Hamburg. Die Agentur für Arbeit hat die aktuellen Arbeitsmarktzahlen vorgestellt – und blickt auf die Entwicklung während der Corona-Pandemie.
Seit zwei Jahren steckt Hamburg in der Corona-Pandemie, doch inzwischen haben sich die Unternehmen an die Ausnahmesituation angepasst. Auch im März kann die Arbeitsagentur Hamburg sinkende Arbeitslosenzahlen vermelden, eine Frühjahrbelebung zeichnet sich ab. Ihre Zahl ging zum Vormonat um 1,6 Prozent zurück. Aktuell sind 71.989 Hamburger auf Jobsuche. Auch im Jahresvergleich zeichnet sich eine deutliche Entspannung am Arbeitsmarkt ab. Die Zahl der Arbeitslosen verringerte sich um 16,4 Prozent. Damals zählte die Statistik noch über 86.000 Jobsuchende.
Die Arbeitslosenquote verringerte sich innerhalb eines Jahres um 1,3 Prozentpunkte auf 6,7 Prozent. Von Hamburgs neuer Hotspot-Regelung erwartet die Arbeitsagentur keine Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. „An die Basisschutzmaßnahmen haben sich die Hamburger gewöhnt“, sagt Sönke Fock, Chef der Arbeitsagentur Hamburg.
Arbeitslosenzahlen: Höhepunkt in Hamburg im Sommer 2020
Das Niveau vom ersten relevanten Corona-Monat, dem März 2020, ist allerdings noch nicht wieder erreicht. Damals waren in Hamburg 66.533 Hamburger arbeitslos, also rund 5500 weniger als jetzt. Die Corona-Pandemie begann zunächst mit einer Verzehnfachung der Kurzarbeitermeldungen. Fast 13.000 Anträge gingen damals auf einen Schlag bei der Arbeitsagentur ein. Die Zahl der Corona-Infizierten lag in Hamburg gerade einmal bei 80 Personen. Schon einen Monat später waren rund 204.000 Hamburger in Kurzarbeit. Die Arbeitslosigkeit erreichte im Sommer 2020 mit mehr als 91.000 Jobsuchenden ihren Höhepunkt. Vor einem Jahr gab es noch rund 107.000 Kurzarbeiter, inzwischen sind nach Hochrechnungen der Arbeitsagentur noch rund 22.500.
„Die Kurzarbeit hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Arbeitslosigkeit durch die Corona-Pandemie nicht noch wesentlich schlimmere Ausmaße angenommen hat“, sagt Arbeitsagentur-Chef Fock. So sei es stets möglich gewesen bei den zwischenzeitlichen Lockerungen mit dem vorhandenen Personal die Produktion wieder hochzufahren oder eben Restaurants, Hotels und Geschäfte wieder zu öffnen. „Das brachte Sicherheit für die Beschäftigten wie ihre Arbeitgeber“, sagt Fock dem Abendblatt.
Arbeitsmarkt Hamburg: Die Bilanz nach zwei Jahren Corona
- Jobangebote: Bei den offenen Stellen gibt es heute mit 12.400 Stellen rund 400 Jobangebote mehr als im März 2020. Die meisten (rund 2700) existieren im Bereich, Verkehr, Logistik, Sicherheitsdienste, gefolgt von der Industrie (2500) und den kaufmännischen Dienstleistungen (2000). Auch vor zwei Jahren suchten diese Branchen schon das meiste Personal.
- Beschäftigung: Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs hat sich in diesem Zeitraum leicht erhöht. Aktuell gehen 1.027.400 Beschäftigte in Hamburg einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Innerhalb eines Jahres sind 23.000 neue Stellen hinzugekommen, vor allem bei den Dienstleistungen und im Gesundheitswesen. Vor zwei Jahren gab es in der Hansestadt 1.012.400 sozialversicherungspflichtige Jobs.
- Langzeitarbeitslosigkeit: Das bedeutet mehr als zwölf Monate arbeitslos. Diese Gruppe unter den Hamburger Arbeitslosen ist innerhalb von zwei Jahren um 54 Prozent angewachsen, auf aktuell 25.669 Jobsuchende. Ihr Problem: Sie haben meist keine Ausbildung, werden in Krisen als erste entlassen und finden danach wieder schwieriger eine neue Beschäftigung. Vor zwei Jahren waren es erst 16.649 Langzeitarbeitslose.
Arbeitsagentur erwartet Probleme in vielen Branchen
Der Rückgang der Arbeitslosigkeit im März ist nicht ungewöhnlich. „Eigentlich könnten wir auch in den folgenden Monaten mit einer weiteren Entspannung am Arbeitsmarkt rechnen“, sagt Fock. „Aber derzeit gibt es durch den Ukraine-Krieg viele Unsicherheiten. Noch ist nicht absehbar wie sich gestörte Lieferketten, steigende Preise und eventuell eine eingeschränkte Energieversorgung auf die Hamburger Unternehmen auswirken werden.“
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Im März 2022 gingen 460 Anträge auf Kurzarbeitergeld bei der Arbeitsagentur ein. „Der Ukraine-Konflikt führt bisher nicht zu einem merklichen Anstieg“, sagt Fock. Aber er rechnet damit, dass die Unternehmen durch die Kriegsfolgen vor große Herausforderungen gestellt werden. „Besonders betroffen sind die Bereiche Chemie, Metallverarbeitung, Zulieferer im Fahrzeugbau, Logistik, Lebensmittelherstellung und -verarbeitung und damit auch der Bäcker um die Ecke und der Taxifahrer auf der Straße.“
Geflüchtete aus der Ukraine noch kein Thema am Arbeitsmarkt
In Hamburg haben bisher 15.000 Flüchtlinge aus der Ukraine Schutz gefunden. „Aus Erfahrung wissen wir, dass Unternehmen sehr schnell bereit sind, betroffenen Frauen und Männern die Chance auf eine Integration in den Arbeitsmarkt, in die Firma, in den Job ermöglichen wollen“, sagt Fock. Aber er glaubt nicht, dass das jetzt schon das Thema der geflüchteten Ukrainerinnen ist.
Das zeige auch die Nachfrage nach Jobangeboten, Sprachkursen, Berufsausbildung oder beruflicher Weiterbildung in den Arbeitsagenturen. Die geflüchteten Ukrainerinnen würden sich zunächst um ihre Kinder und andere Angehörige kümmern und vielfach hofften sie auch, bald in ihre Heimat zurückkehren zu können. Fock: „Das Thema Integration in den Arbeitsmarkt hängt vom weiteren Kriegsverlauf ab.“