Selbst Makler sind vom Nachfrage- und Preisanstieg bei Neubauwohnungen überrascht. Die Gründe dafür haben sich rasant entwickelt.
- Preisdynamik fällt bei Neubau-Eigentumswohnungen deutlich stärker als vorausgesagt aus
- Immer mehr Hamburger Stadtteile durchbrechen die 10.000-Euro-Grenze beim Quadratmeterpreis
- Rückläufige Anzahl an Neubau-Projekten kurbelt Preisentwicklung zusätzlich an
Ungewöhnlich hohe Preissteigerungen haben im vergangenen Jahr Neubau-Eigentumswohnungen in der Hansestadt erfahren. Nach einem Marktbericht des Hamburger Maklers Grossmann & Berger verteuerten sie sich mehr als doppelt so stark wie Eigentumswohnungen aus dem Bestand, und auch in diesem Jahr ist mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen.
So legte der durchschnittliche Angebotspreis für Neubau-Eigentumswohnungen in Hamburg um 16,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Die Preisdynamik fiel damit deutlich stärker als vorausgesagt aus. Für den Quadratmeter Wohnfläche müssen inzwischen im Schnitt 8.480 Euro bezahlt werden. Eigentumswohnungen aus dem Bestand verteuerten sich dagegen nur um 7,8 Prozent auf 5.100 Euro je Quadratmeter Wohnfläche.
Immobilie kaufen: Hohe Nachfrage in Rotherbaum
Im vergangenen Jahr wurden in fünf von insgesamt 23 besonders gefragten Stadtteilen Preise von mehr als 10.000 Euro je Quadratmeter Wohnfläche erreicht. Das sind Rotherbaum (15.150 Euro), Uhlenhorst (14.300 Euro), die HafenCity (11.240), Eimsbüttel (10.500 Euro) und Barmbek-Süd (10.270 Euro).
Zu diesen Stadtteilen, wo die Nachfrage nach Eigentumswohnungen besonders hoch ist, zählen auch Lokstedt (8.820 Euro), Alsterdorf (8.540 Euro) und Barmbek-Nord (8.590 Euro) mit Preisen unter dieser Schallmauer. In diesem Jahr können die Stadtteile Ottensen (9.610 Euro) und St. Georg (9.040 Euro) die Grenze von 10.000 Euro überschreiten.
Käufer scheuen den Kauf von Altbauten
Angesichts der Verteuerung an Energie gewinnen Neubauten mit einem hohen Energiestandard an Bedeutung, denn die Käufer fürchten hohe Auflagen und damit zusätzliche Kosten bei der Modernisierung von Altbauten. Außerdem fällt in diesen Bestandsbauten die jährliche Energierechnung für Heizung und Warmwasser deutlich höher aus.
„Maßgeblicher Faktor für die aktuelle Preisentwicklung ist die rückläufige Anzahl an Neubau-Projekten aufgrund fehlender Grundstücke mit Genehmigungsreife“, sagt Frank Stolz, Geschäftsleiter Neubau Hamburg von Grossmann & Berger. Die Zahl der gestarteten Neubauprojekte ist bereits seit 2018 rückläufig. 2021 wurde mit 61 Projekten und einem Minus von rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein neuer Tiefstand erreicht. Die Anzahl der angebotenen Wohneinheiten belief sich auf 1196 und reduzierte sich im Vorjahresvergleich um sechs Prozent.
Immobilien: Engpässe verteuern Bauvorhaben
Die Auswirkungen der Pandemie auf die Baubranche wie verlängerte Genehmigungsprozesse und Kostensteigerungen durch Engpässe bei Baumaterialien und Fachkräften verteuern Bauvorhaben zusätzlich. „Zudem werden Projektentwicklungen immer komplexer, was die Prozesse verlangsamt“, sagt Stolz.
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Für einen weiteren Anstieg der Preise dürfte die geplante Anhebung der Grunderwerbssteuer in Hamburg für 2023 sorgen. „Einige Interessenten möchten sich voraussichtlich diese Steuererhöhung sparen und noch 2022 kaufen“, so Stolz. Der Makler geht davon aus, dass die Kaufpreise in diesem Jahr in Hamburg auf durchschnittlich 8.950 Euro je Quadratmeter Wohnfläche steigen werden.