Hamburg. Laut Onlineportal gibt es einen Rückgang der Kaufwilligen um 22 Prozent. Die Zahl der Angebote steigt zugleich. Woran das liegt.
Gestiegene Energiepreise, höhere Bauzinsen sowie wachsende wirtschaftliche Unsicherheit: Das Interesse an den eigenen vier Wänden lässt bei den Hamburgern extrem nach, wie eine neue Auswertung des Immobilienportals ImmoScout24 zeigt. Im Juli verstetigte sich die Trendumkehr von Angebot und Nachfrage, die sich bereits im Wohnbarometer des zweiten Quartals abgezeichnet hatte: So sinkt die Nachfrage nach Immobilien in allen Metropolen und deutschlandweit.
Immobilien Hamburg: Die Nachfrage sackt ab
Hamburg ist davon mit am stärksten betroffen. So stürzt in der Hansestadt im Juli im Vergleich zum Vormonat die Nachfrage nach Wohnimmobilien, also Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern, um 21,7 Prozent ab. Nur in den Metropolen München (minus 26,1 Prozent) und Köln (minus 30,9 Prozent) werden noch stärkere Rückgänge verzeichnet. Der Durchschnittswert für Deutschland liegt bei rund 18 Prozent.
„Mit dem Zinsanstieg im zweiten Quartal ist die Finanzierung eines Immobilienkaufs deutlich teurer geworden. Damit ist der Traum von der eigenen Immobilie für viele Menschen vorerst geplatzt“, sagt Thomas Schroeter, Geschäftsführer von ImmoScout24. „Menschen, die vorher über einen Kauf nachdachten, suchen seitdem vermehrt nach Immobilien zur Miete. Die Verschiebung der Nachfrage von Kauf zu Miete hat sich innerhalb nur eines Monats weiterhin verschärft.“
Baukreditsumme liegt bei 460.000 Euro
Nach den Daten des Baugeldvermittlers Dr. Klein nahmen die Hamburger im Schnitt im zweiten Quartal 2022 ein Darlehen über rund 460.000 Euro für die Erfüllung des Traums von den eigenen vier Wänden auf. Bei einer 15-Jährigen Zinsbindung und einer Tilgung von drei Prozent liegt die Kreditrate dafür bei 2340 im Monat. Das sind 30 Prozent mehr als noch Anfang des Jahres. Seitdem haben sich die Zinskonditionen fast verdoppelt.
Zusammen mit den steigenden Energiepreisen bringt das viele Finanzierungskonzepte ins Wanken. „Seitdem die Inflationsraten so in die Höhe geschnellt sind und mit verschiedenen Krisenherden die Aussichten unsicher werden, werden einige Kreditinstitute vorsichtiger und auch strenger bei der Kreditvergabe“, sagt Maik Korpjuhn, Spezialist für Baufinanzierung bei Dr. Klein in Lübeck.
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Immobilien Hamburg: Angebot sinkt um mehr als zehn Prozent
Im Gegenzug zu dem sinkenden Interesse an Immobilien, nimmt in Hamburg das Angebot an Verkaufsofferten um 10,2 Prozent im Juli, verglichen mit dem Vormonat, zu. Viele Eigentümer wollen ihre Objekte offensichtlich noch zu möglichst hohen Preisen verkaufen. „Wir verzeichnen auf unserer Plattform einen deutlichen Zuwachs an Inseraten für Immobilien zum Kauf. Wenn die Nachfrage sinkt, ist die Vermarktung der Immobilie umso wichtiger“, sagt Schroeter.
Statt nach Eigentum wird jetzt wieder verstärkt nach Mietwohnungen gesucht. In Hamburg stieg die Nachfrage um 6,1 Prozent, während das Angebot gleichzeitig um 7,1 Prozent abnahm.