Brennholz werden die Preise von Angebot und Nachfrage bestimmt. Ersteres ist knapp, das Kaufinteresse seit Beginn der Gaskrise dagegen sehr hoch. Das hat dazu geführt, dass die Preise allein in den vergangenen fünf Monaten extrem angestiegen sind. Auf Internetmarktplätzen kostet ein gestapelter Raummeter Buchenholz aktuell mehr als 300 Euro. Mitte vergangenen Jahres waren es noch etwa 100 Euro im Schnitt. Ähnlich ist die Entwicklung bei Hamburger Händlern. Bei Anthony Agasi, dem Chef der Firma HamburgHolz und des Onlineshops Kaminholz.Hamburg, kostete eine Palette Buche oder Eiche im vergangenen Jahr noch rund 190 Euro, aufgrund der Knappheit liegt der Preis nun bei 290 Euro.

„Das sind knapp 53 Prozent mehr“, sagt Agasi und begründet die Erhöhung. „Meine Lieferanten sind so teuer geworden. Meine eigene Marge ist nicht gestiegen.“ Seine Kunden würden das aber bezahlen, weil es sich entweder um gehobene Privathaushalte handele oder um Restaurants, die darauf angewiesen seien, wie Pizzerien. „Seit Beginn der schleppenden Gaslieferungen aus Russland sind die Preise um 50 Prozent gestiegen“, sagt auch Henrik Hass, Geschäftsführer des alteingesessenen Hamburger Brennstoffhändlers Carl Hass. Auch bei ihm kostet ein gestapelter Raummeter Buche derzeit mindestens 280 Euro. Insgesamt ist Brennholz aber immer noch billiger als Gas.

Wie ist die Versorgungslage?

Aufgrund der hohen Nachfrage ist der Markt praktisch leer gefegt. Auf den Internetseiten vieler Holzhändler heißt es nach Recherchen unserer Zeitung, Brennholz sei ausverkauft. So schreibt der Brennholzservice an der Kieler Straße: „Leider können wir im Moment keine Bestellungen aufnehmen. Unser Vorrat ist aufgebraucht, gegebenenfalls ab Oktober 2022 wieder.“ Die Firma HamburgHolz beliefert nur noch Stammkunden mit Ware, die sie bereits in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg fest geordert hat. „Neukunden nehme ich derzeit gar nicht mehr an. Die müssen bis zum nächsten Jahr warten“, sagt Geschäftsführer Agasi. Für diese Saison sei er bereits ausverkauft.

Gleiches gilt für den Händler Hass. „Die Nachfrage ist einfach gigantisch. Neukunden können wir derzeit gar nicht bedienen.“ Wer jetzt noch versuche, Holz für den eigenen Kamin zu ergattern, sei definitiv zu spät, weiß auch Klaus Egly, Vorsitzender des Bundesverbands für Brennholzhandel und Brennholzproduktion. Für Egly ist die Ursache des Holzmangels nicht allein den hohen Gaspreisen geschuldet. „Brennholz war schon vor dem Ukraine-Krieg knapp, weil die Behörden die erlaubte Menge zum Holzeinschlag um 2,5 Millionen Kubikmeter reduziert haben.“

Auch die Katastrophe im Ahrtal habe der Forstwirtschaft geschadet. Dazu kam jetzt die Befürchtung vieler Kunden, sie müssten im Winter frieren. Hass wiederum sieht ein Problem in der Trocknung. Holz muss im Freien zwei Jahre lagern, bevor es so viel Feuchtigkeit verloren hat, dass es verbrannt werden kann. Deshalb nutzt der Handel Biogasanlagen, in denen das Holz innerhalb von zwei Wochen trockne. „Doch die Biogasanlagen werden derzeit vor allem für die Fernwärmeversorgung der Bürger benötigt, so Hass. In einigen Baumärkten wie Obi ist Kaminholz zwar noch zu bekommen, das ist aber nicht sortenrein.

Gibt es schon Fälle von Holzdiebstahl in Wäldern?

Die Staatsforsten sind zumindest gewarnt. „Uns ist noch kein Fall von Holzdiebstahl bekannt“, sagt Gido Hollmichel, Revierförster in Hausbruch. „Wir halten es aber für denkbar, dass es angesichts der Knappheit an Brennholz dazu kommt, und schauen genau hin.“ Auch die Polizei sei dafür sensibilisiert. Großkunden seien inzwischen dazu übergegangen, ihre gekauften Festmeter mit GPS-Trackern auszustatten, die würden in dem Moment Alarm schlagen, wenn das Holz bewegt werde.

Allerdings sei Holzdiebstahl nicht einfach: „Diebe benötigen Holz in Kofferraumlänge. Wir liefern Holz nur in Stämmen. Man muss also schon eine Motor­säge haben und ein gewisses Geschick mitbringen, um sich illegal zu bedienen.“ Auch aus dem Klövensteen heißt es vom zuständigen Bezirksamt Altona: „Bei uns sind Diebstähle noch nicht vorgekommen, wir kennen aber Fälle aus Berlin.“ Man passe zudem sehr genau auf. „Alle Waldeingänge sind mit einem Schlagbaum gesichert, sodass kein unberechtigtes Fahrzeug hineinfahren kann.“ Werde ein Dieb erwischt, folge sogleich eine Strafanzeige. „Holzdiebstahl ist kein leichtes Vergehen, sondern eine Straftat“, sagt Hausbruchs Revierförster Holl­michel. „Wer erwischt wird, muss mit empfindlichen Bußgeldern rechnen oder sogar je nach schwere der Tat mit Haftstrafen.“

Verbandschef Egly warnt die Bürger noch vor einem anderen Problem: Betrüger nutzten die drängende Nachfrage aus, indem sie unter dem Logo namhafter Händler Holz anböten, das niemals geliefert werde. „Das ist derzeit eine richtige Welle. Wir warnen alle Kunden davor. Wem jetzt noch Holz in größeren Mengen angeboten wird, sollte vorsichtig sein und sich bei uns besser einmal rückversichern, ob der Händler seriös ist.“ Von der Betrugsmasche seien auch Händler des Verbands betroffen. „Deshalb haben wir schon mehrere Anzeigen bei der Kriminalpolizei erstattet“, so Egly.

Wie ist die ökologische Bilanz bei der Verbrennung von Kaminholz?

Beim Vergleich des Kohlendioxid-Ausstoßes verschiedener Energieträger schneidet Holz am besten ab. Der nachwachsende Rohstoff setzt beispielsweise bei der Verbrennung nur etwa so viel Kohlendioxid frei, wie er über seine Lebenszeit aufgenommen und in Sauerstoff umgewandelt hat. Das macht Holz zum CO2-neutralen Energieträger und für Hausbesitzer besonders interessant. Ein Erdgaskessel setzt laut Bundesumweltamt etwa 247 Gramm CO2 pro Kilowattstunde (kWh) frei, eine Erdölheizung 318. Beim Scheitholz-Kaminofen sind es nur 26 Gramm.

Rechnet man aber den Feinstaubausstoß hinzu, dann fällt die Ökobilanz ganz anders aus. Dann schlägt der Kaminofen mit 382 Milligramm Staub pro kWh zu Buche, der Erdgaskessel mit sechs und die Ölheizung mit 22 Milligramm.

Kann man auch alte Möbel in seinem Ofen verbrennen?

„Auf keinen Fall“, sagt Carolin Schröder, Schornsteinfegerin und Energieberaterin aus Hamburg. „Das Holz ist beschichtet oder lackiert, bei der Verbrennung werden krebserregende Stoffe freigesetzt.“ Auch Hölzer, die in erster Linie nicht lackiert aussehen, wie Paletten sollte man meiden. „Die sind in der Regel besprüht, damit sie nicht von Parasiten befallen werden.“

Kann man mit seinem normalen Wohnzimmerofen den Gasverbrauch senken?

Die normalen Wohnzimmerkamine können kaum zur Senkung der Gaskosten beitragen. „Wer glaubt, er könne jetzt noch auf den eigenen Kamin umstellen und damit die Gasheizung abschalten, sei naiv“, sagt Klaus Egly vom Brennholzverband. Zum einen biete dieser keine Warmwasserversorgung. Der Heizkessel müsse also weiterlaufen. Zum anderen seien die benötigten Mengen Holz gar nicht erhältlich. „Um ein Einfamilienhaus über die Heizperiode zu bringen, benötigt man etwa 15 Kubikmeter Holz. Wer kann so viel überhaupt lagern?“

Zudem könnten einzelne Zimmer gut beheizt werden, aber nicht das ganze Haus. Schornsteinfegerin Schröder warnt sogar davor: „Wer seinen Kamin bisher für kalte Winterabende nutzt, kann ihn nicht so ohne Weiteres auf Dauerbetrieb umstellen. Darauf sind die Geräte gar nicht ausgelegt.“ Der Kamin würde verrußen, und im schlimmsten Fall käme es zu einem Kaminbrand.

Was ist die Alternative?

Alternativ sollte man über die Anschaffung einer speziellen Holzheizung nachdenken. Diese gibt es ab etwa 4000 Euro mit Einbau. Sie sind wassergeführt und haben einen eigenen Kessel. Um damit alle Räume des Hauses zu heizen, liegen die Preise aber schon bei 8000 bis 10.000 Euro. Zudem ist die Lieferzeit lang. „Das wird in diesem Jahr nichts mehr“, sagt etwa Mathias Buhr, Inhaber des Feuerhauses Hamburg. „Ist die Kaminbestellung durch, dauert es noch einmal fünf bis sechs Monate, bis das gewünschte Modell da ist.“ Auch hier sei die Nachfrage extrem gestiegen. „Früher hatte ich fünf Kundenanfragen in der Woche, heute 20 am Tag. Kaminholz ist das neue Klopapier.“

Auch Ofenbaumeister Julian Stern von der Firma Elbkamine Hamburg hat in diesem Jahr keine Termine mehr frei. „Beratungstermine können wir erst wieder Ende März anbieten, Ofenbautermine Ende März.“ Stern, der das Unternehmen führt, sucht händeringend weiteres Personal. „Wir sind derzeit zu siebt, weitere vier Mitarbeiter könnten wir gut gebrauchen. Aber ausgebildete Ofenbauer sind derzeit nicht zu bekommen.“

Eignen sich Kaminöfen für jeden?

„Nein“, sagt Schornsteinfegerin und Energieberaterin Schröder. Wer gar keinen Kamin und Schornstein hat, müsste diesen nachträglich einbauen. Dafür haben sich die Bestimmungen in diesem Jahr verschärft.“ So muss der Schornstein bis auf die Höhe des Dachfirsts reichen, um eine bessere Verwirbelung der Abgase zu erreichen. Wer einen Holzfußboden hat, muss diesen mit Eisenplatten auslegen.

„Wer in der Küche eine Dunstabzugshaube hat, darf ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen gar keinen Kamin betreiben“, sagt Beraterin Schröder. „Die heutigen Dunstabzugshauben sind so stark, dass sie nämlich die Luft aus dem Kamin absaugen.“

Die Firma Elbkamine kennt solche Pro­bleme. „Viele Interessenten nehmen am Ende von einem Kauf wieder Abstand, wenn sie in der Beratung erfahren, welche zusätzlichen Maßnahmen so ein Kamin erfordert“, sagt Inhaber Stern. „Das ist alles etwa komplizierter als gedacht.“