Hamburg. Die Zahl der Firmenpleiten dagegen geht trotz Corona-Krise vorerst weiter zurück. Für beides gibt es ganz spezielle Gründe.
Trotz der wirtschaftlichen Verwerfungen in der Corona-Pandemie hat das Hamburger Insolvenzgericht derzeit weniger Firmenpleiten zu bearbeiten als in den Vorjahren. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in der Hansestadt ist im ersten Halbjahr auf 277 gesunken.
Das waren 14 Prozent weniger als in den ersten sechs Monaten 2020, ermittelte das Statistikamt Nord. Verglichen mit der ersten Hälfte des Vor-Corona-Jahres 2019 betrug der Rückgang sogar 30 Prozent.
Fast 1300 Hamburger Haushalte zahlungsunfähig
Zugleich aber ist die Zahl der Verbraucherpleiten enorm gestiegen. So stark, „dass schon im ersten Halbjahr mit 1282 Fällen die Zahl für das gesamte Jahr 2020 um 49 Prozent überschritten wurde“, so die Statistikbehörde. Diese Entwicklung dürfte nach ihrer Einschätzung mit rechtlichen Regelungen zusammenhängen.
So wurde die Befreiung von der Restschuld zum Oktober 2020 von sechs auf drei Jahre verkürzt, um eine schnellere Rückkehr ins gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben zu ermöglichen. „Viele Betroffene dürften ihren Antrag auf Insolvenz und Restschuldbefreiung verschoben und erst im Jahr 2021 gestellt haben“, so die Statistiker.
Bald auch mehr Firmenpleiten in Hamburg?
Den weiteren Rückgang der Firmenpleiten erklären die Statistiker auch damit, dass erst seit dem 1. Mai wieder die volle Antragspflicht bei Insolvenzen gilt. Normalerweise muss ein entsprechender Antrag spätestens drei Wochen nach Eintritt eines Insolvenzgrunds gestellt werden. Wegen der Pandemie hatte die Bundesregierung im Frühjahr 2020 die Meldepflichten für Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit jedoch vorübergehend außer Kraft gesetzt.
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Für überschuldete Firmen blieb sie unter bestimmten Voraussetzungen bis Ende April ausgesetzt. „Ob damit die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen steigen wird, wird sich voraussichtlich im zweiten Halbjahr zeigen“, so die Statistiker. Sie ermittelten für Schleswig-Holstein eine ähnliche Entwicklung wie in Hamburg. Auch im Norden sank die Zahl der Firmenpleiten, die Zahl der Verbraucherinsolvenzen dagegen war ebenfalls höher als im ganzen Jahr 2020.