Hamburg. Mussten Urlauber vor kurzem noch 80 Euro und mehr pro Tag zahlen, gibt es nun wieder Schnäppchen. Hintergründe und Tipps.

Am Mittelmeer die versteckten Buchten entdecken, an Markttagen in das nächste Städtchen fahren und dort die Fülle der Obststände bestaunen – alle diese kleinen Abenteuer im Urlaub gelingen am besten mit dem eigenen Mietwagen. Im Sommer hatten die Preise Rekordhöhen erreicht, selbst ein Fahrzeug der Kompaktklasse kostete auf Mallorca schnell 1200 Euro oder mehr für zwei Wochen. Besonders stark angezogen hatten die Preise auch in Irland.

Auf der grünen Insel, dazu Drehort so erfolgreicher Filme und Serien wie „Harry Potter“, „Game of Thrones“ und „Star Wars“, zahlten Gäste im Sommer mehr als doppelt so viel wie noch vor der Pandemie. Doch nun fallen die Preise nach Abendblatt-Recherchen stark, stürzen zum Teil sogar regelrecht ab. Was sind die Gründe dafür? Mit welchen Kosten müssen Hamburger in den Herbstferien rechnen? Das Abendblatt sprach mit Branchenexperten und Anwälten über Tipps und Tricks.

Wie teuer sind die Fahrzeuge bei einer aktuellen Buchung?

Wer in diesen Tagen bucht, findet vielerorts günstige Angebote für die Hamburger Herbstferien. Bei der Abholung am Sonnabend, 8. Oktober, am Flughafen von Palma de Mallorca, kostet ein Wagen der Kompaktklasse für eine Woche ohne Selbstbeteiligung 241 Euro, das entspricht 34 Euro am Tag.

Für denselben Zeitraum, zu Beginn der Herbstferien, wird in Florenz am Flughafen eine Summe von 323 Euro in der Kategorie fällig. Das sind 46 Euro am Tag, etwa für einen Fiat 500L. In Miami, Florida, werden für die Woche 359 Euro verlangt, also 51 Euro täglich.

Wie entwickeln sich die Preise?

Die Anbieter gehen für den Herbst von weiter sinkenden Preisen aus, ergab eine Umfrage des Abendblatts. Günstiger sei es bereits in Spanien, den USA und Griechenland geworden. Der Preisrückgang ergibt sich dadurch, dass „die Nachfrage etwas nachgelassen hat und teilweise doch (mehr) Fahrzeuge geliefert werden“, sagte Maria Trottner von Check 24. Kundinnen und Kunden, die in der vergangenen Woche einen Mietwagen über das Portal gebucht hätten, zahlten im Schnitt 14 Prozent weniger, als Gäste, die vor vier Wochen ihre Buchung vorgenommen hätten. In Spanien sind die Preise sogar um 24 Prozent gefallen und in den USA um knapp neun Prozent.

„Punktuell gehen wir davon aus, dass es in einigen Regionen günstiger werden könnte“, sagt auch Thorsten Lehmann. Doch der Geschäftsführer bei Sunny Cars schränkt seine Prognose ein: „Aber nicht über alle Zeiträume hinweg und auch nicht in allen Zielgebieten“. Bei fallenden Preisen können Kunden ihre Verträge bei einigen Anbietern nachträglich zu ihrem Vorteil ändern: Sie buchen den Mietwagen kostenlos um, wenn sie kurz vor dem Urlaub ein günstigeres Angebot finden, etwa auf billiger-mietwagen.de oder Check24.de

Wie sind die Schwankungen zu erklären?

Die zwischenzeitlich höheren Kosten für die Verbraucher lassen sich vor allem auf Lieferengpässe der Automobilindustrie zurückführen, hat Check24 die Situation am Markt analysiert. Viele Vermieter haben während der coronabedingten Reiseflaute ihre Flotten verkleinert. Als die Nachfrage nach Urlaub und Mietwagen dann wieder anzog, konnten sie diese nicht so schnell hochfahren.

Denn aufgrund der Chipkrise war es nicht im benötigten Maße oder nur zu sehr hohen Preisen möglich, Fahrzeugflotten aufzustocken. Die Anbieter wollten natürlich ihren Fuhrpark entsprechend der Nachfrage vergrößern, beschreibt Check24 die Situation in der Branche. Um das zu erreichen, nutzten sie Fahrzeuge länger, als das bisher üblich war – oder sie kauften Neuwagen zu höheren Preisen ein. Nun dürften einige Fuhrparks wieder vergrößert worden sein.

Welche Versicherungen sind sinnvoll?

Eine Kfz-Haftpflichtversicherung ist in der Regel bei Mietwagen ohnehin vorgeschrieben. Diese greift aber nur, wenn ich Schäden an anderen Fahrzeugen verursache, nicht jedoch bei Schäden am eigenen Mietfahrzeug. Grundsätzlich sei es sinnvoll, eine Vollkaskoversicherung abzuschließen, rät Thomas Laske von der Verbraucherzentrale Hamburg. Schließlich setzten die meisten Mietwagenfirmen auf fast neuwertige Wagen in ihrer Flotte. In der Folge müsse der Mieter schnell mehrere Zehntausend Euro bezahlen, wenn er am Fahrzeug einen Totalschaden verursache und den Neuwert ersetzen müsse.

Welche Fallstricke drohen?

Es gibt sogenannte Rundum-sorglos-Pakete, die Mietwagenfirmen oder Vermittler anbieten. Dabei werden aber häufig Schäden ausgeschlossen, die sich aus grob fahrlässigem Verhalten ergeben, sagt Jurist Thomas Laske.

Zuweilen gibt es Streit um Reifen- und Steinschlagschäden. Hier weisen manche Vermieter darauf hin, dass das Fahren auf unbefestigten Wegen nicht erlaubt ist. Sollte durch die Nutzung von Schotterpisten etwa ein Reifen beschädigt werden, würde in diesem Fall auch eine Versicherung gegen Reifenschäden nichts nützen. Der Mieter sollte also die AGB vorher lesen, um solche unangenehmen Überraschungen auszuschließen.

Kann ich bedenkenlos ein Auto auf den Internetportalen mieten?

Nicht unbedingt. Plattformen wie Check24 sind nur Vermittler, sagt Laske. Man schließt den Mietvertrag mit einem anderen Vertragspartner ab, der zuweilen wieder den Status eines Vermittlers hat. Der Vermieter kann letztlich eine lokal agierende Firma sein. Das Problem: Ein Unternehmen etwa mit Sitz auf Mallorca liefert dem Mieter vor Ort möglicherweise nur einen Vertrag in spanischer Sprache. Und wenn es Probleme gibt, ist die Rechtsdurchsetzung schwierig.

Wie schließe ich den Vertrag am Schalter im Ausland ab?

Selbst wenn ich das Auto im Internet im Voraus gebucht habe, muss ich die Kreditkarte vor Ort bei der Mietwagenfirma präsentieren. „Oft müssen der Fahrer und der Inhaber der Kreditkarte identisch sein“, sagt Laske. Stehe diese Bedingung im Vertrag, sei man machtlos, wenn man diese Forderung nicht erfüllen könne. Ein weiterer Fallstrick: Versucht ein Mitarbeiter der Firma etwa in Italien, dem Kunden noch eine Versicherung unterzujubeln, selbst wenn dieser ein Rundum-sorglos-Paket bereits gebucht und bezahlt hat, gibt es kaum Alternativen.

„Wenn es heißt, ,Sie bekommen das Auto nicht, wenn Sie diese Versicherung nicht zusätzlich bezahlen‘“, beschreibt Laske einen häufigen Fall, habe man ebenfalls selten eine Alternative. Zwar seien die Firmen an das (EU-)Recht gebunden, dieses aber gegenüber einem Mietwagenbetreiber etwa in Portugal durchzusetzen sei schwierig.

Was ist bei der Fahrzeugübergabe im Urlaub zu beachten?

Wichtig ist, einmal um das Auto herumzugehen und die möglicherweise vorhandenen Schäden zu dokumentieren – auf einem Formular des Mietwagenunternehmens und per Foto. Schäden am Lack und im Innenraum sollte man sich quittieren lassen. „Bei der Abgabe dasselbe Spiel“, rät Laske. Und: Die Vereinbarung „vollgetankt zurückgeben“ sollte man ernst nehmen. Ansonsten drohen nicht nur Kosten für das Benzin, sondern auch für den zusätzlichen Service der Firma. Solche (zuweilen unberechtigt erhobenen) Kosten werden oft einfach von der Kreditkarte eingezogen.

„Diese Praxis kommt regelmäßig vor“, weiß Laske aus seiner Arbeit für die Verbraucherzentrale. In diesem Fall können Kunden ihre Bank kontaktieren mit der Bitte, das Geld zurückzuholen. Nicht immer gelinge dies, so der Jurist. Wenn die Forderung unberechtigt war, bleibt nur noch der Weg, das Mietwagenunternehmen zu verklagen.