Hamburg. Ihr Leben neben Pferden und Schafen macht die Hanssens glücklich. Dass sie in Altengamme gelandet sind, war eher ein Zufall.
„Na ja, da passt ihr auch besser hin!“ Das hatten Nachbarn ihnen noch mit auf den Weg gegeben, als Felix und Svenja Hanssen mit ihren Kindern Smilla und Mio im November 2019 aus dem Neubaugebiet in Glinde ins neue Heim nach Altengamme zogen. Und sie hatten mit den nett gemeinten Worten recht. „Wir sind eine Familie, die es gern ruhig hat. Wir schätzen es unglaublich, wenn um uns herum nicht so viel Trubel ist und wir in der Natur sind“, sagt Felix Hanssen.
Tier, Bäume, Wiesen – davon haben sie jetzt mehr als genug. Der Garten ihres Hauses grenzt an Weiden, auf denen Heidschnucken und Pferde grasen. Nebenan kräht ein Hahn. Und im vergangenen Frühjahr konnte die Familie miterleben, wie sich in dem Storchennest hinter dem Garten erst ein Storchenmännchen niederließ, dann das Weibchen nachkam und beide schließlich zwei Junge aufzogen. „Die ersten Flugversuche endeten für eines der Jungen an der Wand des Nachbarhauses. Aber ihm ist nichts geschehen“, erzählt Felix Hanssen und die Begeisterung über dieses Erlebnis ist ihm noch immer anzuhören.
Wohnen in Hamburg: Landleben in Altengamme
Seit November 2019 lebt die Familie in Altengamme. Dass sie dort gelandet ist, war mehr zufällig – aber dennoch die Erfüllung eines Traumes. „Wir haben eigentlich gern in Glinde gewohnt. Aber wir wussten immer: Wenn wir uns nochmal verändern wollen, dann wären die Vierlande dafür der richtige Ort.“ Aktiv auf der Suche nach einem Haus dort waren sie aber nicht. Es war reiner Zufall, dass Svenja Hanssen eines Tages auf das Angebot im Internet stieß. Zwei Tage später schauten sich alle vier Haus und Garten an.
Das rote Backsteinhaus aus den 1950er-Jahren, das die Vorbesitzer nach hinten raus um etwa die Hälfte erweitert hatten. Der große Garten mit Platz für Obstbäume, Beete, Feuerstelle und Fußballspielen. „Wir waren sofort begeistert“, so der Familienvater. Auch von drinnen entsprach das Haus ihren Wünschen. „Als wir wieder wegfuhren, haben wir in Gedanken schon die Koffer gepackt. Denn genau so wollten wir leben.“
Wohnen in Hamburg: „Sind jetzt sogar noch dichter dran"
Sie kauften das Haus, strichen alle Wände und zogen ein. Nicht eine Sekunde hätten Eltern und Kinder den Umzug bereut. „Wir reden öfter darüber und haben auch noch netten Kontakt zu den ehemaligen Nachbarn – aber keiner wollte je wieder zurück.“ Der Lebensmittelpunkt mit Freunden und Schule sei auch früher schon Bergedorf gewesen – und daran habe sich nach dem Umzug nichts geändert.
„Wir sind jetzt sogar noch dichter dran. Und die Busse, die unten an der Straße halten, fahren genau zu den richtigen Zeiten, sodass die Kinder pünktlich in der Schule sind.“ Natürlich müsse man zum Einkaufen mit dem Auto fahren. „Mal schnell das Spülmittel kaufen, das man vergessen hat, ist nicht möglich.“ Aber es sei überhaupt nicht schlimm, dass man dafür nicht über die Straße gehen könne, sondern sechs Minuten zum nächsten Supermarkt fahren müsse.
Landleben mit klarem Sternenhimmel und viel Ruhe
Auch, als sich im Winter bemerkbar machte, dass ihr neues Heim ein älteres Haus ist und kein Energiespar-Gebäude („Es war schon ein bisschen kühler“), nahm die Familie dies gern in Kauf. Denn dafür hat man in klaren Nächten einen Sternenhimmel, an dem die Milchstraße deutlich zu erkennen ist. „Nie hätte ich gedacht, dass das so dicht an Hamburg und Geesthacht möglich ist. Und auch die Ruhe nachts ist herrlich.“ Dann sei selbst von der nur 750 Meter entfernten Autobahn, die sonst schon kaum zu hören ist, kein Geräusch wahrzunehmen.
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Tagsüber sind manchmal Baustellengeräusche zu hören, denn auf zwei Höfen in der Nähe wurde neu gebaut. Die alten Bauernhäuser mussten modernen Einzel- und Doppelhäusern weichen. Zuvor durften sich die Nachbarn aus den Gärten bedienen, sodass bei den Hanssens jetzt Schmetterlingsflieder und Apfelbäume aus den Bauerngärten ein neues Zuhause gefunden haben. Große Landwirtschaft gibt es kaum – bis auf einen Bauern, der Kühe hält. „Aber es gibt noch viele Alteingesessene, über die man heute noch Geschichten hört“, sagt Hanssen. „Unsere 450 Meter lange Sackgasse kommt mir vor wie ein eigenes Dorf.“
„Ich war nie so oft in der Kirche wie in der letzten Zeit“
Etwa 2200 Einwohner habe Altengamme, das ganze Leben spiele sich in einer Handvoll Straßen ab. „Nicht jeder kennt jeden, aber wir wissen aus Vor-Corona-Zeiten, dass es hier Straßenfeste und gemeinsames Grillen gibt, und hoffen, dass das bald wieder möglich ist.“ Die ersten nachbarlichen Freundschaften seien entstanden und über den Konfirmandenunterricht, an dem Smilla neuerdings teilnimmt, wird die Familie ebenfalls Teil der dörflichen Gemeinschaft.
„Ich war nie so oft in der Kirche wie in der letzten Zeit“, so Hanssen, der nicht nur von dem Pastor, sondern auch von dem hübschen Ensemble, das Kirche, Friedhof und Dorfplatz im Herzen von Altengamme bilden, begeistert ist. Ob das auch in Glinde der Fall gewesen sei, weiß er nicht. Generell gehe es in der Stadt ja nicht nur oft anonymer, sondern auch lauter und rücksichtsloser zu. „Wir haben Glück gehabt, dass wir hier das Richtige gefunden habe“, sagt er. „Es ist wie in einem Ferienhaus, nur dass wir sonnabends nicht rausmüssen.“