Hamburg. Knapp 71.000 Menschen auf Jobsuche in Hamburg. Warum die Zahl der Arbeitslosen bald wieder steigen kann.
Hamburg lässt die Corona-Pandemie hinter sich. Nachdem der Senat fast alle Schutzmaßnahmen aufgehoben sich, zeigt sich auch am Arbeitsmarkt eine weitere Entspannung. Mit 70.799 Arbeitslosen wird im April der niedrigste Wert seit Beginn der Corona-Pandemie registriert.
Abgesehen von einem Anstieg im Januar 2022 sinkt die Arbeitslosigkeit in Hamburg kontinuierlich seit Februar 2021, als noch knapp 87.000 Hamburger auf Jobsuche waren. Einen Rückgang an Arbeitslosen gibt es sowohl im Vergleich zum Vormonat wie auch zum Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote beträgt 6,5 Prozent und liegt damit 1,5 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert.
Arbeitslose in Hamburg: Viel Kurzarbeit wegen Corona
„Genau vor zwei Jahren wurden die ersten Auswirkungen der beginnenden Corona-Pandemie in der Arbeitslosenstatistik sichtbar und verschafften dem damals pulsierenden Hamburger Arbeitsmarkt einen kräftigen Dämpfer“, sagt Sönke Fock, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit.
In den folgenden Monaten hätten Kurzarbeit in fast allen Branchen, abnehmende Beschäftigung, weniger Ausbildungsstellen und deutlich weniger gemeldete freie Stellenangebote den Arbeitsmarkt bestimmt. „So stieg die Arbeitslosigkeit innerhalb nur eines Monats von März auf April 2020 um 11.000 oder 16,5 Prozent auf 77.500 Jobsuchende und erreichte im Juli 2020 mit 91.140 ihren pandemischen Höchstwert“, sagt Fock.
Auch Langzeitarbeitslose finden wieder Jobs
Verglichen mit dem Vorjahreswert gab es im April erneut einen starken Rückgang der Arbeitslosen um 17,5 Prozent. das entspricht 15.000 Jobsuchenden. Im Vergleich zum März 2022 verringerte sich ihre Zahl noch um rund 1200.
„Alle Gruppen des Hamburger Arbeitsmarktes konnten von der Arbeitskräftenachfrage profitieren“, sagt Fock. So ging die Jugendarbeitslosigkeit im Jahresvergleich um 25 Prozent zurück und die Zahl der Langzeitarbeitslosen um knapp 15 Prozent. Die Zahl der freien Stellen stieg innerhalb eines Monats um 27 Prozent auf 12.339.
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Auch die Kurzarbeit geht in Hamburg weiter zurück. Im Monat Januar erhielten etwa 3600 Hamburger Betriebe Kurzarbeitergeld für fast 24.000 Beschäftigte. Neuere Zahlen liegen noch nicht vor. „Wir gehen davon aus, dass die zu bearbeitenden Kurzarbeitergeld-Anträge in den nächsten Monaten weiter sinken werden“, sagt Fock. Im Frühjahr 2020 waren rund 200.000 Hamburger von Kurzarbeit betroffen.
Ukrainer im Jobcenter erhöhen Arbeitslosenzahl
Bisher sind 28.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nach Hamburg gekommen, wovon 17.000 bereits eine Arbeitserlaubnis haben. Ab dem 1. Juni wird das Jobcenter für diese Gruppe zuständig und dann die unterstützenden Leistungen und persönliche Beratung zu allen Fragen der Unterkunft, des Unterhalts, zu Sprachkursen, Anerkennungsverfahren von beruflichen Abschlüssen und Integration in Arbeit und Berufsausbildung übernehmen.
Dadurch könnte auch die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg wieder um einige Tausend ansteigen, denn wer sofort eine Arbeit aufnehmen kann, geht in die Arbeitslosenstatistik ein (Abendblatt berichtete). Gegenwärtig betreut das Jobcenter rund 47.000 der 71.000 Arbeitslosen in Hamburg.
Hamburgs Arbeitslose: Geflüchtete benötigen Sprachkurs
Fock rechnet aber nicht mit einer schnellen Integration der vorwiegend Ukrainerinnen in den Hamburger Arbeitsmarkt. „Es wird in einigen Fällen durch gute Qualifikation und großes Engagement von Unternehmen zu Arbeitsaufnahmen kommen“, sagt er. Dies werde aber nicht in großer Anzahl und schnell zu realisieren sein. „Aus den Erfahrungen der Flüchtlingswelle von 2015 wissen wir, dass sehr viele Herausforderungen anzugehen sind.“ Dazu gehören neben einer passenden Unterkunft anerkannte Berufsabschlüsse und die erforderlichen Sprachkenntnisse.
Fock geht davon aus, dass sich viele Ukrainerinnen zunächst auch um die Betreuung ihrer Kinder kümmern müssen. Wenn eine Arbeitsaufnahme nicht sofort möglich ist, weil zum Beispiel ein Sprachkurs absolviert wird, gehen die Jobsuchenden nicht in die Arbeitslosenstatistik ein. Sie zählen dann als arbeitssuchend. Ihre Zahl beträgt in Hamburg rund 127.000. Gegenüber dem Vorjahr beträgt der Rückgang 13 Prozent.