Hamburg. Eine Gesetzesänderung wird die Arbeitslosenzahlen wohl drastisch ansteigen lassen. Genau abzuschätzen, ist das aber noch nicht.
Wenn Arbeitsagenturchef Sönke Fock am Dienstag die Arbeitslosenzahlen für Hamburg vorstellt, dürfte noch alles im Rahmen bleiben. Nach dem Abklingen der Pandemie wird sich der Arbeitsmarkt weiter erholen, erwarten Experten. Selbst Hamburg macht sich locker und verzichtet auf die letzten Corona-Beschränkungen. Doch schon bald könnte es vorbei sein mit sinkenden Arbeitslosenzahlen in Hamburg.
Im Sommer dürfte die Zahl der Jobsuchenden sprunghaft ansteigen, auch wenn sich an den konjunkturellen Perspektiven nichts grundlegend ändert. Ursache sind die ukrainischen Flüchtlinge, die auf den Hamburger Arbeitsmarkt drängen, aber zunächst in die Arbeitslosenstatistik fallen werden. Bisher sind knapp 27.000 Geflüchtete nach Hamburg gekommen.
Tausende Ukrainer auf dem Arbeitsmarkt in Hamburg
Mit dem Stichtag 1. Juni zeichnet sich eine Gesetzesänderung ab. Denn dann werden die Ukrainer anerkannten Asylbewerbern gleichgestellt, können Hartz-IV-Leistungen erhalten und werden durch die Jobcenter betreut. „So erhalten sie Zugang zu allen Förder- und Qualifizierungsangeboten, also etwa Sprach-, Integrationskursen sowie Weiterbildungen“, sagt Dirk Heyden, Geschäftsführer des Jobcenters.
Von den aktuell knapp 72.000 arbeitslosen Hamburgern werden rund 48.000 vom Jobcenter betreut. Mehrere Tausend Ukrainer werden im Sommer hinzukommen und die Zahl der Arbeitslosen erhöhen, bestätigt auch Fock.
Arbeitsmarkt: Ausmaß der Zugänge schwer abzuschätzen
Aktuell sind rund 250 Ukrainer als arbeitslos gemeldet. „Das Ausmaß der Zugänge in den nächsten Monaten können wir allerdings schwer abschätzen“, sagt Fock. Bisher sind knapp 10.000 Ukrainer als sogenannte Bedarfsgemeinschaft erfasst und erfüllen die Voraussetzungen für eine Betreuung durch das Jobcenter. Im Laufe der Zeit werden immer mehr hinzukommen.
Aber in die Arbeitslosenstatistik geht nur ein, wer dem Arbeitsmarkt uneingeschränkt zur Verfügung steht und schnell eine Beschäftigung aufnehmen kann. Wegen Sprach- und Integrationskursen oder Qualifizierungsmaßnahmen geht Fock davon aus, dass nicht sofort alle erwerbsfähigen Ukrainer darunter fallen. Aber er rechnet damit, „dass 50 bis 60 Prozent eine Arbeit aufnehmen wollen“.
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Gute Sprachkenntnisse vorausgesetzt
Die anderen können es aus gesundheitlichen Gründen nicht oder sind durch Kinderbetreuung gebunden. „Wir gehen bisher davon aus, dass zwei Drittel der Geflüchteten keine Deutschkenntnisse haben und ein Drittel über rudimentäre Kenntnisse verfügt“, sagt Fock.
„Diese geringen Kenntnisse werden aber in den meisten Fällen nicht ausreichen, um im Dienstleistungsbereich sofort einen Arbeitsplatz zu besetzen.“ Wer noch Kurse absolviert und nicht sofort eine Arbeit aufnehmen kann, gilt als arbeitssuchend und wird nicht in der offiziellen Arbeitslosenstatistik erfasst.
Chancen in den Bereichen Pflege, Erziehung, Gesundheit
Chancen auf dem Arbeitsmarkt werden den vorwiegend ukrainischen Frauen vor allem in den Bereichen Pflege, Erziehung, Gesundheit, Hotel und Gastronomie sowie in der IT eingeräumt. Aktuell arbeiten knapp 2000 Ukrainer sozialversicherungspflichtig in Hamburg.