Hamburg. Erstmals meldet die Arbeitsagentur weniger als 100.000 Kurzarbeiter. In welchen Branchen es noch freie Ausbildungsplätze gibt.

Den vierten Monat in Folge verzeichnet der Hamburger Arbeitsmarkt weniger Jobsuchende und die Zahl der Kurzarbeiter sinkt erstmals unter die Marke von 100.000. Allmählich erholt er sich von den Folgen der Pandemie, doch mit mehr als 80.000 Arbeitslosen bleibt die Arbeitslosigkeit hoch.

Im Juni hatten sich bei der Arbeitsagentur 82.284 Jobsuchende registriert. Gegenüber dem Vormonat ist das ein Rückgang von zwei Prozent. Deutlicher fällt die Erholung gegenüber dem Juni 2020 aus. Die Arbeitslosigkeit verringerte sich um 6,3 Prozent oder 5527 Jobsuchende. Da es vor einem Jahr nach der ersten Welle der Corona-Pandemie bereits auch eine deutliche wirtschaftliche Erholung gab, zeigt der erneute Rückgang, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt nochmals verbessert hat. Die Arbeitslosenquote liegt bei 6,7 Prozent.

Kurzarbeit in Hamburg sinkt um 20 Prozent

„Die Arbeitslosigkeit geht weiter zurück, es gibt zunehmend mehr gemeldete freie Stellen und die Gesamtbeschäftigung bleibt mit rund einer Million Arbeitnehmern stabil auf hohem Niveau“, sagt Reinhold Wellen, Operativer Geschäftsführer in der Agentur für Arbeit Hamburg.

Die Zahl der Kurzarbeiter ist nach einer Hochrechnung der Arbeitsagentur bereits im März auf 94.537 Beschäftigte gefallen und hat damit erstmals die Marke von 100.000 unterschritten. Betroffen sind 10.400 Unternehmen. Aktuellere Zahlen liegen aus Abrechnungsgründen nicht vor. Gegenüber dem Vormonat ist das ein Rückgang von knapp 20 Prozent. Zu Beginn der Corona-Pandemie im April 2020 waren über 200.000 Hamburger in Kurzarbeit.

Weniger Hamburger melden sich arbeitslos

Wie sich die Lage zwischen erster und dritter Welle der Corona-Pandemie verändert hat, zeigt eine Halbjahresbilanz. So verloren 37.914 Hamburger im ersten Halbjahr 2021 ihre Stelle, während sich im Vergleichszeitraum des Vorjahres noch 46.815 Hamburger arbeitslos gemeldet hatten, also rund 23 Prozent mehr. „Diese Entwicklung zeigt, dass sich die Beschäftigungsverhältnisse in Hamburger Unternehmen stabilisiert haben“, sagt Wellen. Dennoch ist das Vor-Corona-Niveau mit rund 66.500 Arbeitslosen (im März 2020) noch weit entfernt.

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Schwierig bleibt nach Wellens Einschätzung die Jobsuche für über 50-Jährige, die als Ungelernte einen Job suchen oder inzwischen schon länger als ein Jahr arbeitslos sind. Seit April 2021 liegt die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Hamburg konstant bei 29.000. Sie machen inzwischen rund 36 Prozent an der Gesamtarbeitslosigkeit aus. Ihr Anteil hat sich seit Beginn der Pandemie um rund zehn Prozentpunkte erhöht. „Langzeitarbeitslose tragen ein höheres Risiko leer auszugehen, wenn die Arbeitskräftenachfrage nicht deutlich ansteigt“, sagt Wellen.

Noch 4000 Ausbildungsplätze zu vergeben

In rund einem Monat beginnt das neue Ausbildungsjahr. Nach den Zahlen der Arbeitsagentur gibt es noch rund 4000 freie Lehrstellen. Das sind acht Prozent weniger als vor einem Jahr. Aber rein rechnerisch haben alle unversorgten Schulabgänger noch die Chance auf einen Ausbildungsplatz, denn nur 3520 suchen noch eine Lehrstelle oder befinden sich bereits in einem Auswahlverfahren.

Die meisten freien Ausbildungsplätze (532) gibt es noch im Einzelhandel als Kauffrau oder Verkäufer, obwohl die Zahl der Ausbildungsplätze um 20 Prozent reduziert wurde. Auch wer eine Ausbildung für Büromanagement (183) sucht oder Kaufmann in der Logistikbranche (174) werden möchte, hat noch gute Chancen. Offensichtlich sind auch Banken wegen der schlechteren Jobperspektiven nicht mehr gefragt. Für den Bankkaufmann gibt es noch 112 freie Ausbildungsplätze.

Generell sind die Jobperspektiven für Azubis gut. „Denn in den nächsten sieben Jahren scheiden über 67.400 qualifizierte Arbeitnehmer aus dem Berufsleben aus“, sagt Wellen.