Hamburg. Maschinen, Werkzeuge und Büromöbel des insolventen Betriebs stehen zur Auktion. Versteigert werden auch spektakuläre Objekte.
Eine Weiterführung der insolventen Hamburger Werft Pella Sietas wird es nicht geben. Alle Versuche den Schiffbau am Standort in Neuenfelde fortzuführen haben sich zerschlagen. Die Mitarbeiter sind entlassen. Jetzt werden die Überreste von Hamburgs einst stolzer Traditionswerft versteigert. Der Insolvenzverwalter, der Hamburger Rechtsanwalt Achim Ahrendt, bietet die Vermögensgegenstände des ehemaligen Betriebs im Internet zur Auktion an.
Pella Sietas: Auktion für Einrichtung der Hamburger Werft
Zuvor wallen alle Gespräche mit Interessenten über eine Weiterführung des Schiffbaus hinter dem Este-Sperrwerk gescheitert. Jetzt kommen der Maschinenpark, Werkzeuge und Werkstatteinrichtungen – überwiegend zur Metallbearbeitung – unter den Hammer. Auch Büromöbel wie Schreibtische und Stühle werden verkauft, dazu Kantineneinrichtungen aber auch Fahrzeuge.
Insgesamt 4000 Einzelstücke des beweglichen Anlagevermögens werden vom professionellen Hamburger Industrieverwerter Netbid Industrie Auktionen zur Aktion angeboten. Interessenten können nach Terminvereinbarung die Objekte auf dem Werftgelände besichtigen.
Pella Sietas: Spektakuläre Objekte stehen zur Auktion
Spektakulärste Objekte sind aber unter anderem drei Schwimmdocks mit einer Länge zwischen 64 und 180 Metern, sowie der 1949 gebaute Hafenschlepper „Hohewiswch“. Das 180 Meter lange Schwimmdock, in dem ein großes Baggerschiff für den Bund gefertigt wurde, als Pella Sietas im Sommer vergangenen Jahres in die Pleite rutschte, ist das einzige dieser Art in Europa, das derzeit auf dem Markt ist. Interessenten sind vielfach Metallverwerter, an dem großen Schwimmdock soll dem Vernehmen nach aber auch Thyssen Krupp Marine Systems (TKMS) für den U-Bootbau in Kiel interessiert sein.
- "Manch Kleintierzüchterverein hat mehr Geld als diese Werft"
- Insolvenzverwalter hatte nur noch 16.000 Euro in der Kasse
- Warum jetzt so viele Hamburger Pleite anmelden
Mit dabei sind auch große Automatische Biege- Abkant- und Pressmaschinen mit Mindestgebotpreisen bis zu 37.000 Euro, Bolzenschweißgeräte mit Mindestpreisen zwischen 450 und 900 Euro oder Gabelhubwagen, die je nach Zustand zwischen 80 und 180 Euro angeboten werden. Aus der Kantineneinrichtung werden Großküchenanlagen mit Preisen zwischen 150 und 450 Euro angeboten.
Fest installierte und für die weitere Nutzung der Immobilie wesentliche Anlagen sind nicht Teil der Versteigerung. Dazu gehören etwa in den Werfthallen fest installierte Kräne sowie der weithin sichtbare Jucho-Portalkran. Sie sollen separat in Verbindung mit der Immobilie verwertet werden. „Für eine künftige gewerbliche Nutzung des Werftgeländes sind diese Anlagen interessant und von Wert“, betonte Ahrendt.
Pella Sietas: Letzter Angestellter verwaltet Werft-Gelände
Finanzielle Engpässe, Missmanagement und schließlich die Corona-Krise hatten die älteste noch existierende deutsche Werft Ende Juli zur Pleite geführt – nachdem der russische Eigentümer, die Pella Gruppe, selbst in Zahlungsschwierigkeiten geraten war.
„Mit den aktuellen Sanktionen wäre das sowieso schwierig geworden“, sagt der ehemalige Betriebsleiter der Werft, Martin Stolzenberger. Er ist einer der letzten Angestellten und verwaltet jetzt das verwaiste Betriebsgelände. Natürlich sei er traurig, dass jetzt der ganze Maschinenpark verkauft werde. „Aber es heißt ja. Es muss erst etwas kaputt gehen, bevor etwas Neues entstehen kann.“